Die Wunderlinge des 21. Jahrhunderts

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KARL PETRIC

Die Wunderlinge des 21. Jahrhunderts

(17 Kurzgeschichten)

Siebzehn Kurzgeschichten über Menschen von denen wir nicht einmal träumen

Übersetzt von Karl Petric

Idee des Titelbildes: Karl Petric

Illustrierung: Ord. Prof. dr., Samo Kralj, doz. 

CIP KATALOGISATION - NUK / CIP ZAPIS O PUBLIKACIJI


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Die Bücherei
Rudi Fuchsenhof war Rentner. Seine Frau war schon vor vielen Jahren gestorben und seitdem hatte er sich zu Tode gelangweilt. Die freudigen Arbeitstage, die er so sehr in seinem Herzen vermißte waren nur noch eine schöne Erinnerung, darum mußte er sich etwas anderes ausdenken.
Er besuchte die Bücherei. Sein größtes Interese galt nicht den Zeitschriften oder Büchern, sondern vielmehr den Leuten und ihren Angewohnheiten. Diese schrieb er sich genau und gewissenhaft auf, zugleich aber tat er so, als ob er ein sehr interessantes Buch lese. Anfangs machte ihm das sehr viel Spaß, aber später stellte er fest, daß ihm etwas sehr Wichtiges fehlte. An einem sehr trübseligen, finsteren Tag ging er zum Puppentheater für Kinder, um sich eine Vorstellung anzusehen, die von einem Zauberer handelte, der das ganze Land verzaubert hatte. Während des Puppenspiels kam ihm wie vom Blitz getroffen der Gedanke, den er später auch akribisch in die Tat umsetzte. Zuhause gründete er sein eigenes Puppentheater, wo er sich als Puppenspieler und Zuschauer zugleich betätigte. Er kaufte sich eine fantastische Videokamera und fertigte sich kleine Puppen an, die den Angestellten und Besuchern der Bücherei ähnlich waren, wohin er fünfmal in der Woche hinging. Immer wenn er ein neues Gesicht sah, schaute er es sich genau, aber unaufällig an. Als er das Gefühl hatte, daß über eine bestimmte Person eine genügende Anzahl von Daten vorhanden waren, ging er nach Hause, wo er sich eine neue Puppe anfertigte. Mit dieser gestaltete er ein neues Spiel, das er mit der Videokamera aufnahm. Jeden Angestellten und Besucher der Bücherei verhöhnte er auf diese Weise. Das bereitete ihm viel Spaß. Auf eine komische Art und Weise fing er an zu glauben, daß er in Wirklichkeit die Leute verspottete. Alle Besucher der Bücherei kamen bei ihm an die Reihe, und zwar insbesondere diejenigen, die er nur flüchtig kannte.

Ansonsten war Rudi Fuchsenhof kein Spottvogel. Er war immer sehr höflich und hilfsbereit, halt ein Mensch, dem man vetrauen konnte, aber wenn er bei sich zu Hause alleine war, dann entpuppte er sich als ein anderer Mensch. Aus allen Leuten, egal ob Angestellte oder Mitglieder der Bücherei, machte er sich lustig. Er lachte fast immer laut auf, so daß manchmal seine Nachbarin vor seine Tür angerannt kam und laut anklopfte.Rudi hörte sofort mit dem Lachen auf, öffnete die Tür, entschuldigte sich bei ihr und lud sie zu einer Tasse Kaffee ein. Sie war nie richtig böse auf ihn und vergab ihm deswegen immer weitherzig, denn nach ihrer Meinung war Herr Fuchsenhof ein gutmütiger Mensch. Er sagte dann zu ihr, daß er sich wieder einen Possenreißerfilm angesehen und darum so laut gelacht habe. Aber der Nachbarin war nicht nach solchen Filmen zumute. Darum verschwand sie gewöhnlich auch sehr schnell. Und wenn sie nicht mehr bei ihm war, sprach er zu sich:
“Oh, du alter Waschlappen, warum bist du nicht ein Mitglied der Bücherei? Du würdest dann schon erleben, welche Ziegengebete du lernen müßtest!”

Man konnte sagen, daß Rudi ansonsten glücklich war, aber manchmal packte in große Angst angesichts der Möglichkeit, daß ihn jemand aufdecken könnte. Seine Steißbeinbeschwerden waren dagegen eine Kleinigkeit. Er wollte halt versteckt bleiben. Einige Tage nach dem letzten Besuch der Nachbarin ging er zu einer anderen Bücherei, denn die vorige hatte er schon vollständig bearbeitet und kam vorläufig nicht mehr in Betracht. Nach dem zweiten Besuch in der neuen Bibliothek geschah etwas unvoraussehbares und schockierendes. Wovor er sich am meisten gefürchtet hatte, drohte Wirklichkeit zu werden. Von einem der Büchereimitgliedern wurde er nämlich gerade dabei erwischt, als er einen Besucher genauer musterte und seine Beobachtungen notierte. Der Besucher, ansonsten noch jung, streifte ihn mit einem spöttischen Blick, danach zwinkerte er ihm demütigend zu. Rudi war beleidigt und voller Ärger, vor allem aber fühlte er in seinem Inneren große Schande. Er war bloß gestellt. Und in diesem Moment ging all seine Kraft verloren, in die er so geglaubt hatte. Sofort begab er sich ohne noch einen Funken Lebensfreude in sich zu tragen, auf den Heimweg. In seiner Wohnung verdunkelte er alle seine Fenster und ließ sich nicht mehr auf der Straße blicken. Das dauerte ungefähr 14 Tage.

Als ihm der Vorrat an Lebensmitteln und Getränken ausging sah er sich gezwungen, in das Delikatessengeschäft zu gehen. Zu seinem Schrecken lief ihm doch noch dieser unverschämte Jüngling über den Weg. Herr Fuchsenhof durchbohrte ihn mit seinen Blicken, bis dieser es schließlich merkte. Ganz ausdruckslos sah ihm der Jüngling ins Gesicht, aber gleich darauf wandte er seinen Blick in Richtung Kasse. Rudi Fuchsenhof atmete leicht auf, denn es war für ihn ein Zeichen Gottes, daß ihn dieser Junge nicht wiedererkannt hatte. In seinem Leben schien sozusagen wieder die Sonne.
Noch am gleichen Tag ging er in die Bücherei, wo er sich fuchsartig verstellte, als ob er ein interessantes Buch lesen würde. Aber in Wirklichkeit musterte er sein neues Opfer, dessen Gesten, Wörter und Minenspiel er sich in sein Notizbuch eintrug. Als er nach Hause kam, machte er sich eine neue Puppe und lachte so donnernd auf, daß seine Nachbarin energisch an seiner Tür anklopfte. Aber diesmal machte er ihr nicht auf, weil er keine Zeit hatte. Er mußte nämlich noch viel aufholen, denn er war schon ganze vierzehn Tage im Rückstand.


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Der Enigmatiker
Es gibt Menschen, die sich sehr gerne mit dem Lösen von Kreuzworträtseln, Anagrammen, Rebussen und anderen Rätselarten beschäftigen. Sie können von dem wie besessen sein. Auch Werner gehörte zu diesen Menschen, bis er sich eines Tages gezwungen sah, sein langjähriges Hobby aufzugeben. Selbst die schönsten und schwierigsten Rätsel konnten seinen Seelenhunger nicht mehr stillen, da er hinsichtlich seiner Erwartungen immer wählerischer wurde. Als er eines Tages ganz einsam in einem Kaffeehaus saß, dort seinen verlängerten Kafee schlürfte und dabei die Leute um sich herum beobachtete, durchzuckte ihn eine ungewöhnliche Idee. Er begann sich zu fragen, warum man sich denn nicht mit dem Lösen von Menschenrätseln beschäftigen sollte. Jeder Mensch hat in seinem Leben bestimmte Neigungen, die er durch Gesten, Mienenspiel, Rede, Gesang, Schrift und sogar mit dem Abführen von Müll ausdrücken kann. Jedermann ist ein besonderes und einzigartiges Rätsel der Schöpfung, das es verdient, gelöst zu werden.
Ganz und gar widmete er sich nun seiner neuen Tätigkeit. Er kaufte sich Bücher über Psychoanalyse, Soziologie, Physik, Mathematik, Anatomie und in einigen Jahren hatte er die meisten durchgelesen. Außerdem beobachtete er verschiedene Typen von Leuten und versuchte sie, zu begreifen. Alle Beobachtungen schrieb er sich sorgfältig auf. Nach vieljährigen Erfahrungen auf diesem Gebiet war er fast unfehlbahr. Sehr oft konnte er sogar Dinge voraussagen, die nicht einmal denjenigen bekannt war, die beobachtet wurden. Aber später stellte sich heraus, daß er recht hatte. Für jeden Menschen, dessen Lebensrätsel er lösen wollte, entwarf er ein spezielles Schema, das in verschiedene Bereiche aufgeteilt war. Das waren allgemeine Eigenschaften oder aber auch solche für bestimmte Menschenscharaktere. Werner beobachtete die Menschen nur und trat mit ihnen niemals persönlich in Verbindung bis zu dem Zeitpunkt, als ihr Rätsel endlich gelöst war.
In solchen Augenblicken band er sich die schönste Krawatte um, holte aus dem Schrank seinen Festtagsanzug und machte sich sorgfältig zurecht. Gewöhnlich besuchte er nämlich seine lebenden Rätsel. Er stellte sich würdevoll vor und erklärte ihnen den Grund seines Hausbesuchs. Einige Leute wollten ihm gar sofort die Tür vor seiner Nase zuschlagen, aber nachdem sie die Bedeutung seiner Nachricht begriffen hatten, blieben manche entsetzt stehen, andere wiederum machten höllische Glotzaugen. Werner war halt unübertrefflich. Die Leute sprachen mit Ehrfurcht über ihn und hielten ihn für einen Menschen mit übermenschlichen Kräften. Immer wieder schüttelte er den Kopf und lachte milde über solche Vermutungen. Als er ihnen entgegenkommend den Verlauf seiner Gedankenstrategie erklären wollte, verstand ihn niemand. Werner genoß sein unzugängliches geheimnisvolles Wissen. Auch so manchen Gerüchten, wie z.B. daß er von einem anderen Stern gekommen sei, lauschte er voller Wollust. Für ihn gab es nichts schöneres, als aus den Mündern von gewöhnlichen Sterblichen über sich Wörter des Schreckens, der Verwunderung und Bewunderung zu vernehmen. Aber der Unfehlbare hatte jetzt keine Zeit mehr zu verlieren, obwohl es manchmal ganz amüsant war, sich diese Torheiten anzuhören. Auf seinem Zeichenbrett hatte er schon einen neuen Fall, für den er drei Wochen Urlaub nehmen mußte. Seine Opfer wählte er meistens zufällig aus. Gewöhnlich ging er in die Stadt und mischte sich unter die Leute, bis er dann jemanden fand, der seine Aufmerksamkeit erregte. Auch diesmal hatte er den Eindruck, daß es keine größeren Schwierigkeiten geben dürfte. Sein Auserwählter war anscheinend ein Künstler, möglicherweise ein Maler. Viele Leute würden wohl meinen, daß Künstler, insbesonders Maler, zu den allerkompliziertesten Menschen gehören. Aber Werner war nicht ihrer Meinung, denn aufrichtige Künstler sagen viel über die Gesellschaft und sich selbst. Für ihn waren Künstler die leichtesten Fälle. Sein Forschungsobjekt war ziemlich groß, so ungefähr 1,95 m, schmal gebaut und hatte verträumte Augen. Die blaue Barettkappe auf seinem Kopf war so sehr charakteristisch, daß es schon unglaublich dumm und langweilig gewesen wäre, dieser Sache exakter nachzugehen. Sein schwarzer Mantel in Kombination mit rotem Schal war ein Merkmal, das dem Maler auf die Stirn geschrieben war.

Zunächst verfolgte er diesen Menschen unauffällig bis nach Hause und versuchte, dessen Namen herauszufinden. Nachdem sich diese Kleinigkeit erledigt hatte, schaute er sich die Wohnung des Künstlers von außen genau an. Dann machte er mit dessen Nachbarn Bekanntschaft und versuchte dann noch etwas über die auserwählte Person zu erfahren. Auf eine solche Art und Weise sammelte er viele Informationen, die er dann bei späteren Analysen gut gebrauchen konnte. Wenn jedoch manche Informationen nicht der Wirklichkeit entsprachen, versuchte er sie, wenn es möglich war, miteinander zu verbinden. Das bedeutete, daß für Werner alle Informationen wertvoll waren. Sein Künstler, den er drei Wochen beobachtet hatte, schlief gewöhnlich bis zehn Uhr morgens. Danach verließ er seine Wohnung. Jeden Tag hatte er die gleichen Klamotten an, nur die T- Shirts unterschieden sich in Farbe und von Mustern. Immer ging er den gleichen Weg und hielt bei dem gleichen Schaufenster an, wo verschiedenste Möbelstücke ausgestellt waren. Der Maler betrachtete jeden Tag mit größter Genauigkeit das zusammenklappbare Bett, an dessen Seite ein stillstehender Ventilator stand. Er tat einige Schritte nach vorne, rückte seine Barettkappe zurecht von der linken nach der rechten Seite und blieb dort eine kurze Weile stehen. Sein Blick streifte zärtlich den Himmel und dann bog er in eine schmale Straße ein. Am Ende dieser stand ein Lokal, mit dem Namen “Flattergeist”, in das er hineinging und sich ein Frühstück bestellte. Er trank einen doppelten Kaffee, aß zwei Brote mit Marmelade, rauchte zwei Zigaretten und danach machte er sich wieder auf den Weg. Er ging von Gallerie zu Gallerie und schaute sich die Gemälde von einheimischen und ausländischen Künstlern an - jedoch viel zu schnell für einen Künstler. Werner konnte beim Beobachten das Gefühl nicht loswerden, daß dieser Mann nach etwas Bestimmtem suchte. Als es schon dunkel wurde, ging der Künstler nach Hause. Ungefähr um zehn Uhr abends legte er sich zur Ruhe. Werner fiel etwas Interessantes auf: in all den drei Wochen der Beobachtungszeit machte sein Maler nicht einen einzigen Pinselstrich. Ihm schien so, als wäre sein Augenblicksliebling ein Maler in der schöpferischen Krise oder ein Schwindler, der sich in aller Dynamik seiner lügnerischen Tugend nur so benimmt. Mit diesen Gedanken machte Werner sich auf den Weg nach Hause, aber ein innerer unerklärlicher Drang trieb ihn zum Friedhof. Schon lange war er nicht mehr da gewesen und gerade an diesem Tag hatte er ungewöhnlichen Spaß an der grauenhaften Stille und an den bunten Kerzen, die ihr herrliches Licht in Richtung Himmel schickten. Er bewunderte die Grabsteine und berührte jeden mit seiner rechten Hand. Dann aber schaute er in den klaren sternenreichen Himmel. Er war so sehr in Gedanken versunken, wie schon lange nicht mehr, aber trotzdem konnte er die genaue Bedeutung der Gedanken nicht entziffern, denn alles war so Ausdrucksvoll und unheimlich. In dieser Nacht war ihm nicht dazu zumute, nach Hause zu gehen, darum übernachtete er einfach auf dem Friedhof in der Nähe der Kapelle. Vor dem Friedhof empfand er ansonsten große Furcht, aber diesmal schwiegen diese Gedankenimpulse ganz und gar. Am nächsten Morgen, als die Sonne aufging, wachte er auf. Er wollte schon nach Hause gehen, aber da erblickte er unerwarteter Weise seinen Künstler und blieb verblüfft stehen. Der Künstler hockte sich in der Nähe eines anderen Grabsteines hin, nahm einen Blumenstrauß in die Hand und begann an zu sprechen:
“Diese Blumen sind überall vom Tode umarmt, aber sie duften überhaupt nicht nach ihm. Sie sind frisch, leben und trotzen der Vergänglichkeit!”
Werner lauschte diesen ungewöhnlichen Worten, ging zu ihm und sprach ihn an:
“Entschuldigen Sie bitte meine Störung! Ich denke, daß sie bald Selbstmord begehen werden!” Der Künstler veränderte seine Haltung nicht, beinahe unmerklich hob er seinen Kopf und entgegnete äußerst gelassen:
“Mein Lieber, so wie sie!”
“So wie ich?! Wie meinen Sie das?!” schrie Werner beinahe auf.
“Manchmal beobachtet einer den anderen ganz instinktiv, weil er in ihm seine Zukunft sieht!”

