Gedichte & Ernste Geschichten

 

Eine Freundschaft besteht immer


Nicht nur manchmal, dann und wann,
wenn man den Freund
grad brauchen kann.
Freunde sind allezeit für dich da.
Sie helfen dir bei Kummer und Leid.
Freunde sind Menschen,
mit denen man alles teilt.
Sie sind bei dir in schweren Zeiten,
stehn dir zur Seite mit Rat und Tat.
Freunde helfen bei Problemen jeder Art.
All dies zu halten ist oft schwer,
denn auch Freundschaft ist vergänglich,
wie alles im Leben - nichts ist unendlich!
Unendlich schon, doch nicht unmöglich,
wie Freunde, so wie ihr und ich,
die lassen sich niemals im Stich.
Freunde fürs Leben,
die wird´s nur einmal geben.
Ob ihr es seid, das weiß ich nicht,
doch unsere Freundschaft
hat mich gelehrt,
einen Versuch ist es immer wert!

 

 

Man sagt, dass es nur 1 Minute braucht,
um eine besondere Person zu bemerken!
1 Stunde um sie einzuschätzen,
1 Tag um sie gern oder lieb zu haben,
aber ein ganzes Leben,

um sie wieder zu vergessen.

 

 

 

Der Mai

 

Von Erich Kästner

 

 

Im Galarock des heiteren Verschwenders,

Ein Blumenzepter in der schmalen Hand,

fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders,

aus seiner Kutsche grüßend über Land.

 

Es überblüht sich, er brauch nur zu winken,

er winkt – und rollt durch einen Farbenhain.

Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken.

Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein.

 

Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten.

Die Birken machen einen grünen Knicks.

Die Drosseln spielen auf ganz kleinen Flöten

Das Scerzo aus der Sinfonie des Glücks.

 

Melancholie und Freude sind wohl Schwestern,

und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee.

Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern.

Auch Glück kann weh tun, auch der Mai tut weh!

 

Er nickt uns zu und ruft: „Ich komm ja wieder!“

Aus himmelblau wird langsam Abendgold.

Er grüßt die Hügel und er winkt dem Flieder.

Er lächelt, lächelt - und die Kutsche rollt.

 

 

 

 

 

Du bist stark genug

Manche Tage
trostlos und leer
oft denkst du
du kannst nicht mehr

Doch
Du bist stark genug
denk daran
Leben ist ein Abendteuer
alles kann passieren
Du bist stark genug
darfst dich selbst nicht verlieren

Das Leben ist kein Glashaus
der kalte Wind bläßt dir ins Gesicht
nimm es hin
und duck dich nicht

Du bist stark genug
denk daran
im Sturm der Zeit
bist du noch lang nicht willenlos
die Stärke deiner Träume trägt dich fort
und du gehst Himmelweit

Bau hier keine Mauer
um dich rum
laß den kalten Wind an dich ran
aber auch den Sonnenschein
Auch wenn so mancher Traum
im Albtraum endet
hör niemals auf zu träumen

Denn du bist stark genug
gehst über Grenzen für dich
wenn du dich auf Rosen bettest
wirst du die Dornen spüren
und dennoch sind die Blüten schön
du bist stark genug
die Dornen des Lebens zu überstehen


Rita Rettweiler

 

 

Henker

von Maurice Ogden


Der Henker kam in unseren Ort
und plötzlich roch es nach Gold, Blut und Mord.
Und er ging durch die Straßen, man sah ihm nichts an,
als er vor dem Gericht seine Arbeit begann.
Der Galgen war klein und sein Balken nicht breit -
so hoch wie die Tür und etwa so weit.
Und wir fragten voll Neugier, wenn wir uns trafen,
welches Verbrechen würde er strafen?
Denn er stand vor dem Galgen, in der Hand den Strick,
und jeden von uns traf sein starrer Blick.

Wer an ihm vorbeiging, der wurde ganz klein
und hatte Angst, schuldig zu sein.
"Henker", rief einer plötzlich ganz laut,
"Für wen hast du den Galgen gebaut?"
Mit höhnischem Lächeln gab er uns drauf
statt einer Antwort ein Rätsel auf.
"Der schöne Strick ist für den bestimmt,
der mich zu seiner Richtschnur nimmt."
Dann stieg er herab von seiner Leiter
und griff sich einen Fremdarbeiter.
Wir atmeten auf, als er hing, der Mann,
denn der Tod dieses Fremden ging uns nichts an.

