Der Schulprometheus

(eine Adaption) 

 

Bedecke dir, oh Lehrerschaft,
Dein Angesicht
Und übe dich, dem Manne gleich,
Der ehrlich ist und Einsicht zeigt,
In Selbstkritik.
Kannst meine Wünsche nicht übergehen
Und meinen Willen, den du nicht geformt,
Den Widerstand,
Um dessen Glut du mich beneidest.

 

Ich kenne nichts ärmeres
Unter der Sonne als euch Lehrer!
Ihr nährt kümmerlich
Vom Zensuren geben
Und von Strafarbeiten,
Eure Majestät,
Und darbtet, wären nicht
Generationen von Schülern
Hoffnungsvolle Toren.

 

Da ich ein Kind war,
Nicht wusste, wo aus noch ein,
Schickt' ich vertrauensvoll meine Augen
Zum Lehrerpult, als wäre dort
Ein Ohr, zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meines,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

 

Wer half mir wider aller Formeln Wust,
Wer rettete vor Mathe mich,
Vor ESP?
Hab ich nicht selbst es durchgestanden,
Klopfte auch das Herz
Und glühte, jung und gut,
Betrogen Rettungsdank
Euch Schlafenden da droben?

 

Ich euch danken? Wofür?
Habt ihr die Ängste gelindert
Je des Unwissenden?
Habt ihr die Tränen gestillt
Des zu Unrecht Gescholtenen?
Hat mich nicht standhaft geschmiedet
Die allmächtige Zeit,
Schuljahr um Schuljahr -
Euer Herr und der meine?

 

Wähnt ihr etwa,
Ich sollte die Dummheit hassen
Und in mich gehen,
Damit eure stolzen Träume reifen?

 

Hier stehe ich, forme mein Leben
Nach meinen Ideen,
Ein Recht, das mir zukommt,
Nicht leiden und weinen
Nur genießen und zu freuen mich
Und eurer Schule zu spotten.                                                    
                         

Das will ich!

 

 

 

 

Anmerkung:

Diese Adaption auf "Prometheus" schrieb ich 1981 nach den

Abschlussprüfungen der 10. Klasse oder kurz davor.

Beim Weihnachtsputz 1999 fand ich das Skript wieder.

Es war nicht zu erwarten, dass es überhaupt noch existierte.

Umso größer war die Freude, als es plötzlich aus der Versenkung auftauchte.

Das Gedicht verfasste ich als Beitrag zur Abschlusszeitung,

an der ich mitwirken wollte.

Mir war gar nicht bewusst, dass ich Willens war, so hart mit den damaligen

Lehrern abzurechnen.

Nicht, dass sie es nicht verdient hätten.

Sie haben mir das Leben ziemlich schwer gemacht,

weniger in Hinsicht auf das Lernen,

als vielmehr in pädagogischer und politischer Hinsicht: 

Als Katholik, unangepasst, diskutierte ich viel und progressiv und meine Eltern

waren politisch nicht "astrein". Die meisten Lehrer stellten sich gegen mich.

Das kann einen Teenager schon schwer ankommen.

Dennoch, dieses Gedicht hätte, - bei Unwillen - 

meinem ohnehin ungnädigemRuf

auf unbestimmte Zeit den Rest geben können,

jedenfalls in der damals herrschenden Gesellschaftsordnung.

Vielleicht wiegte ich mich aber auch in Sicherheit,

weil ich eine Ausbildung in einem konfessionellen Krankenhaus vor mir hatte,

auf welches "Vater Staat" kaum Zugriff hatte (glaubten wir jedenfalls damals).

Es sollte aber gar nicht erst zu Verwicklungen

Das Geschreibsel wurde von meinen Mitschülern nicht angenommen,

ebenso wenig wie meine anderen humoristischen Beiträge

(die leider unwiderruflich verschwunden sind).

Die Abschlusszeitung wurde von den "üblichen Verdächtigen" aus den

üblichen "Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Sprüchen"

zusammengestellt,

die von einer Zeitung in die nächste abgeschrieben wurden.

Frustriert verließ ich das "Häuflein Kreativer".

Die Quittung erhielt ich dann in der Abschlusszeitung:

 

"KATHARINA SIWIK -  fehlte die Romanze.
Da fehlte - wie soll man sagen - der superlange Faden!!"

(...was auch immer man damit ausdrücken wollte...)

                                                                                                                                                                                                   

 

 

 

 

 

 

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