 

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Die Besessene
Lada war eine Frau mittleren Alters. Sie hatte wundervolle schöne Haare und eine schlanke Linie, so daß nach der sich viele Männer umschauten. Dieser Tatsache war sie sich wohl bewußt. Ansonsten war sie sehr intelligent, gebildet und unglaublich reich; denn von ihrem schon verblichenem Mann erbte sie eine große Kette von Gastwirtschaftsbetrieben und Geschäften in denen verschiedene Artikel wie beispielsweise Schuhe, Parfüm, Textilien verkauft wurden. Aber sie hatte einen gewaltigen Fehler, nämlich sie war eine narzissoide Frau. Wenn sie sich einen Mann in den Kopf gesetzt hatte, mußte sie ihn auch bekommen, denn sie lebte in der festen Überzeugung, daß kein Mann ihr widerstehen kann. Wenn es ihr aber nicht sofort gelang, einen Mann in den Bann zu schlagen, wandte sie verschiedene Mittel an, so daß fast immer die Person ihres Verlangens zu ihr kam und sie zu einen Kaffee, zum Abendessen oder auf einen Tanzball einlud. Falls dies nicht geschah, bezeichnete sie solch einen widerspenstigen Auserwählten als einen Rohrwärmling (Homosexuällen).
An einem gewissen Tag hatte sie sich einen neuen Mann in den Kopf geschlagen, der ungefähr von ihrem Alter war und auf dem Sozialhilfeamt arbeitete. Er hieß Paul Safran. Eigentlich hatte Lada schon eine längere Zeit ihr Auge auf ihn geworfen und ihr Verlangen nach ihm wuchs so sehr, daß sie sich ein neues Auto von der Firma Renault Safran 2.2 gekauft hatte. Aber Herr Safran bemerkte sie überhaupt nicht, was sie schier aus der Fassung brachte.
Als er mit der Arbeit aufgehört hatte, lauerte sie ihm ganz unauffällig mit einer Perücke auf den Kopf auf. In der Nähe von Safrans Wohnung kaufte sie sich eine eigene Wohnung, von wo aus sie ihn fotografierte. Die Bilder vervielfachte sie dann und klebte sie an die Tür und Wände ihres Schlafzimmers. Sie beauftragte außerdem einige Privatdetektive, die ihn beobachteten und abhörten und mit besonderen Video Geräten sogar nachts filmten. Lada sah sich jede Aufnahme aufmerksam an. Jeden Tag dachte sie an ihn. Weil sie wußte, daß Herr Safran ein ständiger Besucher einer ihrer Modegeschäfte von Modekleidungen war und so trat sie dort in den Dienst als Verkäuferin. Aber sie bediente ihn nicht, sondern beobachtete ihn nur. Als er das Geschäft verließ, folgte sie ihm. Sie gingen so eine ganze Weile, er vor ihr und sie hinter ihm. Auf einmal bog Paul in ein Geschäft mit optischen Geräten ein. Wie es so schien, kaufte er sich ein Millitärfernglas. Lada war sehr verwundert darüber, aber als Paul das Geschäft verließ, versteckte sie sich erst hinter der Ecke, dann aber verfolgte sie ihn weiter. Nach ungefähr hundert Metern sah sie, wie ihr Auserwählter auf einmal in ein Fotostudio ging. Den Fotografen kannte sie sehr gut, mancher würde sogar sagen, daß sie sich schon zu gut kannten. Als Paul bereits schon gegangen war, ging sie zu ihrem alten Freund hinein:
“Oh, Grüß dich, Lada, wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen.!”
“Hey, Marko, ich habe dich schon ziemlich vermißt! Erzähl doch: wie geht es dir?”
“Eigentlich ganz gut, Lada! Ich muß dir sofort erzählen, was sich vor einigen Augenblicken ereignet hat!”

An dieser Stelle blickte er nachdenklich durch das Schaufenster auf die Straße hinaus und machte eine lange Pause, die aber für die neugierige Lada zu lang war und darum das Wort erhob:
“Nun, sag es doch, halte mich doch nicht in unnötiger Spannung!”
“Ich bin mir nicht sicher, ob du mir glauben wirst - obwohl ich weiß, daß du gut weißt, daß das was ich sage, gewöhnlich auch stimmt - aber vor ein paar Minuten war ein Mann von ungefähr deinem Alter hier. Er hatte einige Fotografien von dir bei sich und ließ sie zehmal vervielfältigen. Mir kam das sehr ungewöhnlich vor und wenn du nicht zufällig hierher gekommen wärest, hätte ich dich wahrscheinlich sofort angerufen. Hm, Lada, vielleicht hast du ihn sogar noch gesehen, bevor du in meinen Laden eingetretten bist?!”
"Woher hat dieser Mann meine Fotos? Was will er damit?"
"Vieleicht ein heimlischer Verehrer von dir?"
"Das kann schon sein. Alles ist echt sehr ungewöhnlich - Marko ich danke dir herzlich. Ich muß jetzt leider weiter, ich habe noch einige Angelegenheiten zu regeln. Richte deiner Frau doch bitte aus,daß ich sie vieleicht einmal besuchen komme! Tschüss!”
“Lieber nicht Lada, denn sie ist wegen uns beiden noch ein wenig böse, du weißt ja, wie eifersüchtig sie sein kann!”

Lada eilte durch die Tür auf die Straße, aber Paul war nicht mehr zu sehen, darum ging sie sofort nach Hause. Als sie vor ihrem Wohnungsblock ankam, hörte sie plötzlich ein grausames erschreckendes Quietschen von Autoreifen. Sie schaute erschrocken über ihre Schulter und erblickte ein Auto namens Lada Niva 1600. Noch erstaunter wurde sie, als aus dem Innern des Autos eine Person ausstieg, die sie sehr gut kannte. Sie wandte rasch ihren Blick ab und tat so, als hätte sie ihn nicht gesehen. Der Mann kam auf sie zu. Es war Paul. Er fragte sie:
“Würden Sie mich heiraten?”

Lada blickte verduzt in alle möglichen Richtungen und wahrscheinlich dachte sie bei sich, daß eine Einladung zu einer Tasse Kaffee doch ganz und gar genügt hätte .

 

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Der Häusermacher
Als ich in einem sehr kleinen Dorf ankam, daß auf keiner Landkarte eingezeichnet ist, hörte ich eine sehr ungewöhnliche Geschichte über einen Mann, der sein ganzes Leben viele Häuser gebaut hatte. Als der Mann noch jung war, strebte er danach, eine Familie zu gründen. Darum hatte er auch geheiratet. Mit viel Kraft und Willen begann er daher mit dem Bau eines Hauses. Im Schweiße seines Angesichts kam er zur freudigen Erkenntnis, daß sich sein Fleiß durchaus lohnte. Als das Haus fertig war, gebar ihm seine Frau einen prächtigen Sohn. Die Natur war wunderschön und auch mit den Leuten verstand er sich ausgezeichnet. Auch mit seiner Arbeitsstelle war er zufrieden. Er arbeitete in einem landwirtschaftlichen Großbetrieb, in dem man sich mit Hühner- und Truthahnzucht beschäftigte. Der Lohn lag ansonsten eher unter dem Durchschnitt, aber mit Ausdauer und Sparsamkeit gelang es ihm sogar, etwas Geld auf die hohe Kante zu legen, und seine Frau unterstützte ihn dabei. Im Grunde genommen gab es nichts, was die bescheidene Idylle hätte trüben können.
Eines Tages jedoch bebte die Erde. Sein Haus wurde von einem heftigen Erdbeben völlig zerstört. Anfangs war er verzweifelt, aber später faste er den festen Entschluß, sich ein neues Haus zu bauen. Mit seiner Familie wohnte er vorläufig in einer Zweizimmerwohnung, die ihm von seiner Fabrik zur Verfügung gestellt wurde. Erneut begann er mit seinem Hausbau und schon in ziemlich kurzer Zeit war er damit fertig. Sie lebten glücklich mitteinander. Die Zeit verging wie im Fluge. Mittlerweile hatte der Sohn bereits das Gehen gelernt. An Wochenenden trafen sie sich mit den Nachbarn, um zu feiern, sich köstlich zu unterhalten und um über zukünftige Pläne zu beraten. Der brave Mann sagte mehrmals zu sich selbst, daß das Leben doch etwas Wundervolles sei, denn seine alten Wunden waren schon verheilt. In diesen Gegenden machten sich mehrmals starke Stürme bemerkbar - insbesondere in der Frühlingszeit und im späten Herbst. Ohne Erbarmen streifte einer dieser Stürme durch dieses Dorf und wütete schrecklich. Er zerschmetterte mehrere Häuser, und weil sein Haus für so etwas an der richtigen Stelle stand, war es dabei. Es starben auch einige Leute. Sein Nachbar trauerte um seine Frau. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn das Haus eingestürtzt wäre und seine Frau noch leben würde, aber die Ereignisse konnte man halt nicht mehr rückgängig machen. Der Mann zog mit seiner Familie erneut in dieselbe Zweizimmerwohnung ein und begann mit den Bauarbeiten seines dritten Hauses. Sein Sohn ging schon in die vierte Schulklasse, als das Haus endlich fertig war. Zum großen Fest lud er auch seine Nachbarn ein, der den großen Verlust seiner Frau noch nicht ganz verkraftet hatte. Zu jener Zeit, war das Hauptgesprächsthema der Leute der um sich tobende Krieg. Keiner von ihnen konnte und wollte glauben, daß er wirklich ins kleine Dorf kommen würde. Nachdem sie alle viel Schreckliches erlebt hatten, waren sie nämlich der Meinung, das nichts Schlimmeres mehr geschehen konnte und durfte. Aber schon einen Monat nach der Feier erfaßte der Krieg auch diese Gegend. Zum Glück war er nicht langwierig, obwohl die Leute dies anfangs befürchteten, aber demnoch verursachte er viel Wehleid. Der Mann fiel auf die Knie und schrie zu Gott: er solle ihm kundtun, weswegen er in Ungnade bei ihm gefallen sei. Aber weil er die Antwort nicht hörte, fing er an, sein viertes Haus zu bauen. Während dieser Zeit starb seine Ehefrau. Alle Sorge fiel jetzt auf ihn. Mit unglaublichen Bemühungen und eisernem Willen erbaute er das Haus und ermöglichte seinem Sohn eine entsprechende Ausbildung. Einige Jahre später heiratete sein Sohn, sein Vater hingegen wurde kränklich. Den ganzen Tag machte er Häuser aus Pappe oder Holz. Abends trank er viel Schnaps und als er schon so betrunken war, daß er nicht mehr stehen konnte, vernichtete er alles, was er tagsüber erbaut hatte. So geschah es jeden Tag. Sein Sohn, der nach längerer Zeit dem Druck seiner Frau unterlag, schickte ihn zum Psychiater. Der alte Mann wurde von diesem sofort in eine Nervenanstalt eingewiesen. Dort machte er immer noch Pappe- und Holzhäuser und vernichtete sie daraufhin. Dies wiederholte sich immer wieder. Es schien so, als ob er sich dessen überhaupt nicht bewußt war, daß er nicht mehr beim Sohn lebte und daß er im Grunde genommen sein viertes Haus verloren hatte. Er baute unermüdlich weiter und zerstörte, was er schuf. Als sie ihn fragten, warum er das mache, war er manchmal still, aber manchmal antwortete er:

“Mein ganzes Leben habe ich Häuser gebaut, und das Spiel des bösen Schicksals vernichtete sie immer wieder. Bei jedem Bau hatte ich Hoffnung und gleichzeitig Angst. Jetzt bin ich selber das böse Schicksal für das, was ich baue, und nichts, gar nichts kann mich mehr überaschen!”

