Ängste

Ein Gefühl, dass man immer nur als unangenehm und störend empfindet und möglichst schnell loswerden will, obwohl es auch sehr oft nützlich ist und sogar Leben retten kann, denkt man nur man an den Straßenverkehr. Ja wer kennt sie nicht, die Angst. Manchmal kommt sie nur kurz und verschwindet gleich wieder, manchmal bleibt sie Ewigkeiten.

Ich habe mich mit ihr auseinandergesetzt und tue es noch immer und für alle die es interessiert erzähle ich hier, wie es mir dabei gegangen ist.

Es kam ganz plötzlich als ich irgendwann nicht mehr unter vielen Menschen sein wollte oder auch nur ins Kino gehen, einkaufen, Bus und Bahn, Aufzug oder Autobahn fahren....! Es gab vieles wovor ich mich plötzlich fürchtete, was mir aber früher keine Probleme gemacht hat.

Ich war gerade mit meinem Freund in Urlaub als wir an einem kleinen Museum ankamen, in dem man eine Wendeltreppe hochsteigen und über die Stadt sehen konnte. Unten war noch alles gut als mein Freund freudig sagte: „Gleich stehen wir da oben“! Wir gingen hinein und sahen uns erst einmal einiges an, dann wollten wir hinaufgehen. Ich stieg einige Stufen hoch und wenige Sekunden später bekam ich diese Panik gefolgt von Herzrasen, Schwindel und Atemnot. Sofort lief ich wieder runter und stand auf meinen Beinen wie auf Eiern so zittrig.

Wahrscheinlich fing damit alles erst richtig an, denn seither bin ich keinen Turm und keine Wendeltreppe mehr aufgestiegen, jedenfalls bis zum letzten Jahr nicht.

Da war ich mit meinem Freund auf Rügen und wir sind am Kap Arkona eine kleine Wendeltreppe aufgestiegen, es war zwar nur ein kleiner Anfang aber immerhin.

Ich habe mich damals zu einer Therapie entschlossen, da ich merkte, wie mich die Angst immer mehr einschränkte und ich immer weniger unternehmen konnte.

In der Therapie habe ich gelernt mehr auf mich und meinen Körper zu achten. Zum Beispiel hatte ich lange Zeit Schmerzen im Unterbauch und war bei 3 Ärzten aber niemand konnte mir sagen, was ich habe. Ich habe dann genau darauf geachtet wann ich die Schmerzen hatte und wie stark, was ich dabei gedacht habe oder was ich gerade tat. Ich merkte, dass je mehr ich mich auf ein bestimmtes Unwohlsein konzentrierte auch das Unwohlsein zunahm. Dachte ich zum Beispiel an angenehme Dinge konzentrierte ich mich in dem Moment nicht auf die Schmerzen und so „hatte ich auch keine“. Fiel mir plötzlich ein: „Oh ich hatte ja jetzt schon 2 Stunden keine Schmerzen“ lenkte ich meine Aufmerksamkeit in genau diesem Moment wieder auf die Schmerzen und schon waren sie wieder da!

Außerdem habe ich gelernt, dass je mehr ich mich von einer Angst einfangen lasse und die gefürchtete Situation nicht mehr aufsuche, desto stärker wird die Angst und geringer die Wahrscheinlichkeit möglichst schnell wieder all die Dinge tun zu können, die mir früher nie Probleme gemacht haben.

Das heißt, wenn ich zum Beispiel Angst davor habe in eine volle Kneipe zu gehen, obwohl ich aber gerne hineingehen würde, dann kann ich nur so lernen mit der Angst umzugehen und erkennen, dass ja eigentlich gar nichts schlimmes dabei ist, wenn ich mich der Situation stelle.

Mein Therapeut hat mir diesen Angstkreislauf oder auch Teufelskreis, der sich bildet, und aus dem man so leicht nicht wieder rauskommt, wie folgt erklärt.

Es gibt Gedanken, Gefühle (Empfindungen) und die Angst. Die Frage die er mir stellte war: „Was war zuerst da?“

Also ich hatte zum Beispiel im Sommer Milch getrunken und wusste nicht genau, ob sie noch gut war oder schon sauer.

Abends im Bett machte ich mir darüber Gedanken, was passieren könnte, wenn die Milch wirklich nicht mehr gut war. Ich stellte mir unschöne Dinge vor, wie eine Vergiftung zu bekommen und mit dem Notarzt abgeholt zu werden. Über diese Gedanken merkte ich ein Zwicken im Magen und dachte mir gleich, „Das kommt bestimmt von der Milch“. Gleich bekam ich Angst, dass ich vielleicht wirklich vom Notarzt abgeholt werden müsste und steigerte mich immer mehr in die Geschichte hinein.