Am nächsten Morgen, so hofften wir,
wäre der Henker nicht mehr hier.
Und keiner fand ein böses Wort:
Was der Henker tut, ist niemals Mord.
Am Morgen darauf schien die Sonne mild
auf unsere Stadt, welch schönes Bild.
Doch nackt und schwarz im Morgenlicht
stand noch der Galgen vor dem Gericht.
Und der Henker stand dort, wo er gestern stand -
der Strick glitt spielend durch seine Hand.
Wie er so dastand vor dem Haus,
sah er wissend und sehr geschäftig aus.

Wir riefen ihm zu: "Denkst du nicht dran,
was gestern geschah mit dem fremden Mann!"
Dann wurden wir still. Uns kam der Verdacht,
der Galgen war nicht nur für den Fremden gemacht.
Da lachte er nur und schaute uns an:
"Glaubt ihr denn wirklich, es ging um den Mann?
Davon stimmt noch nicht mal die Spur,
das war nur ein Test für die neue Schnur."

Aus dem Schweigen schrie einer: "Schämst du dich nicht!"
Da sah ihm der Henker voll ins Gesicht.
"Sitzt du mit dem auf einer Bank,
der gestern hier über die Klinge sprang?"
Dann griff er den Mann mit einem Satz
und schweigend machten wir alle Platz.
Wir sahen ihn hängen und gingen bald
aus lauter Angst vor der nackten Gewalt.
Das Blut der Toten gärte im Schacht
und der Galgen schlug Wurzeln in dieser Nacht.
Die Nacht verging und im Morgenlicht
war der Galgen so hoch wie die Schrift am Gericht.

Von dem dritten, der hing, so sagte man,
er sei wegen Wucherzinsen dran.
Und der Henker erklärte: "Ihr habt's doch gewusst!
Ist der Tod dieses Juden für euch ein Verlust?"
Wir waren erleichtert, denn nun war uns klar,
dass der Henker des Juden Richtschnur war.
Doch dann haben wir seine Antwort gekriegt:
"Ein Test, ob sich nicht der Balken biegt."

Der vierte hing, sein entsetzter Schrei
rief alle Bewohner der Stadt herbei.
Und der Henker fragte: "Was habt ihr denn nun
mit diesem Mann, einem Neger, zu tun?"


Der fünfte, der sechste, wir schrieen ihn an:
"Henker, sag endlich, ist dies der Mann?"
Doch der Henker sagte: "Das war nur ein Test,
ob sich die Falltür noch öffnen lässt."

Wir gaben es auf - und fragten nicht mehr.
"Bisher sind es sechs", erklärte er.
Und Tag um Tag und Nacht um Nacht
wuchs der Galgen mit unaufhaltsamer Macht.

Sein Schatten war riesig, und die Schlinge hing glatt
über den Häusern und Dächern der Stadt.
Dann war er leer und verlassen der Ort,
und in die Stille hinein klang ein Wort.
Und das Wort war mein Name. Der Henker rief,
als ich schon eilfertig zu ihm lief.
Ich hoffte nun nach all dem Grau'n,
den Galgen mit ihm abzubau'n.

Als ich zu ihm kam, da stand er satt
im Zentrum unserer toten Stadt.
Geschäftig hielt er das Seil in der Hand,
das er leise pfeifend fester band.
Noch einmal fiel die Falltür mit Macht
hinab in den tiefen, gefährlichen Schacht.
Dann legte er plötzlich, ich stand wie gebannt,
seine knochigen Finger auf meine Hand.
"Du gemeiner Lügner", schrie ich laut,
Du hast den Galgen für mich gebaut.
Mit Absicht hast du mich belogen -
An einem Strick haben wir nie gezogen."

Belustigt grinste der Henker mich an:
"Belogen, sagst du, hätt ich dich, Mann?
Ich sagte die Wahrheit. Der Galgen hier
galt von Anfang an - nur dir!
Du warst mir der beste Henkersknecht -
Denk an das Rätsel: Du gabst mir stets recht.
Wo sind sie nun alle, die Hand in Hand
sangen von Freiheit und Vaterland?"
"Alle sind tot", sagte ich matt.
"Ermordet", sagte er, "die ganze Stadt.
Erst nahm ich den Fremden, den Juden dann.
Du ließest sie sterben, Mann für Mann."
Der Galgen hing über mir wie aus Stein.
Kein Mensch war jemals so allein.
Als der Henker mich würgte, gab es niemand mehr,
der mich retten konnte - die Stadt war leer.

 



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