 

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Der Genaue (Der Pedant)
Der Genaue war ein Mensch, dem die Leute schon aus weiter Ferne aus dem Wege gingen, denn sie mochten ihn nicht. Er personifizierte das nicht Zumutbare, viel Nervenanstrengung und überhaupt war er für sie eine richtige Katastrophe. Er arbeitete als Zollbeamter. Obwohl er niemals befördert worden war, war er kein gewöhnlicher Angestellter. Dieser Tatsache waren sich alle Leute bewußt, die ihn kannten, denn seine Bekanntschaft hatten viele gemacht. Als zum Beispiel Schmuggler auf dem Weg zur Grenze erfuhren, wer am soundsovielten an der Grenze seinen Mann stand, jammerten sie vor Kummer: “Machen wir kehrt, der Genaue ist heute im Dienst!”
Jeden Menschen, der über die Grenze wollte, untersuchte er so haargenau, daß sogar seine Mitarbeiter ungläubig die Köpfe schüttelten. Selbst das kleinste Loch in einem Auto blieb ihm nicht verborgen. Einer Dame mittleren Alters wollte er sogar ihre wuchernden Haare abschneiden, aber zum Glück eilte der Chef des Genauen dorthin und verhinderte das drohende Fiasko. Verflucht aber war derjenige, der mit einem schmutzigen LKW oder PKW über die Grenze kommen wollte. So einem "Tunichtgut" widmete der Genaue besonders viel Aufmerksamkeit. Er nahm solche Fahrzeuge total auseinander und befahl den Opfern sich ganz auszuziehen. Nachdem sich solche und ähnliche Gerüchte auch in anderen Ländern verbreitet hatten, war niemand mehr so mutig, mit einem schmutzigen Kraftwagen den Zoll zu passieren. Nämlich dort, wo der Genaue arbeitete, herrschte Ordnung. Er war nicht nur pingelig bei der Arbeit, sondern auch noch stinkgeizig. Im Straßenverkehr war er ein richtiger Diktator. Wenn die vorgeschriebene Geschwindigkeit fünfzig Kilometer pro Stunde betrug, hielt er sich an diese Vorschrift so verbissen, wie ein Hund an seinem Knochen. Wenn er nur konnte, hinderte er andere Verkehrsteilnehmer daran, ihn zu überholen, denn so etwas Unverschämtes konnte er einfach nicht dulden. Der Genaue war wegen seines schlechten Rufes vielen Leuten bekannt.
Einiges Tages war er beim Artzt. Dieser teilte ihm mit, daß es sehr angemessen wäre, ihn für zwei Monate in die Heilanstalt wegen eines chronischen Rückratleidens zu schicken. Der Genaue war nicht gerade erfreut über diese harte Nachricht, denn er hatte ja nicht den Eindruck, daß er irgendwelche Schmerzen haben könnte. Diese Heilkur besorgten ihm diejenigen, die ihn “mochten”. Seine Vorgestellten freuten sich darüber, daß es ihnen für einige Zeit gelungen war, den Genauen von dem Zoll fern zuhalten. Die Täuschung war echt vortrefflich gelungen. Als die Fernfahrer von dieser wundervollen Nachricht hörten strahlten sie vor Wonne und Genuß so sehr, daß sie sich sofort auf ein großes Fest vorbereiteten.
Der Genaue ging zur Kur. Sofort am ersten Tag machte er die Bekanntschaft mit einem ungewöhnlichen Herrn. Dieser zählte die Löcher in der Tischdecke und Wörter, die irgendjemand ausprah so eifrig, wie ein dicker Brummer die gebratenen Hänschen. Er verbesserten jeden Redner, auch in der Mitte des Satzes, wenn jener einen Fehler gemacht hatte. Am Anfang war der Genaue überaus begeistert von ihm, aber später immer weniger. Dieser Mann zählte auch seine Schritte und mit dem Zentimetermaß machte er jeden Tag Messungen, wieviel Toilettenpapier er verbraucht hatte. Es war ein echt unglaublicher Mensch. Er war so pedantisch, daß er auch den kleinsten Fehler bemerkte. Jeden seiner Bekannten – und zu diesen gehörten viele – machte er mit zu strengen Worten auf die Tatsache aufmerksam, daß der linke oder rechte Schnürsenkel am Schuh ein wenig zu lange geraten sei. Wenn er jemanden erwischte, der sich oberflächlich rasiert hatte, machte er ihm daraus einen großen Vorwurf, auch wenn bloß ein Stoppel übriggeblieben war. Wer ihn nicht kannte, hatte himlisches Glück, aber höllisches Pech, wenn ihn das böse Schicksal in seine Nähe führte.
So seine Genauigkeit bei Ordnungsfragen, die schon an Verückheit grenzten, raubten sogar dem Genauen den Verstand. Er wünschte sich wieder zurück in die unordentliche Welt, wo er arbeitete und seine Familie hatte.
Als endlich die zwei langen Monate vergingen, ging er nach hause, und als er dort an der Haustür anklingelte, erkannte ihn seine Frau fast nicht mehr. Er schien sehr verändert.
unrasiert, ungewaschen, stinkend und eines vulgären Wortschatzes mächtig, verwandelte er im Nu seine vorher sorgsam geordnete Werkstat und sein Zimmer in ein Symbol der Unordnung und des Schmutzes. Die Mitglieder der Familie konnten sich nicht genug wundern.
Als er nach zwei Tagen wieder an die Arbeit ging, verlor sein Chef fast die Sprache. Der Genaue stank nämlich nach Knoblauch und Schnaps. An seiner Uniform fehlten viele Knöpfe und seine Beamtenkappe war zerissen. Bei der Arbeit war er nun faul und oberflächlich. Obwohl die Leute deswegen sich anfangs darüber freuten, mußten sie sich dennoch fragen, ob der Genaue möglicherweise nicht krank geworden sei. Von überall her hörte man die Leute murmeln:”Der Genaue hat eine Lücke im Kopf!”
In ihren Augen war er wie eine seltene und seltsame Tierart. Aber mit der Zeit gewöhnen sich die Leute auch an solche Veränderungen, insbesondere deswegen, weil sie sich immer sowelche gewünscht hatten. Obwohl – jetzt der Genaue oberflächlich und faul war, behielt er seinen Spitznamen. Die Fernfahrer, Schmuggler und auch andere Reisende waren jetzt froh, wenn er im Dienst war.
Aber dieses Glück war nicht von langer Dauer und es löste sich schon nach vier Monaten in Luft auf. Der Genaue wurde wieder der alte, und die Leute wunderten sich wiederrum. Weil sie sehr neugierig waren, wollten sie den Genauen zur Rede stellen, aber dieser wehrte sich mit barschem Beamtentone. Als ihn aber eines Tages sein Vorgesetzter nach der Ursache seines Ungewöhnlichen Verhaltens befragte, gab er diesem zur Antwort:
“Ich war halt auf Urlaub um mich von der Genauigkeit einfach mal auszuruhen!”

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Ein braver Beamter
Voller alltäglicher Kleinmütigkeit saßen die Beamten an ihren Schreibtischen und so manch wertvoller Mensch öffnete seinen Mund und gähnte faul. Aber in der Masse dieser Aktenhengste und – Stuten erblickte ich einen wohl kräftigen beleibten Mann, der nicht abgespannt und des Lebens überdrüßig aussah. Nein - gerade im Gegenteil. Er war voller Frische und sein Blick war alles anderes als trübe. Er war pflichtbewußt gekämmt, rasiert, gekleidet und auf den ersten Blick würde man von ihm behaupten, daß dieser Mann für alle Mitmenschen ein wahres Vorbild darstellt. Während andere Leute fluchten, als würden, sie bei einem Fluchwettbewerb teilnehmen, war unser Edi in diesem Sinne ein ganz anderer Mensch. Er war sozusagen ein Lämmlein. Wenn er jedoch an Wochenenden nach Hause kam, riß er sich den sorgfälltig gebügelten Anzug fast vom Leibe, zerzauste sich sein pedantisch gekämmtes Haar, zog sich seinen liebsten Trainingsanzug an und zischte dann gewöhnlich seine Gemahlin mit gebieterischen Tönen an, denn das Mittagsessen müßte ja schon längst fertig auf dem Tisch stehen sein. Seine Frau traute sich nicht ihm zu widersprechen, den schon öfter war es geschehen, daß sie von ihm verprügelt worden war, wenn sie sich nur ein wenig aufgelehnt hatte. Nachdem Edi seine Lieblingsspeise verschlungen hatte, schlug er seiner Frau kräftig mit der flachen Hand aufs Hinterteil, nahm sich seinen Geldbeutel und verließ dann pfeifend seine Wohnung. Er ging so ungefähr hundert meter zu Fuß und bog in eine kleine Kneipe ein. Als er eintrat, küßte er zuerst die Kellnerin, bestellte sich ein Bier und setzte sich dann an einen Tisch, wo seine alten Freunde gewöhnlich saßen. Meist verwickelten sie sich sofort in angeregte Gespräche über Frauen und Raufereien. Auf diesen Gebieten waren alle drei Freunde immer unschlagbar. Für sie gab es keine größere Schande, als ein Rauferduell zu verlieren oder von der auserwählten Frau eine Backpfeife zu kassieren. Genaugenommen war Edi eher ein Raufbold als ein Schürzenjäger. In dieser Disziplin war er einfach unschlagbar, denn in den letzten drei Jahren hatte er überhaupt kein Duell verloren und Jahr für Jahr verbesserte er seine Resultate. Das Jahr wendete sich schon dem Ende zu und Edi brauchte noch drei °planlose° Opfer. Edi führte ansonsten eine Statistik über seine Tätigkeit, aber er dachte nicht einmal im Traum daran, irgendwelchen Plan zu schmieden, wem er eine Tracht Prügel vergönnen sollte. Edi liebte die Improvisation, den er war ein Verehrer des Unbekannten und Unvorraussehbaren. So verließen dann diese drei Männer an diesem Abend die Kneipe und schlenderten in eine andere.Weil dort nichts interessantes geschah, verließen sie auch diese und gingen woandershin. So tranken sie, sprachen sehr laut miteinander und warteten darauf, daß etwas geschehen würde. Endlich erblickte Edi einen Halbstarken, der sehr betrunken war und mit schleimigen Mündelein die Kellnerin belästigte. Gerade so etwas aber konnte unser Edi nicht ausstehen, denn solche Unhöflichkeiten machten ihn rasend vor Wut, obwohl er sich manchmal ähnlich benahm und dabei nicht einmal unter Alkoholeinfluß stand. Aber das war ihm ganz und gar gleichgültig. Jetzt zählte nur das, das er endlich einen gefunden hatte, und dabei war es ganz egal, ob es ein Halbstarker, ein alter Mann, ein Betrunkener oder Nüchterner war. Edi war überhaupt nicht wählerisch. Eigentlich war jeder für ihn der Richtige, mit der Ausnahme seiner Freunde. Außer seiner Frau verprügelte er auch keine Frauen.
Er trat zum Jüngling, verbeugte sich vor ihm und fragte ihn dabei, ob vieleicht dessen Uhr zu langsam gehen würde. Der junge Mann verstand ihn nicht sehr gut, darum lachte er laut auf. Aber plötzlich schlug ihn Edi so stark ins Gesicht, daß dieser wie ein voller Kartoffelsackk zu Boden fiel. Sichtbar zufrieden marschierte Edi zu seinen Freunden zurück. Die zwei ermunterten ihn und riefen erheitert laut auf, daß er seine Sache sehr gut gemacht habe. Er selbst war allerdings der Meinung, daß er den ersten Schwinger noch ein wenig verbessern müßte. Er zwinkerte den beiden zu und lud sie in ein anderes Lokal ein. Er bezahlte Essen und Trinken. Seine Trinkerfreunde lobten und lobten seine Fähigkeiten über alle Maßen. Edi beteuerte den beiden, daß dieser Abend noch etwas besonderes werden würde. Aber Michael hatte irgendwie keine Lust mehr, darum schlug er vor, nach Hause zu gehen. Edi wollte jedoch nichts davon hören, denn er sollte auf jeden Fall seinen vorjährigen Rekord verbessern. Michael bestand hartnäckig auf seinem Vorschlag. Er hatte so sehr überzeugend argumentiert, daß sich noch der Franz auf seine Seite stellte. Edi war deswegen sehr beleidigt und wurde obendrein auch noch fuchsteufelswild. Irgendwie schwankte er zwischen beiden Gefühlen. Der anfangs noch freundliche Diskurs verwandelte sich langsam in einen stürmischen Wirbel von Gebärden und uferte in einem Schwall schlimmer Beleidigungen aus, die Michael mit einem gekonnten Ausholer bekräftigen wollte. Weil Edi schon ziemlich umnebelt war, vergaß er vollkommen auf sein Freundschaftskodex und verpaßte Michael einen solchen Schlag, daß dieser vom Stuhl flog und sich mit dem Kopf in die weiche Humuserde hineinbohrte, die im Blumentopf war. Franz wollte Edi beruhigen, aber dies gelang ihm nicht, denn er bekam etwas Hartes auf das rechte Ohr, so daß er aus dem Lokal rausflog. Der Flug wäre vieleicht bis zu jenem Standpunkte noch angenehm gewesen, wenn auf dem Gehsteig nicht die Kanalisation offen gewesen wäre und so flog der Franz mitten in das stinkende und stockdunkeles Reich der braven MitBürger. Er fing an zu schreien, nämlich anscheinend hatte er sich verletzt. Die Kellnerin nicht faul rief sofort den Rettungswagen an. Edi wünschte es nicht, auf den weiteren Verlauf dieser Geschichte abzuwarten. Darum lief er schnell nach Hause, und war so geschwind, als ob er hundert Verfolger hinter sich hätte. Beim Laufen wiederholte er die ganze Zeit den Gedanken, daß er zwanzig Strafpunkte bekommen hatte. Als er in seine Wohnung kam, setzte er sich in der Küche auf die Eckbank nieder. Dort fand er sein Heft, in dem alle seine Raufermeisterschaften notiert waren.
An diesem Abend gab es keinen Grund zur Feier, denn er hatte ja seine besten Freunde verdroschen. Gerade diese Tatsache brachte ihm eine gehörige Summe von Minuspunkten ein, weil ein solches Benehmen nach seinen Schlägerregeln ordnungswidrig war. Seufzend mußte er sich selber gestehen, daß er in diesem Jahr disqualifiziert war und darum der erwünschte Rekord nicht durchführbar ist.

Das Wochenende verging und der Montag purzelte hinein. Am Ende des Flurs erblickte ich einen sorfältig gekämmten Mann, prächtig gekleidet, im großen und ganzen machte er einen sehr ordentlichen Eindruck. Es sah so aus, als wäre er sehr guter Laune. Mit einer beamtlicher Freundlichkeit begrüßte er mich wohlwollend. Dabei dachte ich mir: Ein richtiger braver Beamter!

