Lebensgeschichten

von Berge, Täler,Haustiere und Höhlen

                                  

 

Das Lengedewunder

(von Wilhelm Ruhs  Braunschweig)

 

Die Kumpels gingen zur Schicht  Glück auf!! Vergiss die Brote nicht!

rufen die Frauen noch nach -  man fährt zur Grube unter Tag.

Sprengen lüften räumen, vom nächsten Wochenende Träumen

oder von der jungen Braut, während man das Erz abbaut.

Hundert Meter unter Tage ist nicht angenehm die Lage

Kälte, Nässe, wenig Licht doch den Bergmann ruft die Pflicht.

Sie verdienen damit ihr Brot, wer wieder heimkommt ist im Lot.

 

Spätschicht ist es 20 Uhr .... da merkt man ein Rinnsal nur.

Der schwillt an und wird bald tief, - Wassereinbruch!!!! einer rief.

Jetzt kam es auf Sekunden an, das Wasser immer stärker rann.

Schlauch und Holz, Gerätschaft schwer reißt das Wasser mit sich her.

Nur nach Oben und schnell weg zu zögern hatte keinen Zweck!

Viele schafften dieses auch, obwohl das Wasser steht zum Bauch.

Doch dem Kumpel im tiefsten Grund steht das Wasser bis zum Mund.

Er hustet schluckt und schreit, - keine Hilfe weit und breit.

Entkräftet sinkt er ohne Luft, in die kalte Wassergruft.

 

Andere geben nicht auf, trotzen diesen Wasserlauf

Längst ist das Licht erloschen sie kämpfen weiter unverdrossen.

Nur noch am Helm ein matter Schein, wühlen sie sich in den Abbau rein.

Das Wasser steigt man ringt um Luft, zum Alten Mann!!! Jetzt einer ruft.

Dort kommt das Wasser noch nicht hin!!

Nur nach Rettung steht der Sinn.

 

Müde, nass und sehr geschunden hat man sich dort eingefunden.

Im Verbruch und ohne Stützen, kann die Zuflucht kaum was nützen.

So ist in der ewigen Nacht, ein Teil der Höhle eingekracht.

Sie hat ... wie grausam muss man sagen ein paar Kumpel noch erschlagen.

Der matte Schein am Helm erlischt es schwindet jede Zuversicht.

Wann stürzt der nächste Fels herab? Zum Glück wurde die Luft nicht knapp. -

Ohne Licht und Brot, waren sie lebendig Tot.

Eingesperrt von Wassermassen, mussten die Retter davor passen.

Wie lange können wir das ertragen hört man sich die Kumpel fragen.

 

Die Retter suchten und sie bohrten an den hochgelegenen Orten,

da fand man dann auch Luft, - da leben welche!!! -  einer ruft.

Durch die Bohrung klein ließ man dann ein Mikro rein

Ja!! Wir sind am Leben, ihr müsst den Schatz nur heben.

Bohrgeräte groß und schwer, schaffte man von überall her.

Viel Aufwand für die Menschenleben die Retter wollten alles geben.

Drei Kumpels hat man hochgebracht, ein technisches Wunderwerk

vollbracht. Die Freude sie war greifbar nah, doch alle Kumpels waren

nicht da.

 

Die Pumpen liefen Tag und Nacht, das Wasser hatte zu viel Macht.

In der Höhle klein, ohne einem Lichterschein, elf Menschen

schmachteten sie vor sich hin, -  nach Wassertrinken steht der Sinn.

Der Lebenswille war noch da, das Wasser trank man wie es war.

Selbst wenn Tote darin schwammen, hat man zu trinken angefangen.

Erst zaghaft dann in tiefen Zügen, kam der Ekel zum erliegen.

                                                   

Die Retter über Tage, hielten für aussichtslos die Lage.             

Die Frauen wurden informiert, das kein Weg nach oben führt

Man hatte alles gegeben, die Männer sind nicht mehr am Leben

Es ist aus, es ist vorbei, wir geben auf die Bohrerei !!!

Die Frauen jetzt in schwarz gehüllt geben ab ein Jammerbild.

Der Pfarrer konnte auch nichts machen man räumte ab die

Bergungssachen. Die Kirche wird zum Zufluchtsort

doch Frieden findet man nicht dort.

 

Ein alter Hauer sagte dann, versucht es doch beim Alten Mann.

Der liegt hoch und wenn auch klein, wenn das Wasser kommt

ging ich hinein.... Das Gerücht machte die Rund -

da tat die Bergungsleitung kund, noch ist es nicht zu spät

es kehrte um das Bohrgerät. Wo soll der Bohrpunkt denn nun sein?

Man bohrte vage wo hinein, ohne Hoffnung ohne Ziel, nur nach dem

Gefühl. Der Bohrmannschaft ist gar nicht wohl, plötzlich ist der Grund

dort hohl.

 

Apathisch die Kumpel vegetieren, da hörten sie den Fels vibrieren.

Das Wasser kommt !!!  es ist vorbei ein Ende hat die Quälerei.

Da spüren sie ein kaltes Rohr, Rettung!!! Rufen sie im Chor.

Mit einem Taschenmesser klein drischt man auf das Rohr dann ein.

Man vernimmt das schwache Lebenszeichen, die Bohrmannschaft

Ist am erbleichen, - Kloooopfsignal!!! -  da einer ruft,

es leben welche In der Gruft!!! Ein Mikro stellt Verbindung her,

zu erkennen war nicht schwer elf Kumpels waren noch am Leben,

solche Wunder kann es geben. Jetzt gab es Nahrung, trinken,

Licht und auch neue Zuversicht.

 

Die Witwen in der Kirche trauern, das Unglück lässt alle erschauern.

Da wird ein Zettel reingereicht, der Zufall einem Wunder gleicht.

Die Namen werden vorgebracht, die Kirche leert sich jetzt mit Macht.

Alles strömt zu Bohrplatz hin, die Rettung machte wieder Sinn.

Die Bergung sollte lange wären, man hört so manchen Kumpel schwören,

da gehe ich nie wieder rein, sollt ich auch ohne Arbeit sein.

 

Die Welt schaut zu als das Finale anbricht,

elf Kumpel kommen ans Tageslicht, schnell eine Sonnenbrille her

es blendet so sehr. Der Jubel ist groß, man weint man lacht,

das Wunder ist zu Ende gebracht.

 

In die Freude mischt sich Trauer und Leid 29 Kumpel hat man nicht befreit.

Sie finden dort ihr nasses Grab, und bis auf den heutigen Tag,

mahnt ein Gedenkstein am Rettungsort, einige Kameraden liegen noch

dort. Man liest die Namen der Bergmannsleut die nur Gott aus dem Grab

befreit.  Er wird ihrer gedenken und ihnen die Auferstehung schenken.

 

Wilhelm.Ruhs @nexgo.de