Dazu muß ich sagen, dass ich von klein auf sehr oft mit der Situation konfrontiert worden war, dass bei uns vor der Tür der Notarztwagen stand, weil mein Opa einen Herzinfarkt hatte oder meine Oma sehr hohen Blutdruck und ich dann immer total in Panik verfallen bin und zitternd auf meinem Bett saß vor Angst einer der beiden würde sterben.

Diese Angst hat sich bis heute nicht gelegt. Ich habe immer noch gleich Herzrasen, wenn ich einen Notarztwagen höre oder bei meinem Opa kein Licht brennt. Ich mache mir halt über alles viel zu oft viel zu große Gedanken.

Na ja jedenfalls ist das da oben der Teufelskreislauf. Über die Gedanken und Empfindungen wird die Angst immer größer und irgendwann meint man ihr entkommen zu müssen und versucht dann meistens die Situation so schnell wie möglich zu beenden.

Ein schönes Beispiel dafür ist auch das Turmsteigen.

Wenn ich also Angst habe einen Turm hoch zu steigen, dann bin ich normalerweise immer zurückgegangen und habe die Situation verlassen. Wenn ich aber lernen will mit der Angst umzugehen und sie irgendwann gar nicht mehr zu merken, (in dieser Situation) dann muß ich mich ihr stellen, das heißt ich darf die Situation nicht verlassen sondern muß entweder bis zum Ziel durchgegen (heißt den Turm ganz hochsteigen) oder wenn ich es langsam machen möchte, eine Zeit lang in der Angstsituation bleiben und vielleicht merken, dass die Angst mit der Zeit nachlässt.

Auch dies habe ich in unserem letzten Sommerurlaub ausprobiert. Wir waren vor der Siegelsäule in Berlin und ich habe lange überlegt ob ich hochgehen soll oder nicht. Normalerweise wäre ich nach den ersten paar Stufen wahrscheinlich gleich wieder umgekehrt aber diesmal bin ich weitergegangen. Ich habe nach etwa 50 Stufen eine Plattform erreicht und bin dann noch einmal über 100 Stufen aufgestiegen, wo keine Plattform mehr kam. Ich hatte natürlich wie immer Herzrasen und Schwindelgefühle und meinte die Luft würde knapp. Dann bin ich stehengeblieben und habe mir die Kritzeleien an der Wand angesehen und dann nach kurzer Pause weitergegangen. Es ging einige Wendeltreppen ganz gut so bis ich dann irgendwann das Gefühl hatte die Angst würde jetzt nicht mehr weniger sondern ehe wieder mehr, denn schließlich kamen wir immer weiter vom Ausgang weg. Wir sind auch dann nicht gleich umgekehrt sondern haben erst einmal einen Moment in der Situation verbracht. Ich war zwar nicht ganz oben aber immerhin bin ich wieder einen Turm hochgestiegen und das war für mich ein großer Fortschritt und als Belohnung und Andenken daran habe ich mir unten im Souveniershop ein Brandenburger Tor und eine Postkarte von der Siegessäule gekauft.

Dadurch dass wir meistens mit dem Wohnmobil in Urlaub fahren kommen wir auch nicht daran vorbei Autobahnen zu fahren. Mit der Zeit komme ich auch damit schon wieder besser klar. Ich weiß jetzt auch wenn man etliche Kilometer fahren muß kann man notfalls immer noch die nächste Ausfahrt nehmen und über Landstraße ein Stück weiterfahren. Außerdem habe ich mir überlegt, was schon groß passieren kann. Gut ich bin zwar in einem Stau gefangen aber nach einer gewissen Zeit komme ich wieder weiter und wenn doch irgendwas passieren sollte, kommen die Notärzte oder so schon durch. Aber was soll denn passieren!?

So ist meine bisherige Erfahrung mit dem Thema Angst. Ich habe sicherlich noch nicht alles geschafft, was ich schaffen möchte aber ich habe ja auch Zeit und ich werde versuchen in dieser Zeit noch einige positive Erfahrungen mit dem Thema „ANGST“ zu machen und gegebenenfalls werde ich dann hier auch davon berichten.

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Ich habe eine weitere Erfahrung gemacht!!! Schaut selbst!!

Zur Angstkonfrontation im Kölner Dom!!!

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