 

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Der Unglücksstifter
Wenn ich ein wenig in meiner Erinnerung herumwühle erscheint vor meinen Augen ein älterer Mann, der in der Stadtsmitte wohnte, wo die verkehrsreichste Straße war. Es verging fast kein Tag, daß sich an diesem Ende oder ein bißchen weiter, kein Verkehrsunglück ereignet hätte. Dieser mein Bekannter, welchen ich natürlich als flüchtigen bekenne, genoß alle Verkehrsunglücke, insbesonders, wenn Todesopfer dabei waren. Seine Name war Willi und war alles anderes als wählerisch, denn er begnügte sich auch mit kleineren Sachen, so zum Beispiel, wenn jemand von der Leiter fiel und sich die Hand gebrochen hatte.

Willi war immer, wenn er nur konnte, als erster beim Unglücksort. Manchmal hatte er in seinem Eifer sogar einen Zusammenstoß mit irgendeinem Polizisten, um besser zu sehen, was sich dort abspielt. Wenn Willi aus der Entfernung einen Knall hörte, dann war er nicht mehr zu bremsen, er ließ alle Sachen aus der Hand fallen und eilte fieberhaft an die gewünschte Stelle. So kam es, daß er wegen solcher Schnelligkeit eines Tages von seinem Fahrad fiel und sich den Kiefer brach. Von da an wurde er vorsichtiger.

Eines ausdruckslosen Tages ohne Sonne und Regen stand er ganz kleinmütig auf dem Bürgersteig, von wo er die Leute betrachtete und aus Langeweile die Aktenkofferfußgänger zählte. Aber auf einmal gab es einen Knall. Etwas lautes weckte ihn auf und als er sich in die Richtung des Schalls umschaute, kam er zur Erkenntnis, daß sich irgendein Motorist in ein Verkehrsschild verfahren hatte. Die Straße war voller Blut und Willi lebte auf. Voller Freude hätte er fast ein Ständchen gesungen.
Ein Unbekannter, der hinter seinem Rücken stand und seine Freude bemerkte, sprach ihn flüsternd an:
"Dieses Unglück habe ich verursacht und das ist noch gar nichts!"
Voll überrascht drehte sich Willi um und erwiderte mit zitternder Stimme dem Unbekannten zu: "Sie, warum sie?! Sich waren doch überhaupt nicht hier, als das geschah!"
"Sie sind im Irrtum! Es stimmt zwar, daß ich nicht hier war, aber trotzdem wußte ich, daß sich dieser Mann genau an diesem Verkehrsschild verunglücken würde und dabei hatte ich aus meinem versteckten Hintergrund ein wenig nachgeholfen. Wie sie sehen war ich erfolgreich!"
"Sie ziehen mich aber sehr unschön an der Nase herum! sagte Willi auf dies zu diesem geheimnissvollen Mann."
"Wie ich sehe glauben sie mir nicht. Ich bin ihnen deswegen überhaupt nicht böse, darum möchte ich sie am nächsten Dienstag in den Nachbarort einladen, wo ich mindestens drei Verkehrsunglücke erwarte: Einen Motoristen wieder und zwei Personenkraftwagenfahrer!"
"Sie hören sich ja so an, als wären sie überzeugt von diesem was sie sprechen und obendrein glauben sie noch, daß sie immer Erfolg haben!"
"Nein, nicht immer. Manchmal geht es mir auch daneben; jedoch muß ich betonen, daß ich in letzter Zeit bei den Gestaltungen von Verkehrsunglücken sehr zuverläßlich geworden bin."

Als sich die beiden geinigt hatten, wo und wann sie sich treffen werden, nahmen sie Abschied voneinander. Willi konnte es kaum erwarten, daß diese unerträgliche lange Woche endlich vorbei war. Als es endlich zu diesem wundervollen Moment kam, eilte Willi so sehr zu dieser Verabredung, daß er eine ganze halbe Stunde zu früh am vereinbarten Ort ankam. Er setzte sich auf die nächste Sitzbank nieder und wartete. Pünktlich auf die Minute war der Unbekannte da und begrüßte Willi:
"Sie machen mir den Eindruck, als ob sie lange auf mich gewartet hätten?"
"Nein, Nein, überhaupt nicht, gerade jetzt einige Minuten vorher kam ich hier an!"
"Das freut mich sehr! So in ungefähr fünf bis zehn Minuten wird es zum Unglück kommen!"
Willi war schon ganz ungeduldig. Er forderte den Unbekannten dazu auf ihm zu verraten, was für ein Unglück geschehen würde. Der Unbekannte erwiderte ihm, daß sich mit höchster Wahrscheinlichkeit ein BMV Motorist mit einem Auto in einen Verkehrsunfall verwickelt oder das dieser von der Straße herunterstürzen wird. Auf die unangebrachte Frage, ob viel Blut fließen werde, konnte ihm der Unbekannte nicht genauer antworten. Er gab nur seinen Wunsch preis, daß er halt sehr viel vom Guten sehen möchte.
Und es traf zu, nach ungefähr acht Minuten sauste ein BMV Motorist vorbei, welchem das Hinterrad plazte und darum von der Straße stürzte. Aber zum Glück war die Geschwindigkeit nicht allzu hoch, so das der Motorradfahrer nur leichtere körperliche Schaden davontrug. Wili jubelte ganz überrascht und begeistert zugleich auf:
"Mann o Mann, wie machen sie das nur?! Was sie vorausgesagt haben ist wirklich eingetreten!"
"Das ist nichts besonderes! Wir müssen uns ein wenig beeilen, den in ungefähr fünf bis acht minuten wird ein neues Verkehrsunglück geschehen. Dieses Mal ist unser Held ein PKW Fahrer des Opel Rekords. Mit höchster Wahrscheinlichkeit wird er in die Harfe hineinsausen!"
Genau so wie es der Unbekannte vorausgesagt hatte, geschah es auch. Zum Glück konnte der Fahrer noch rechtzeitig aus dem Auto springen, als er vorher erkannte, daß seine Bremse versagte. Das Auto stürzte aber in die Harfe und war dann auch ziemlich vernichtet, aber der Fahrer kam unverzehrt davon. Willi konnte seine Begeisterung nicht verstecken. Er wollte wissen wieso so etwas überhaupt möglich ist, aber der Unbekannte wollte ihm nichts sagen, denn er war der Meinung, daß sie sofort aufbrechen müßten, wenn sie nicht den dritten Unfall in dieser Gegend verpassen möchten. Aber als die beiden an den anderen Ort ankamen, war schon alles vorbei. Bei diesem Verkehrsunglück, wo wieder ein Opel Rekord verwickelt war, kam es nur zum geringeren materiellen Schaden. Wili war voller Freude; denn er konnte es und konnte es ja nicht glauben, denn das grenzte ja schon an schwarze Magie, aber der Unbekannte war anscheinend nicht bei bester Laune, darum sprach ihn Willi an:
"Sagen sie mir warum sind sie denn so schlechte Laune, den alle ihre Voraussagungen wurden Wirklichkeit! Ich kann es jetzt noch nicht glauben!"
"Ich bin derjenige Mensch, der ohne Todesopfer nicht zufrieden sein kann, aber anscheinend war heute nicht der richtige Tag. Ich hoffe, daß es das nächste Mal besser sein wird!"
"No, ist doch nicht so schlimm, nehmen sie es sich doch nicht zu sehr zum Herzen. Hauptsache es hat geknallt und darum bin ich auch zufrieden. Sagen sie mir bitte doch, wie sie das anstellen, sie sind für mich ein wahres Genie von dem ich sozusagen schon als kleines Kind geträumt hatte!"
"Na gut. Ich werde ihnen ein sehr einfaches Beispiel darstellen, welches ich mir vor vielen Jahren ausgedacht habe, nämlich sonst sind meine Methoden ziemlich galanter und aufgeweckterer Art.
Denn den Marian von der Nachbarschaft mochte ich nicht sehr gern, darum war ich fest entschlossen ihm eine Lektion für sein ganzes Leben zu erteilen. Dieser Nachbar hatte noch einen Menschen, der sein größter Feind war und ich wußte davon. Gegen den Marian hatte ich ansonsten nichts, aber trotzdem sah ich ihn nicht sehr gern und konnte auch nicht länger als fünf minuten in seiner Nähe weilen. Denn schon nach so kurzer Zeit wuchs mir mein Blutdruck enorm hoch an, mit einem Wort, dem Marian ging ich aus dem Wege, wann und wo ich konnte. Dem Peter war noch weniger dazu zumute sich mit ihm abzugeben, denn dieser machte ihm seine Freundin abspenstig und er nahm ihm den ersten Platz beim Kegeln ab. Peter träumte von Rache. Ich kam zum Entschluß diese Tatsache für meine persönliche Zufriedenheit auszunutzen.
Eines Tages traf ich mich mit Peter in einer Gastwirtschaft in der Nähe von der St. Paulus Kirche. Er sah sehr mitgenommen aus. Er erzählte mir, daß ihn der Marian wegen dem Bau einer kleinen Holzhütte angezeigt hatte, obwohl diese keinen störte. Auch selber war ich der Meinung, daß dies eine Unverschämtheit war, die schon an Bosheit grenzte. Denn wenn ich etwas nicht leiden kann, sind das böse Menschen! Ich deutete ihm versteckt an, daß auch der Marian nicht alles nach Regeln macht. So zum Beispiel fährt er jeden Morgen zur Arbeit und schaut nicht nach ob jemand von rechts oder links kommt und obendrein ist er auch ein Liebhaber der zu schnellen Geschwindigkeit. Zum Peter sagte ich, daß so etwas dem Marian einmal schaden könnte. Noch heute sehe ich vor mir seine haßerfüllten Augen, wie sehr sie regelrecht blitzten. Weil ich wußte, daß Peter ein Mann von schneller Handlung ist, wußte ich auch, wann er dem Marian die Todesfalle stellen würde.
Eine Woche danach stürzte Marian von der Straße in einen verhältnimäßig tiefen Graben. Als Ursache des Unfalls gaben die Polizisten eine zu schnelle Fahrt an, aber den dicken Ölfleck auf der Straße erwähnten sie nicht einmal. Jedoch Marian transportierten sie schwer verletzt in das Krankenhaus, wo er nach drei Stunden voller Leid dem Kampfe zwischen Leben und Tod unterlag. Haben sie jetzt gesehen, wie einfach es ist einen Unfall zu konstruieren, aber ich muß doch wieder betonen, daß ich damals noch ein Anfänger war."
Wili war nicht mehr begeistert, denn er war voller Reue.
"Das ist Mord. Sie sind ein Mörder!"
"Ich habe noch nie in meinem Leben jemanden umgebracht, darum kann ich ja auch kein Mörder sein!"
"Aber sie sind einer! Sie bereiten alles vor, sie Heuchler und man kann es ihnen nicht einmal beweisen, am liebsten würde ich sie anzeigen!"
"Was denken sie denn?! Natürlich mache ich die Vorbereitungen; denn ohne diese läuft doch gar nichts, aber trotzdem habe ich ein reines Gewissen!"
"Reines Gewissen?! Ich kann es einfach nicht glauben, das ich so etwas höre!"

Willi zog sich voller Schauer in die Einsamkeit zurück. Alles das gefiel ihm überhaupt nicht mehr. So kam es, daß er niemals mehr die Unglücksfälle anderer Leute genoß; denn vor seinen Augen war stets die Tatsache, daß sich hinter alldem eine unsichtbare Person versteckt, die sich Unglücksstifter nennt.


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Die Geschichte vom Untersteller und Streitbrecher
Erwin und Franz waren sich schon in ihrer frühen Kindheit andauernd feindlich gesinnt. Franz war fleißig und hatte ein gutes Herz, während Erwin faul war und ein schlechtes Herz hatte. Aber das ungewöhnliche Schicksal wollte es, daß die beiden ihr ganzes Leben zusammen verbrachten.
Die beiden gingen in den gleichen Kindergarten, in die gleiche Schule, später auf die gleiche Uni und dann bekamen alle beide einen Arbeitsplatz in dem gleichen Betrieb.
Erwin war immer sehr erfreut, wenn er jemanden anders aufwiegeln konnte. Es fiel ihm nicht schwer ums Herz, für so etwas viel Zeit aufzuwenden, denn er war ein Könner des Stufenplanens.
So war ihm bekannt, daß sich mehrere Mitarbeiter um einen höheren Posten beworben hatten, denn in der Komerzial - abteilung wollte jeder Erster Sekräter werden. Das bedeutete für Erwin die ideale Gelegenheit, auf die er schon sehr lange gewartet hatte. Er sendete allen Mitarbeitern Einladungskarten, auf denen der Treff und Zeitpunkt aufgeschrieben waren. Unter anderem stand auf der Einladung ein sehr ungewöhnlicher Satz, der große Neugier bei allen Bewerbern für die Sekretärposition verursachte.

Denn auf diesem Treffen sollten sie erfahren, wer von ihnen die Stellung in der Kommerzialabteilung bekommt. Alle platzten fast vor Neugier, und Erwin genoß es, wenn es so heftig unter seinen Mitarbeitern zuging. Als die Bewerber zum vereinbarten Lokal gingen, rätselten sie unter fortlaufender Anstrengung, wer ihnen diese ungewöhnlichen Einladungskarten geschickt haben könnte.

Bald waren alle in dem Restaurant "ESPANIA" versammelt, wo sie auf das Ereignis warteten. Nach zwei Stunden prächtiger und vollblütiger Wartezeit waren sie so klug wie vorher, denn nichts geschah. Jemand hatte sie anscheinend unverkennbar an der Nase herumgeführt und schließlich röteten sich die Gesichter auch wegen des Alkohols, nämlich drei von ihnen waren so betrunken, daß sie anfingen agressiv zu werden. Anfangs nur verbal, aber ein wenig später fingen sie sich an mit den Fäusten zu bearbeiten.

Bei der Arbeit war die Stimmung angespannt, und der Büroraum füllte sich mit Mißtrauen. Erwin war so erfreut darüber, daß er sich zweimal fast selbst verraten hätte, aber die anderen Mitglieder der Abteilung bemerkten davon nichts, denn sie waren zu sehr beschäftigt mit sich selbst. Der Streit wäre ins Unendliche gegangen, wenn Franz nicht einen Versöhnungsausflug organisiert hätte.

Franz war überhaupt ein gutmütiger Mann. Er half jedem, dem er helfen konnte, hatte ein ruhiges und angenehmes Gemüt. Weil er Steitereien nicht ausstehen konnte war er immer dazu bedacht, diese aus der Welt zu schaffen. Immer wenn ihm so etwas gelang, empfand er ein Gefühl der inneren Zufriedenheit. Die meisten Menschen mochten ihn sehr gerne, aber der Erwin war auf ihn eifersüchtig, denn er mochte es nicht wenn die Mitmenschen seinen Gegner lobten.

Der Versöhnungsausflug war ein richtiger Erfolg. Die Leute vertrugen sich wieder, die zwischenmenschlichen Beziehungen wurden wieder freundlicher. Schon aus der Schulzeit haßte Erwin die versöhnten und ins besondere galt sein Ärger dem Franz. Er fing an schwer darüber nachzudenken, wie er seinem größten Gegner eins ordentlich auswischen könnte. Wer sucht der findet und der Erwin bekam eine Idee.
Erwin beschäftigte sich in der Freizeit mit einem sehr ungewöhnlichen Hobby. Wie komisch es auch klingen möchte, denn er war ein richtiger Frauensammler und das nicht nur für seine eigenen Bedürfnisse, vielmehr auch für die der hohen Beamten.
Es war wie verhext, denn die Frauen meldeten sich ganz freiwillig bei ihm, weil Erwin sozusagen der Schlüssel zum Erfolg und Geld bedeutete. Vielmals waren das nicht gewöhnliche Frauen, die er an den hohen Beamten vermittelte, sondern es waren auch einige Minderjährige dabei. Der beste Kunde aber war sein Direktor.

Also lud er ihn zum Abendessen ins Hotel "SCANDINAVIA" ein und bot ihm eine minderjährige aus Singapur kostenlos an. Der Direktor war sehr erfreut über das günstige Angebot, denn seine Frau war sehr veschwenderich und vom Monatslohn des Direktors blieb oft nicht viel. Voller Dankbarkeit sprach er zu Erwin:
"Erwin sag mir doch, wie kann ich mich bei dir bedanken?"
"Herr Direktor machen sie sich keine Sorgen über mich, aber bei uns im Büro habe ich einen Mitarbeiter, der auch mein bester Freund ist. Er ist sehr arbeitsfreudig, gewissenhaft, hilfsbereit, fähig und bei den Mitmenschen ist er sehr beliebt. Nach meiner Meinung ist er der richtige Mann für den Posten als Hauptsekretär in der Kommerzialabteilung."
"Wie heißt er denn?"
"Franz Kapitler, Herr Direktor!"
"Ich werde ihn in mein Notitzbuch einschreiben und ihn auf der Sitzung ohne Zweifel vorschlagen. Ich denke er wird die Stelle bekommen, denn zuguterletzt müßte ja mein Wort auch etwas wert sein; nicht war?!"
"Ohne Bedenken Herr Direktor, ohne Bedenken! Trinken wir noch ein Glas Wein und seien sie unbesorgt, es geht auf meine Rechnung!"

Nach einem Monat war Franz ganz offiziell zum Hauptsekräter der Kommerzialabteilung befördert worden. Die Mitarbeiter betrachteten dieses voller Mißgunst und Argwohn. Franz wurde wegen des Verhaltens seiner Mitarbeiter sehr apatisch, denn er konnte es nicht glauben, daß ihn die Leute nicht mehr mochten, denn diese beschuldigten ihn wegen Sachen, die er überhaupt nicht getan hatte. Letzendlich hielt Franz diese unverschämte Spannung nicht mehr aus und reichte die Kündigung ein.

Von nun an konnte der Erwin mit den Leuten noch mehr Katz und Maus spielen, aber das Arbeitsklima wurde schlechter und schlechter. Erwin hätte ja ganz zufrieden sein können, aber etwas fehlte ihm. Vorher waren seine Mitarbeiter machmal gut und manchmal schlecht gelaunt, aber jetzt waren sie so in schlechter Stimmung, daß man sie nicht mehr in schlechterer Stimmung bringen konnte.
Auf einmal fühlte sich Erwin ganz überflüßig und reichte darum auch die Kündigung ein.

Erwin ging in die Gastwirtschaft und war sehr erstaunt darüber, als er den Franz erblickte. Er begrüßte ihn schön und bestellte sich einen Dreifachen.

 


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Die Pechquelle (Der Pechvogel)
Kennen sie vieleicht meinen Freund? Nein? Ich sag euch, er war eine richtige Pechquelle. Er geriet immer in Konflikt und zog dabei das kürzere Streichholz. Man konnte ihm überhaupt nicht helfen. Es schien so, als wäre er als Pechvogel geboren, aber ein komisches Ereignis heilte ihn von diesem bösen Omen:

Eines Tages spazierte er in der Stadt herum mit der Absicht, sich von den dauernden Enttäuschungen zu erholen. Plötzlich sah er aus weiter Entfernung zwei Hunde, die ungefähr vier meter auseinander saßen und sich drohend ansahen. Auf der linken Seite war ein kleiner schwarzer Hund, während der andere auf der rechten Seite groß und weiß war. Er wollte zwischen den beiden Hunden seinen Weg fortsetzen, aber da griff ihn der große Hund an, während der kleine das Weite suchte. Er hatte sich so sehr erschrocken, daß er sofort straff stehenblieb. Der große Hund bellte ihm zu, dann aber beschnupperte er ihn und ließ meinen Freund dann in Ruhe.

Zwei Tage nach diesem Ereignis, wurde mein Freund bei einem Banküberfall von irgendeinem Räuber erschossen.

 

 

 

 


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Der unhöfliche Ludwig
Den Ludwig kannten viele Leute. Er war kein Sänger, Chirurg, Direktor, Priester oder Bürgermeister, denn er war nur ein gewöhnlicher Angestellter in der Gastwirtschaftsbranche. Er arbeitete dort als Kellner. Die meisten kannten ihn jedoch nicht, wegen seiner beruflichen Tätigkeit, sondern vor allem aufgrund seiner unglaublichen Gefälligkeit und Aufmerksamkeit. Er war so sehr entgegenkommend zu den Leuten, daß so mancher wegen ihm nervös wurde. Einige schätzten ihn sehr, aber andere wiederum meideten seine Nähe. Wie dem auch gewesen sei, trotz der geteilten Meinungen könnte man behaupten, daß Ludwig etwas besonderes war.

An einem regnerischen Tag war er mit einer Frau mittleren Alters verabredet, um möglicher Weise eine nähere Bekanntschaft mit ihr zu schließen. Als er ganz durchgenäßt an der Bushaltestelle ankam, bemerkte er, daß sehr viele Leute auf den Bus warteten, der aber schon eine kleine Verspätung hatte. Ludwig machte sich schon kleine Sorgen, denn er müßte ja schon in knapp zehn Minuten am anderen Ende der Stadt sein. Er war sehr erleichtert, als er in der Ferne seinen Bus erblickte. Als dieser sich auf zwanzig meter näherte, bemerkte er, daß im Autobus kein Platz mehr war. Er konnte nur hoffen, daß von den Fahrgästen einige aussteigen würden. Sein Wunsch ging zum Teil in Erfüllung, denn der Bus hielt an, aber leider stieg nur ein Fahrgast aus. Ludwig hätte in das Fahrzeug steigen können, wenn neben ihm nicht eine Frau mit einem Kind in den Armen dagewesen wäre. Natürlich gab er den beiden Vortritt. Nachdem die Frau mit dem Kinde eingestiegen war, bemerkte er jedoch, daß sie von ihrem Gatten begleitet wurde. Sein Gewissen ließ ihn nicht ruhen, und so kam es, daß auch der Ehemann der Frau vor Ludwig einstieg. Als er endlich einsteigen wollte, bat ihn die Frau mit dem Kind im Arm, ob er denn nicht noch die anderen acht Kinder vorlassen könnte. Er erfüllte ihre Bitte und das Familienpaar bedankte sich recht schön bei ihm. In solchen Augenblicken verspürte er in seinem Inneren ein Gefühl des Glückes. Als er aus diesen kleinen Traum erwachte, mußte er erkennen, daß der Bus bereits abgefahren war. Ludwig war sich jetzt sehr Bewußt, daß er das Treffen verschmiert hatte und so ging er traurig nach Hause. Am späten Abend klingelte das Telephon und er hob ab. Eine Frauenstimme sprach zu ihm: "Sie sind ein unhöflicher und unerzogener Drecksack!"


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Gestalten, die sich in unsere Richtung ausbreiten
Das Weltall ist so groß und so zusammengedrückt, daß niemand weiß, wo der Anfang und wo das Ende ist. Eigentlich ist es nicht sehr zweckmäßig den Anfang oder das Ende eines so großen Systems zu suchen; den diese Unzweckmäßigkeit gibt uns nur ungefähre Resultate und damit riesige Irrwege. Der Anfang und das Ende bedeutet nach meiner Meinung, die Bewegung, die aber zu existieren aufhört, wenn nicht gegenseitige Verflechtungen beziehungsweise Kämpfe zwischen Leben und Tod mehr bestehen.
Wir Erdlinge leben in einem Weltall, daß die Form eines Würfels besitzt. Nebenbei sind auch andere Welträume vorhanden, die eine ähnliche Struktur und die, die anders gestaltet sind.
Wie Kristalle verwachsen sich einige in vielen Richtungen, während andere auseinander fallen und aus ihnen Krümmeln bzw. Scherben entstehen, welche gegen die kosmischen Lichter reisen, um in diesem Rahmen ihr Dasein fortzusetzen.
Unser Nachbarweltraum besitzt auch die Form eines Würfels. Dieser hat aber eine richtigere Form als der unsrige, der schon mehr einem Zylinder ähnelt. Dieser Weltraumkristall breitet sich in unsere Richtung aus, zutreffend und anscheinend unaufhaltbar. Aus diesem könnte man schließen, daß dieses gigantisches Dasein zweckvoller organisiert ist. Diese Ausbreitung über verschiedene Ausgangsenergien empfinden wir Erdmenschen auf verschiedenartige negative Weisen, wegen dem wir uns zurecht vor dem kommenden Morgen ohne Sonne, ohne Wärme, ohne bunten Farben und ohne ein Fünkchen voriger Besonderheit fürchten. Es leben zu viele Leute auf der Fläche eines kwadratkilometers, es gibt zu viele Kriege, es sind immer weniger Rohstoffe vorhanden und die Habgierigkeit zum Komfort wächst zu sehr, es gibt zu viele kriminelle Tätigkeiten, schreckliche ökologische Katastrophen, zu viele psychische Krankheiten; den diese anomalischen Erscheinungsformen spüren wir als persönliche und gesellschaftliche Einengungen. Diese Ausgangswellen verändern unsere menschliche Gattung, welche aber trauriger Weise selbstmörderisch wird. Heute bin ich der festen Überzeugung, daß solche Wirkungen nicht absichtlich verlaufen, jedoch sind diese vorwiegend Resultat einer selbstverständlichen riesigen Inhaltsform der Bewegungen.

Ich versuche mit allen möglichen Zivilisationen hier und anderswo des Kristalls in Kontakt zu kommen, vor allem wünschte ich eine Verbindung mit den Zivilisationen aus anderen Strukturen. Ganze zehn Jahre ging ich auf das höchste Hochhaus der Stadt meditieren. Mein Benehmen war ganz und gar indifferent, nur jede fünfzehn Minuten pfeifte ich auf meiner Flöte, mit welcher ich das Ende oder den Anfang einer Nachricht ankündigte. Als mir endlich der Kontakt mit den Außerirdischen geglückt war, erschrak ich so sehr, daß ich in Ohnmacht fiehl.
Aber auch nach diesem Vorfall, versuchte ich es immer wieder und endlich lachte mich wieder das Glück an; denn ich traf euch beide. Ich sorgte mich um diese Welt, welche wegen unserer Schwäche oder wegen eurer Stärke untegehen möchte. Ihr wißt überhaupt gar nicht, wie lange ich auf diesen Momnet gewartet habe, denn in meinem Kopf schwärmen eine Menge von Fragen, auf die ich gerne eine Antwort bekommen würde. Wahrscheinlich ahnt ihr nicht einmal, daß die Anwesenheit eurer Zivilisation aus dem Nachbarweltraum unsere Gattung enorm gefärdet.
Eure Wellen aller Arten von mikro-, Licht-, Schall- usw. drängen sich ohne Erbarmen in unser System ein, der voll von Mangel und Löchern ist. Euer psychischer Abfall dehnt sich bis ins unser Gedankennetz aus. Euer destruktiver Wille im kollektiven Bewußten oder sogar Unbewußten, füllen uns wie ein Gefäß voller Gewalt und Übermütigkeit.
Die Jahrhunderte ohne eure Kriege bedeuten für uns blutige Abrechnungen, weil eben unsere Zivilisation nicht die Fähigkeiten besitzt auf sinnvollere Weise solche innerlichen Gegensätze zu besiegen. Zuweilen dachte ich schon nach, auf welcher Art man in euer System eindringen könnte, aber für ein solches Unternehmen fehlt mir leider die entsprechende Kenntniss und vielleicht auch der nötige Glauben, das so etwas überhaupt möglich ist. Das Weltall ist eine große Welle, aus welcher neue wachsen.
Für unsere Sinnesorgane und für unser Intellekt sind die meisten von den Wellen für uns nicht wahrnehmbar.
Ich bin der festen Überzeugung, daß ihr uns Leuten nichts schlimmes wünscht, aber eure Bekräftigung meiner Gedanken könnte meinen Glauben noch stärken. Ich flehe Euch an, hilft uns. Ich liebe diese Welt, diese Zeit, jeden Baum, jedes Haus, jeden Menschen und wegen dieser Tatsache suche ich eine Lösung für uns alle. Wenn ich morgens aufwache bin ich ganz glücklich, wenn ich dabei in den blauen Himmel schaue; wenn ich für kurze Zeit in die Sonne gucke, dann denke ich mir dabei, ich lebe, habe Hoffnungen und Wünsche. Schon der gedanke, daß alle wundervollen Sachen zu Ende gehen könnten, macht mich krank. Trotz zahlreicher Mängel sehe ich in unserer Welt eine große Harmonie, welche sich mehr in Ordnung als in Unordnung bewegt. Ich will überhaupt nicht an einen Morgen glauben, der im Pinsel von Gottes Hand verdunstet.
Vielleicht erscheinen euch meine Wörter zu übertrieben, aber für meine Begriffe ist euer System vollkommender, weil es ja fähig ist unser Wollen, unsere Wünsche und unsere Ängste zu steuern. Unsere Welt braucht ein Ventil, durch dieses die negativen Wellen ausbrechen können um sich dann in der anderen Welt als positive verarbeiten zu lassen, und um dann als positive Wellen zur unserer Welt zurückzukehren.
Ich bin mir bewußt, daß es noch andere Wahrheitstüren gibt, an die wir aber manchmal nicht glauben möchten oder sogar können. Meine Eigenliebe läßt es nicht zu ausgedrängt zu werden, aber meine Anwesenheit in diesem großen Organismus gibt mir andauernd zu wissen, daß ich für andere Welten nur ein staubiges Teilchen bin, daß vom Licht durch verschiedene Kristalle herangereist kam. Wenn ich mich selber beobachten könnte, wie und wo ich reise, würde ich mir selber so fremd vorkommen, daß keine Erkennung unmöglich wäre. Jetzt wo ich endlich mit euch in Verbindung gekommen bin, gibt mir bitte einen Ratschlag, wenn es natürlich möglich ist, was wir machen könnten um unsere Welt zu retten.

Als Michael Aubrett mit seinem langen Monolog aufgehört hatte war er so erschöpft, daß er sofort auf der Couch einschlief.
Vicktor und Walter saßen im Lehnstuhl und machten dicke Glotzaugen; denn so etwas ungewöhnliches hatten sie noch nie gehört. Beide meinten, daß Michael ein recht schwieriger Fall sei. Die zwei Psychiatern entfernten sich ganz behutsam von dem Patienten.

Als Michael wieder aufwachte, war er sehr glücklich, denn es kam ihm so vor, als hätte er endlich seine wichtige Botschaft in die andere Welt abgeschickt und mit dieser Heldentat unsere gerettet.
Vieleicht hatte er das aber auch, wer weiß?!

 

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Wie eine Fliege
Hin und wieder geschieht es, daß so ein mancher Mensch keine Lust mehr zum Leben hat. In einer Wanderung voller Irrtümer ohne einen richtigen Sinn, kann er seine Persönlichkeit nicht fühlen. Weil er aus diesem subjektiv geschaffenem Teufelskreis nicht mer heraus findet beendet so mancher vorzeitig seinen Lebenszyklus. Andere wieder entscheiden sich für etwas anderes. So zum Beispiel existieren Leute, die wegen ihrer Armut und Ausweggslosigkeit ihren Artgenossen das Leben zu verbittern versuchen. Dann kennen wir auch noch Leute, denen die blitzschnellen Handlungen sehr ans Herz gewachsen sind und selber den Richterstock in die Hand nehmen.

Andreas war ein junger Mann, der die Nase so voll vom Leben hatte, daß es schon dumm wäre, so etwas aufzuschreiben. Alles, was er hören, riechen, kosten und insbesondere sehen konnte, verdrängte ihn in das Gebiet des bitteren Eckels. So traf er seinen Entschluß, daß er die Welt um sich nicht mehr mit den gewöhnlichen Augen sehen wollte. Darum ließ er sich eine besondere Brille anfertigen, und zwar eine mit dunklen perforierten Gläsern. Es dauerte einige Zeit, bis er sich an das komische Löchergefühl gewöhnt hatte, aber weil er die Welt, die ihn umgab so sehr haßte, bereitete es ihm keine größeren Schwierigkeiten vor, auch diese Last auf sich zu nehmen. Gewißermaßen belustigte ihn die Tatsache, daß ihm die Mitmenschen nicht einfach so unverfroren in die Augen glotzen konnten, daß er jedoch sie so lange beobachten konnte, wie er es wünschte. Wenn er freundlich blicken wollte, tat er das auch, und wenn seine Laune schlecht war, dann versteckte er sie hinter der perforierten Brille. Kurzum, brauchte er sich nicht mehr zu verstellen und darum war sein Herz voller Erleichterung. Auch der schmuckvolle Spitzname Fliege, den die Mitmenschen ihm gegeben hatten, störte ihn nicht mehr. Was einzig zählte, war die Tatsache, daß die Leute doch nicht sehen konnten, was hinter seinen Augen vor sich ging, denn hinter seiner Brille blieben alle Gefühle und Gedanken versteckt.

Als aber die Leute so boshaft wurden, daß sie ihn mit witzigen Sticheleien verhöhnten wie zum Beispiel "Hallo Fliege, wann wachsen dir denn die Flügel?!" verstellte er sich so, als wäre er eine Wurzel, irgendwo tief unter der Erde begraben.
Eine sehr lange Zeit mußte er den Spott über sich ergehen lassen, aber dann gewöhnten sich die Leute an ihn. Auch die Professoren, die ihn vorher von der Uni werfen wollten,- vor allem wegen seiner ungewöhnlichen Brille, mochten ihn später ganz gerne, denn Andreas war ansonsten ein sehr erfolgreicher Journalismusstudent. Sein Verhalten war ansonsten ganz normal und wenn er nicht so eine ungewöhnliche Brille getragen hätte, könnte man ihn von seinen Altersgenossen überhaupt nicht unterscheiden. Als aber seine Mitmenschen ihn fragten, weshalb er solch eine Brille träge, antwortete er ihnen, daß er das Leben halt satt habe. Manch anderer Geselle bohrte auf ihn weiter, warum er denn noch am Leben sei, aber Andreas setzte solchen Fragegeistern schlagfertig zu, daß halt noch sein Herz sehr munter schlägt.

Es vergingen viele Jahre und Andreas blieb seiner skeptischen Philosophie des Lebens treu. Eines Tages auf der Fete des Journalistenverbandes, geschah etwas Ungewöhnliches. Mit seinen Fachkolleggen betrank er sich ganz ordentlich. Als schon die Meisten sehr betrunken waren trafen sein Kollege und er eine überraschende Entscheidung, denn sie wollten eine Wette machen. Sein Mitarbeiter behauptete, daß Andreas seine Brille verlieren würde, aber er war natürlich nicht der gleichen Meinung. In ihrer betrunkenen Faulheit vergaßen die beide aber, worum sie überhaupt gewettet hatten. Gegen dem Ende dieses kleinen Festes war Andreas so blau, daß er dort sofort eingeschlafen war. Seine Mitarbeiter nahmen ihm die Brille weg und mit fröhlicher Gelassenheit setzten sie das Trinken fort. Als die Party zu Ende war, weckte Andreas auf und ging nach Hause. Hundemüde, gesättigt vom Alkohol und Qualme der Zigaretten warf er sich wie ein alter Waschlappen auf das Bett.

Gegen Mittag wachte er auf und machte sich das Frühstück mit Fruchtsaft zurecht. Als er die Fensterrolletten hebte, kam ihm das Licht so komisch vor und seine Augen brannten deswegen. Alles das schrieb er der gestrigen prepotenten Freude zu. Noch Glück, das er sich einen Tag Urlaub genommen hatte. Er waschte sich das Gesicht, die Beine, die Zähne und rasierte sich, dann ging er in die Stadt einkaufen. Es war ihm sehr merkwürdig zumute, daß an diesem Tag das Licht so stark und schrill war. Als er an einem schönen Garten vorbeiging, welcher voller wunderschönen Blumen war, zeigte sich ihm dieser Morgen in vielfältigen Farben. Noch die bunten Vögel, um welche er sich ansonsten überhaupt nicht kümmerte, konnten ihn einfach nicht gleichgültig lassen. Ihr Gesang war ein richtiger Balsam für seinen aufgeblasenen Kopf. Die Menschen schienen ihm angenehm und schön. Als er in das Lebensmittelgeschäft ging erfreute sich sein Blick wegen den bunten und vollen Regalen und die Verkäuferinen waren unbeschreiblich freundlich. Überhaupt kam ihm die Welt schon zu sehr schön vor. Was war geschehen? Diese Frage beschäftigte ihn noch den ganzen Tag.

Am nächsten Morgen ging er zur Arbeit. Vor dem Gebäude wo er angestellt war traf er einige seiner Mitarbeiter. Dabei war auch derjenige mit dem er gwettet hatte und dieser sprach ihn auch an:
"Sei gegrüßt Herr Kollegge, ich gebe dir deine Brille zurück. Du weißt doch, ein bißchen Spaß muß sein!"
"Brille?! stotterte Andreas."
Andreas war sehr erstaunt und gleichzeitig erschütternd überrascht. Er setzte sich die Brille auf und folgte seinen Mitarbeitern ins innere des Gebäude. Als er mit der Arbeit fertig war, ging er nach Hause. Ganze sechs Jahre leistete ihm diese Brille Gesellschaft und nicht einmal in all dieser Zeit nahm er sie ab, aber heute ...
Sofort reißte er sich die Brille fast vom Gesicht und sagte kleinlaut zu sich selbst: "So wie Fliegen sollten zu guter Letzt nur die Fliegen sehen!"

 


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Die Wörterstricker (Die Gedankenstricker)
Vor zwei Monaten zog ich in eine ganz hübsche Stadt um, die nicht klein und auch nicht groß war. Immer wenn ich einen Spaziergang durch diese Stadt unternahm um mich vom Malen ein wenig auszuruhen, konnte ich beim Springbrunnen des seelischen Friedens einen Haufen Menschen sehen, die scheinbar ohne sichtbaren Grund um diesen versammelt waren. Aber ein wenig später hatten sich diese Leute immer schnell in verschiedene Richtungen verstreut. Auf den ersten Einblick gab es zwischen ihnen keine Ähnlichkeiten, denn sie wirkten eher sehr unterschiedlich. Einige sahen nett, andere wiederum nicht so nett aus. Während manche von ihnen sehr elegant angezogen waren, begnügten sich die anderen mit Arbeitskleidern. Gerade dieser zu sehr auffallende Kontrast eregte meine höchste Aufmerksamkeit.

An einem gewissen Tag war ich so sehr neugierig, daß ich fast aufgeplatzt wäre und deswegen folgte ich einem dieser Personen. Der Mann war klein, hatte eine Vollglatze und sein Körper steckte in einem ziemlich zerrissenem Arbeitsanzug, welchen nur noch der Wunder Gottes zussammenhielt. Der Mann biegte ihn ein Lebensmittelgeschäft ein. Die Verkäuferin begrüßte ihn sehr freundlich und er erwiderte die Begrüßung mit größter Höflichkeit. Anscheinend kannte sie ihn gut. Auch ich ging ins Geschäft. Der Mann mit dem Arbeiteranzug traf sich mit noch weiteren fünf Männern. Zwei von denen sahen so aus wie Bettler, ziemlich unordentlich. Die anderen drei Herren waren aber sehr ordentlich angezogen. Als sie miteinander einige Worte auswechselten war ich Zeuge einer ungewöhnlichen Unterhaltung. Wenn ich aufrichtig sein darf, muß ich mir selbst gestehen, daß ich sie kaum verstehen konnte, als ob sie in einer fremden Sprache sprechen würden. Als die Herren das Geschäft verlassen hatten nahm ich behutsam die Verfolgungsjagd weiter auf. Es wurde mir nämlich ein wenig kalt unter den Füssen, denn ich wußte ja zu guter letzt nicht, mit welchen Leuten ich es zu tuen hatte. Ich dachte an verschiedene Möglichkeiten. Meine Voraussetzungen spielten mit dem Gedanken, daß diese hätten Freimaurer, fanatischer Gläubiger oder Satanisten sein können. Durchaus Angler oder Frigadellenmacher waren sie bestimmt nicht. Über diese Tatsache war ich mir ganz und gar im Klaren.

Nach einigen minuten Fußmarsch kam ich ans äußere der Stadt an. Ich erblickte ein ziemlich großes Haus, in welches die Männer hineingingen. Als ich wenige Momente später zur Haustür ankam, bemerkte ich das an dieser ein Schild mit einer ungewöhnlichen Inschrift vorhanden war: Verband der Wörterstricker.
Ohne das ich anklopfte ging ich hinein. Meine Überraschung war ziemlich groß, als ich drinnen viele Leute erblickte. Nach dem zählen der Tische, wußte ich das es zehn waren und hinter jedem saßen drei Menschen. Frauen waren anscheinend nicht die Stärke dieses Clubes, denn es gab nur drei Mitgliederinen, die aber eine eigene Gruppe bildeten. Obwohl ich wie ein Theaterschauspieler oder wie eine Gedenkstatue mitten des Raumes stand, hatte mich niemand recht bemerkt. Darum begann ich im Zimmer hin und her zu gehen, um sich das Wissen über den Inhalt ihrer Tätigkeit zu verschaffen. Sie saßen beim Tisch und hatten vor sich ein Blatt Papier. Die Leute waren ganz und gar in ihren Gedanken versunken und eine richtige Wonne war es sie bei dem zu beobachten. Aus ihren Tätigkeiten konnte ich nicht beurteilen, was sie überhaupt trieben, darum fragte ich jemanden aus einer nahestehenden Gruppe, der bei der Eingangstür saß, aber dieser schüttelte nur schweigsam seinen Kopf. Auf einem kleinem Papierblättchen shrieb er etwas auf und drückte es mir in die Hand. Auf dem Zettel stand, daß ich mich noch zwei Stunden für eine Antwort gedulden müßte. Weil ich aber so unverschämt neugierig war, hätte ich auch zehn stunden warten können.

Ich setzte mich auf einen leeren Stuhl und verschiebte mich hin und wieder nervös. Im weiten Bogen schaute ich einmal auf die linke und ein andermal auf die rechte Seite, aber trotztem verstand ich nicht das Geringste. Alles was ich aus diesen Handlungen sah, war eigentlich nur die Tatsache, daß die Menschen im Grundegenommen die Wörter gliederten und vieleicht danach diese mit sich verbindeten.

Als die zwei unerträglich langen Stunden vergangen waren, sprach mich der Mann, der mir den Zettel gegeben hatte endlich an. Er fragte mich nach dem Grunde der Störung. Ich teilte ihm mit, daß der Zufall mich hier hin gebracht hätte, das ich aber jetzt ein sehr großes Interesse für diesen Verband empfinde und wenn es möglich wäre ein Mitglied zu werden. Er antwortete mir, daß sie sich in diesem Zimmer zweimal pro Woche für zwei Stunden treffen. Sie beschäftigen sich mit dem zergliedern einzelner Wörter, welche sie dann versuchen sinnvoll zu verbinden. In jeder Gruppe sind drei Mitglieder, die drei verschiedene Wörter verarbeiten und diese ist eine selbständige Zelle, welche von den anderen getrennt ist. Er sagte mir aber auch, daß es möglich wäre, ein Mitglied zu werden, wenn der Kandidat zwei Hauptbedingungen erfüllen würde.
Die erste wäre, daß man ein Gewerbebetreibender sein müßte. Die zweite schrieb vor noch zwei Handwerker beziehungsweise Gewerbebetreibender einzuschalten um auf solche Weise eine neue Gruppe zu bilden. Unter anderem veriet er mir auch, das sie diesen Raum schon vor mehr als sechs Jahren gekauft hatten, aber die Zahl der Mitglieder vergrößerte sich nicht wesentlich. Ansonsten gab es viele begeisterte Anfänger von denen die meisten ermüdeten. Als ich ihn um eine Erklärung bat, was Wörterstrickerei überhaupt sei sprach er voller ruhigen Stolze:
"Jedes Mitglied dieses Verbandes beschäftigt sich mit dem eigenem Wort im Rahmen seiner Gruppe. Der untersuchte Begriff kann aus dem Alltag, aus der Bibel, Kunst, Wissenschaft usw. oder aus dem Handwerkerfachgebiet sein. Der Kern dieser Handlungen besteht in dem, daß jenige auf diese Weise das Wort zerlegen und sich damit eine tiefere Kenntnis über dieses verschaffen, dann aber kommt es zu Verbindungen mit anderen Wörtern, die wieder vom zweiten und dritten Mitglied der Gruppe untersucht werden!" Er zeigte mir sogar ein leichtes Beispiel:
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Wind Brücke Geschäft
Luft Verbindung Lebensmittel
Geschwindigkeit Abgrund Möbel
Bewegung Zug Spielzeug
Natur Verkehr Lastwagen
Wasser Fluß Gummiboot
Wald Stahl Holz

Wenn ihr wüßtet, was für Verbindungen hier entstanden, würden sie sich bestimmt an den Kopf fassen. Von meinem Gesprächspartner wollte ich wissen, warum sie sich denn mit dieser Sache überhaupt beschäftigen. Sehr selbstbewußt und treuherzig zugleich erwiderte er:
"Damit stärken sich unsere Menschlischen Verbindungen,in den Wörtern erlernen wir die Tiefe der inneren und äußeren Gedanken. Wir lernen auch ziemlich schnell verschiedene Gedanken aus verschiedenen Fachgebieten kennen, und diese auch mit unseren Berufsinteressen zu verbinden und das bringt uns die Innere Ruhe. Wir fühlen uns stark, gesund, selig, geliebt und innerlich voll!"

"Aber wenn man bedenkt, daß ihr alle gewerbebetreibende Handwerker seid bin ich der Meinung, das ihr von dieser Tätigkeit keinen materiellen Proffit habt, nicht wahr?"
"O, junger Mann, sie irren sich sehr. Mit der kräftigung unserer menschlichen Beziehungen und mit der vervollständigung unseres Wissens über verschiedene Fachgebiete des Lebens steigern wir uns auch auf der Finanzebene. Die Wörterstrickerei beziehungsweise Gedankenstrickerei konstruiert uns eine helle Zukunft und über diese Tatsache sind wir völlig überzeugt. In der Zukunft wartet auf uns das Reichtum in der Form des Geldes und des seligen Friedens, welches die Grundlage für ein gesundes und zweckvolles Lebens ist!"

Aus dem Munde des vermeintlich extremen Materiellisten hätte ich solche Antwort nicht erwartet, darum verließ ich sehr nachdenklich und überrascht zugleich diesen Verband. Teilweise war ich über diese Tatsache begeistert, daß auf der Welt so ausgezeichnete Menschen leben, aber anderseits empfand ich im meinem Inneren eine Prise von trauer. Denn auf einmal tat es mir fast schon leid ein Künstler statt ein Handwerker zu sein.

 

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Das Echo der Zukunft
Ganz am Rande der Stadt gibt es eine Dienststelle, welche nicht die Zukunft hervoraussagt, vielmehr andere neugierischen Leidenschaften mancher guten Bürger befriedigt. Sie enthüllen der Kundschaft für nur wenige Geldscheine, wie ihr Leben sich entwickelt hätte , wenn sie manchen Lebensschritt in der Vergangenheit anders gemacht hätten. Das Geschäft blüht und die meisten Menschen sind nach so einer Beratung sehr zufrieden.

Herbie war mit seinem Leben nicht zufrieden, obwohl ihm auf den ersten Blick an gar nichts fehlte. Er hatte eine wundervolle Frau, prächtige Kinder, ein großes und schönes Haus, ein verhältnismäßig gutes Auto und eine interessante Arbeit. Trotz aller dieser Vergünstigungen fühlte er in seinem Leben eine gewaltige Lücke und das war seine Durchschnittlichkeit. Es reizte ihn sehr ein Künstler zu sein. Anders, herrlich, weise und über alle gewöhnlichen Sterblichen zu sein, genau so stellte er sich die Rolle des Künstlers vor.

Als er das erste mal von diesem Beratungsbüro hörte ging er ohne zu zaudern dorthin, obwohl nur aus purer Neugier. Seiner Frau sagte er davon gar nichts, denn sie hätte ihn sowieso nicht verstanden. Sie war der felsenfesten Überzeugung, daß ihr Mann in der Rolle als Gatte und Vater glücklich ist und über seinen versteckten Wünschen wußte sie überhaupt gar nichts. Als Herbie an der Tür dieser Behörde anklopfte, meldete sich im Innerem des Zimmers eine angenehme Frauenstimme die ihm Eintritt gewährte. Als er hineinging wurde ihm bekannt, daß dies die Sekräterin war. Sie sagte dem Vorgesetzten Bescheid und dieser empfang ihn sehr freundlich:
"Schöner gruß Herr ... ?"
"Entschuldigen sie bitte, gestatten Herbert Mech!"
"Nun, Herr Mech, was hat sie denn zu uns gebracht?"
"Ich bin mit meinem Leben nicht zufrieden!"
"Und, in welcher Hinsicht?"
"Es interessiert mich, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich nicht geheiratet hätte und stattdessen Künstler geworden wäre?"
"Herr Mech, wahrscheinlich sind sie sich der Tatsache bewußt, daß dieses eine sehr komplexe Frage ist, für die eine längere Überlegung sehr angebracht wäre. Bitte, geben sie mir ihre persönlichen Daten, eine Farbphotographie von ihnen und eine Farbphotographie von ihrem Geburtsort."
"Das alles brauchen sie?!"
"Ja, Herr Mech."
"Könnte ich ihnen alle diese Sachen morgen bringen?"
"Sie können und dürfen Herr Mech! Unsere Dienststunden sind von zehn bis sechzehn Uhr!"

Sie verabschiedeten sich sehr freundlich, Herbie verließ dieses Büro und machte sich auf den Weg nach Hause. In der Nähe der Straße erblickte er eine Sitzbank. Irgendwie hatte er noch keine Lust nach Hause zu gehen, deswegen setzte er sich dort nieder. Ziemlich müde verdeckte er sich seine Augen mit den Händen. Neben ihm setze sich ein abgerappelter Mann mittleren Alters. Zuerst hustete er Astmaverdächtig auf, dann aber zündete sich dieser eine stinkende Zigarette an. Als ob es ihm schien etwas vergessen zu haben sprach er zu Herbie und bietete ihm eine an. Weil Herbie Nichtraucher war lehnte er das Angebot ab.
"Sie sind ein glücklicher Mensch, weil sie nicht ein Sklawe dieses Zivilisationsabsurdes sind, dieser verfahrener Denkart, die anstatt belohnt uns stufenweise in kleinen Teilen bestraft und dabei noch mit ihrem trügerischen Lichte leuchtet nur aus einer Absicht, daß wir die Dunkelheit einschalten, während wir in sie hineintreten!"
"Glücklich?! Eigentlich könnte ich es sein."
"Sie könnten es sein?! Wenn ich sie richtig verstehe, könnten sie auch unglücklich sein, aber ich denke, das sie dieses nicht beabsichtigen."
"Was wissen sie denn schon von solchen Sachen!?"
"Gar nichts, ganz und gar nichts. Ich erlaube es mir nur zu bemerken, daß ich unglücklich bin, aber meine Absicht ist auf allen Fällen glücklich zu sein. Meine Fragen lauten: Wer von uns zweien ist im Vorteil? Sind sie es, weil sie behaupten glücklich und unglücklich zu sein, oder bin ich es, weil ich sage, daß mein Leben ein Haufen voller Mist ist? Wer von uns ist tatsächlich näher dem Glücke? Sind sie es, weil sie in der Mitte stehen oder bin ich es, der sich am unterem Rand des Schicksales festhält?"
"Wissen sie, mein Problem ist das nichtloswerdene Gefühl zu haben, daß ich zu durchschnittlich bin. Ich würde gerne etwas besonderes sein, aber ich bin mir dessen bewußt, daß meine Fähigkeiten für etwas überdurchschnittliches nicht ausreichen. Es interessiert mich sehr, wie es wohl sein würde, wenn ich ein Freikünstler wäre? Was wäre gschehen, wenn meine Entschlüße in der Vergangenheit anders gewesen wären?"
"Interessant, sehr interessant! Als Künstler des geschriebenen Wortes könnte ich aus meiner Meinungsecke behaupten, daß es mein Wunsch und mein Wille war anders zu sein, aber heute bin ich zur Erkenntnis gekommen, daß ich so wie alle anderen Leute sein möchte, aber mein anderer Wille entfernt mich von ihnen! So, das bedeutet, wenn sie ihr durchschnittliches Leben verändern wollen, müssen sie dafür einen besonderen Willen besitzen, nämlich wenn sie nur den Wunsch dazu haben, ist vieleicht ihr durchschnittlicher Wille stärker!"
"Interessantes, Interessantes Leben! Zuerst gehe ich zu dieser Beratungsanstalt, wo man mir sagen sollte, wie es wäre, wenn es anders wäre, dann gehe ich nach Hause, erblicke neben der Straße eine Sitzbank, wo mich ein unbekannter anspricht, der ein Leben personifiziert, das ich gerne leben möchte. Ich bilde es mir sogar ein, daß es mein größter Wunsch ist so zu leben. Als ich diesem Künstler genauer zuhöre, komme ich zur Erkenntnis, daß ich endlich von meiner Besonderheitlichen Tugend gerettet bin und das mir mein durchschnittliches Leben sehr lieb ist!"
"Ich bin sehr erfreut darüber, daß ich ihnen helfen konnte, denn das Echo der Zukunft ist ein Wunder des Universums!
"Das Echo der Zukunft? Was bedeutet das?"
"Es bedeutet nichts anderes als ihre eigene innere Stimme aus der Vergangenheit und der Gegenwart, die sie von jemandem anderem zu hören bekommen!"
"Klingt sehr interessant? Könnten wir das denn nicht auf einer Tasse Kafee weiter besprechen?"
"Eigentlich sehr gern, aber ich habe eine Beschprechung, auf dessen sie ja schon waren!"
 

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Der Erfinder

Wenn sie auf der Straße einen Mann sehen, der stärker gebaut und niedrigen wuchses ist, sehr gescheit aussieht und auf den Bürgersteigen immer etwas sucht, dann seien sie deswegen gar nicht überrascht. Das ist halt ein Mensch der nach seiner Art das Leben begreift. Er beschäftigt sich mit dem sammeln von kleineren und größeren Teilen des Abfalleisens, welche er dann versucht erneut verwendbar zu machen und das vorwiegend in einer neuen Funktion. Der ungewöhnliche Mann ist nämlich Pensionist und Erfinder. In seiner Wohnung hat er ein richtiges Alteisenlager, wo man Teile von Maschinen, Automotoren, Schrauben, Dübeln und noch vieles andere finden kann. Anfangs lachten ihn die Leute nur aus, nahmen sein Treiben nicht ernst, denn sie gaben ihm noch selber Schraubenmütter, Schrauben, kleinere Metallbalken, beschädigte Kühlschränke usw.
Die Rathausangestellten machten über ihn sehr viel Spaß. Sie kamen ihn sogar besuchen, wo sie nach Herzenslust auflachten und sich beinahe auf den Fußboden aufschmierten. Aber der Erfinder ließ sich nicht stören und arbeitete fleißig weiter.

Eines Tages bekamm er für ein Patent einen lobenswerten Preis. Seine Erfindung war eine besondere elektrisierte Stahlplatte. Der Zweck dieser Anlage beruht auf dem Prinzip, daß sie den Hausstaub empfängt beziehungsweise anzieht. So eine Anlage konnte dank seiner Genialität auch durch Sonnenenergiequelle funktionieren. Er bekam auch einen bescheidenen Geldpreis und alle Zeitungen schrieben über ihn.

Die erste Woche genießte er seinen Ruhm, aber ungefähr zwei Wochen danach schwand seine Freude ziemlich schnell. Seine Mitmenschen aber wurden neidisch und bißig. Auf einmal war er der Gemeinschaft ein Dorn im Auge, denn es breiteten sich Gerüchte aus, daß seine Anwesenheit eine sehr negative Wirkung auf die Mitbewohner ausübt. Die Männer von der Gemeinde drohten ihm mit einer Verweisung aus der Wohnungsgemeinschaft, wenn er zukünftlich mit seinen störenden Tätigkeiten fortsetzten würde. Als er aber von ihnen eine Erklärung verlangte, wegen welcher Sache er sich strafbar gemacht haben könnte, wiesen sie sofort schlagfertig zurück, daß er überhaupt kein Recht hätte Fragen zu stellen, wenn keine Möglichkeit dafür bestehen würde eine Antwort zu bekommen.
Es vergang eine knappe Woche des trügerischen Friedens, als der Stadtrat beschloß ihn ein für allemal auf die Straße zu schmeißen. Der Erfinder war sehr traurig darüber, denn er hatte ja jetzt seine Wohnung verloren. Die wichtigsten Teile von dem alten Eisen nahm er mit sich und fertigte sich bei der Harfe eine kleine Hüte ab, wo er jetzt seinen Sinn und seine Lebensfreude ablagerte. Er arbeitete im Freihem egal ob es Sonne oder Regen gab. Die Menschen wurden deswegen immer verdrossener und die Rathäusler wurden fast verrückt, darum meldeten sie ihn bei der Polizei wegen Landstreicherei an. Auf der Polizeistation waren sie der Meinung, daß man ihn zum Psychiater schicken sollte, was sie auch taten. Der Psychiater stellte fest, daß der Erfinder eine sehr gestörte Person sei, die vom Abfalleisens besessen wäre. So schickte dieser ihn in die Nervenanstalt.
Aber der Erfinder ließ sich nicht kleinkriegen, denn er hatte sich ja schon nach zwei Wochen so sehr erholt, daß er wieder anfing altes Eisen zu sammeln und dies zusammensetzte, was man zusammensetzen konnte. Am Anfang versuchten die Ärtzte ihm dieses zu verhindern, aber als sie fesstellten, daß dieser Mann so sehr beharrlich und unerschütterlich ist, ließen sie ihn endlich in ruhe. Der Erfinder erntete noch gar manche Preise und in der Anstalt dachten sie schon darüber nach, auf welche Weise sie ihn loswerden könnten, denn sie stellten ja endlich fest, daß dieser ausgezeichneter Mann irgendwie nicht hier hin paßt, darum gaben sie ihm den Entlassungsschein. Der Erfinder hatte wieder einmal kein Dach über dem Kopf.
Er fing wieder an brav zu sammeln und zussamenzusetzen, denn in einem verlassenem Gebäude ließ er sich nieder. Der Arme holte sich eine Lungenentzündung und kam diesesmal ins Krankenhaus. Es schien so, als würde er jeden Moment den Geist aufgeben, aber plötzlich bekam er Post von einem Unternehmen für Haushaltsaparaturen, wessen Hauptsitz in London ist. Er machte den Umschlag auf und stellte fest, daß diese sein Patent fürs anziehen des Hausstaubes gekauft hatten. Es war so, als ob ein Wunder geschehen war, nämlich schon am nächsten Tag war er wieder ganz gesund. Jetzt hatte er so viel Geld sich ein Haus zu kaufen und ohne Arbeit bis zum Ende seiner Tage zu leben. Das erste machte er auch, aber das sammeln von alten Eisen und das Erfinden unterließ er nicht, denn ohne Arbeit wollte er ja nicht leben. Viele Leute, die vorher hochnässig zu ihm waren erkannten jetzt, daß sie ihn in der Vergangenheit zu Unrecht benachteiligt hatten. Schon aus weiter Ferne begrüßten sie ihn mit reuevollen Lächeln und der Erfinder grüßte ihnen freundlich zurück. Er sprach sogar zu denjenigen, die es sich wünschten. Fürs Übelnehmen hatte er wahrhaftig keine Zeit, denn in seinem Kopf schmiedeten sich schon neue Pläne.

Seine nächste Erfindung war dann ein Pustekühlschrank, sehr intelligent gebaut, sehr rationäll und sehr einfach für den Gebrauch. Die Leute in der Stadt waren begeistert davon und lobten ihn aufs ganze. Sie pusteten und pusteten die Kühle aus sich heraus.

 

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Eine seltsame Begegnung
Der gute Mann voller edel, steht vor dem Schaufenster. Ganz eingefallenen und traurigen Gesichtes, denkt er über seine Vergangenheit nach. Immer hatte er sich bemüht gute Taten zu vollbringen, aber die letzten drei Jahren waren in dieser Hinsicht ein glatter Durchfall. Als ob in diese Ereignisse immer wieder ein unsichtbares Übel eingreifen würde, welches alles Gute ins Böse umformt. Verzweifelt ist jetzt sein Blick in die Welt, denn er kam zur festen Überzeugung, daß man als Einzelner in diesem großen Universums nicht viel machen kann. Plötzlich sprach ihn ein Mann an, der sonst ein freundliches Gesicht hatte, aber wer ihn genauer betrachtet hätte, könnte auch das Gegensätzliche behaupten:
"Entschuldigen sie bitte meine Störung, aber warum sind sie denn so niedergeschlagen?"
"Wie könnte ich es nicht sein!? Alles was ich mache erreicht die gegensätzliche Wirkung!"
"Wie könnte man das verstehen?"
"Es wäre das beste, wenn ich ihnen dieses aufs kürzte erklären würde."
Der gute Mann fing an zu erzählen:
"Ich half einer älteren Dame die Koffer zu der Bushaltestelle zu tragen. Ein wenig später erfuhr ich, daß sich diese Frau ihre Hand gebrochen hatte, als sie die Treppen hinunterging.
Wiederum einen anderen Tag kaufte ich einem kleinen Jungen ein Eis, mit der Absicht ihn zu erheitern und dieser bedankte sich auch sehr schön bei mir. Als ich ihn das Zweite mal traf, wollte er mich anfangs überhaupt nicht angucken. Erst als ich ihn ansprach teilte er mir mit, daß er wegen des Eises schlimme Magenbeschwerden hatte. Ich sagte ihm, daß es mir leid tut und schlug ihm vor dieses irgendwie gut zu machen. Diesmal kaufte ich ihm ein Fruchttörtchen und der Junge aß diese mit höchster Freude. Die nächste Woche begegnete ich den kleinen Jungen erneut und begrüßte ihn dabei. Weil er mir den Gruß nicht erwiderte, fragte ich ihn, ob er vieleicht Lust auf ein Törtchen oder etwas anderes hätte, aber der Kleine schaute mich nicht mal an. Auf einmal veschwand er mit solcher Schnelligkeit, daß ich ein wenig schockiert und erstaunt zugleich stehengeblieben war. Ich konnte nur vermuten, was sich vorige Woche abgespielt hatte.
Als ich auf einer Nebenstraße spazieren ging, erblickte ich einen Mann mittleren Alters, welcher mir stürmisch zuwinkte. Weil es so schien, daß er Hilfe brauchte ging ich zu ihm. Er bat mich so freundlich zu sein, um mit seinen zwei Söhnen das Auto anzuschieben, denn der Motor wollte ja nicht ohne Anlauf anspringen. Als der Motor nach einigen Versuchen ansprang, bedankten sich alle recht schön bei mir. Er war damit sehr zufrieden, aber vier Tage nach diesem Ereignis erblickte ich in der Zeitung die Fotografie des Mannes, denn er hatte sich tödlich verunglückt. Ich war verzweifelt. Als ich mich endlich aus diesem finsteren psychischen Zustand ein wenig erholt hatte, ging ich in die Stadt mir etwas zu besorgen, wo ich meinem Freunde begegnete, welchem ich einen Rat in der Angelegenheit seiner Frau gegeben hatte. Aber dieser Rat half gar nichts, denn sie verlangte auf einmal von ihm die Scheidung. Nach diesem verprügelte er seine Frau und kam dann zu mir um sich seine Seele rein zu Weinen. Damals war mir sehr komisch zumute und so verfiel ich in einen ziemlich Apatischen psychischen Zustand. Ich hatte keinen Wunsch mehr überhaupt noch jemandem zu helfen oder ihm Ratschläge zu geben. Nicht einmal eine gewöhnliche Angabe wollte ich keinem mehr geben, aber dieser Zeitabschnitt dauerte nur zwei Monate. Ich konnte einfach nicht aus meiner Haut heraus. Als mich jemand um einen Ratschlag bat, gab ich ihm diesem und wenn jemand einen Geffallen von mir haben wollte, dann machte ich ihm auch einen. Aber wie ich später erfuhr, erleideten alle diese Leute ein kleineres oder größeres Unglück. Genau diese Tatsache hatten manche boshaften Zungen zusätzlich aufgeblasen. Jetzt bat mich niemand mehr um einen guten Rat. Als ich das erkannte, versuchte ich somit das Eis zu brechen in dem ich meine Dienste selber anbat. Wenn sie das gesehen hätten, könnten sie es einfach nicht glauben! Die Leute flohen vor mir. Die Gesellschaft hatte mich ganz ausgeschloßen und wie sie sehen, bin ich hier jetzt völlig allein. Ich stehe hier und denke darüber nach wie es mir geschieht.
Vorige Woche sprach mich jemand an, der mich anscheinend nicht kannte. Er bat mich darum, ihm ein wenig Geld zu verleihen. Ich vergeltete ihm diese Bitte mit der Erklärung, daß ich ein Unglücksbringer sei. Noch heute sehe ich sein verdutztes Gesicht und während er sich von mir rückwärts entfernte bemerkte er die Straßenlampe nicht und ich muß sagen, daß er sich ziemlich weh getan hatte. Nach diesem Ereignis war ich endgültig davon überzeugt, daß ich einfach Unglück bringe. Das muß irgendeine unerklärliche Kraft sein, die mich völlig fertigmachen will!"
"Guter Mann, sie sind in die Sackgasse geraten! Schon einige Zeit beobachte ich diese Gegend und versuche dabei manche eigenartige Vorgänge zu erfassen. Ich muß sagen, daß viele dieser der gleichen Ursache abstammen."
"Wie meinen sie das?"
"Viele Ereignise sind solche, die uns als Zufälle erscheinen laßen, aber wenn ein wenig unsere Gedanken verschärft werden erkennen wir, daß diese scheinbaren Zufälle logische Wurzeln besitzen. Wenn wir zu dieser bedeutsamen Erkenntnis gekommen sind, ist es auch nicht mehr so weit bis zur nächsten, welche uns lehrt, daß der größere oder mindestens ein bestimmter Teil des Verlaufes aller Bewegungen irgendwie gesteuert war. Genau diese These stellt die autoritative Logik des Zufalls in Frage. Aber welche Kräfte hinter all diesem stehen ist für uns unmöglich zu bestimmen. Den ganzen Verlauf können wir nur wachsam beobachten um endlich ein wenig schlauer zu werden."
"Wenn ich sie richtig verstehe sind viele Ereignisse sozusagen gesteuert worden. Aber wer macht das? Wer könnte denn zu so etwas fähig sein?"
"So ist es! Hören sie sich eine kurze Version meiner Lebensgeschichte an! Es war vor dreißig Jahren, als ich mich mit einer ähnlichen Situation abfinden mußte. Ich war jung, durstig nach Veränderungen, rebellisch gegen Autoritäten, den die Welt schien mir nicht gut genug, darum war ich der Meinung, daß man sie verbessern müßte. Anfangs kam ich mit dieser Idee sehr gut durch, aber später immer weniger, bis ich zu diesem Punkt kam, wo sie sich augenblicklich befinden. Vor dieser schlechten Epoche war ich sehr aktiv bei Sozialen und Ekologischen Diensten. Ich half Alten und Paralizierten Menschen bei den Haushalts und Gartenarbeiten, ich half auch verzweifelten Müttern, Landstreichern und Nervenkranken. Aber es schien so, daß ein jemand all diese guten Tätigkeiten nicht sehr mochte. Zumindenst anfangs hatte ich so gedacht. Heute weiß ich sehr wohl, daß alle meine wohlwollenden Taten jemandem sogar ein wenig gefielen. Sie gefielen ihm nicht so in diesem Sinne, daß die positiven Wirkungen ihm Rahmen der gleichen Form und des gleichen Inhaltes bestehen könnten, vielmehr in die Richtung, daß man jene in das Gegensätzliche verändern könnte. Gerade bei solchen Veränderungen hatte jemand sehr großen Erfolg, denn dieser Mensch kannte mich sehr gut. Schon hier hatte er einen großen Vorsprung. Auch wenn ich ihn auf der Straße sehen würde, könnte ich überhaupt nicht wissen, daß dort mein Gegner herumspaziert. Wie ich erst viel später erfuhr, hatte dieser Mann einen außenordentlichen großen Bekanntschaftskreis.
Na, hören sie mal gut zu, was mir damals alles wiederfahren ist. So versuchte ich z.b. einem Landstreicher mit dem Namen Fredi zu helfen. Fredi war ziemlich milden Charakters, zurückhaltend, intelligent, gebildet und wenn er nicht so verwahrlost wäre hätte man sagen können, daß er ein sogar nettes Gesicht besaß. Aber er hatte zwei große Fehler. Er war ein Trinker und gelegentlich leidete er unter dem Verfolgungswahn, daß er eine gewöhnliche Maschine ist, mit dem manche Leute sich bedienen. Das letztere kam noch besonders zum Ausdruck, wenn er Alkohol getrunken hatte, aber betrunken war er ja jede drei Tage. Mein Entschluß war als erstes den Versuch zu machen, die Ursache für sein Trinkerverhalten festzustellen. Als ich ihn fragte, warum so ein intelligenter Mensch sich auf den Straßen herumtreibt fing er mir an zu erzählen, daß er einen sehr schönen Posten hatte und das er verheiratet war. Aber seine Frau mochte ihn nicht und schon damals mußte er sich fragen, warum sie ihn überhaupt geheiratet hatte. Seinen Lebenslauf setzte er mit jenen Worten fort, daß er eigentlich durchwegs in der untergebenden Rolle war. Aber als es notwendig war sich entgegen zu setzen beziehungsweise in ein Konflikt mit anderen Personen einzugehen, oder wegen der schmutzigen Treppen oder wegen den ungezogenen Kinder, schickte seine Frau immer nur ihn ins Gefecht, selber aber versteckte sie sich geschickt im Hintergrund. Letzten Endes dachten die Leute über seine Frau, wie gut und freundlich sie doch ist, aber um Fredi kreisten schreckliche Gerüchte. Wenn er als Haustiran eingestuft wurde kam er noch ganz gut davon. Auch auf seinem Posten fing er an mit den Leuten Schwierigkeiten zu bekommen, denn diese unangenehmen Wörter über ihn verbreiteten sich auch dort. Sein Vorgesetzter mochte ihn schon vorher nicht sehr gern, aber jetzt fühlte dieser noch mehr Abneigung zu ihm. Seine Frau hetzte ihn immer wieder wegen seines Amtes auf, daß bei ihm schon längst eine Amtsbeförderung fällig wäre und damit auch ein höheres Gehalt. Aber als er das tat, kam er bei seinem Chef in noch größere Ungnade und das nicht nur bei ihm. Es verging nicht viel Zeit, da sagte seine Frau zu ihm, daß sie die Scheidung einreichen möchte. Als er später erfuhr wer ihr Zukünftiger Mann sein sollte, wurde seine Vezweiflung nur noch größer.

Als seine Exfrau und sein Vorgesetzter geheiratet hatten, mußte er aus der Wohnung rausziehen, denn diese hatte ja das Wohnungsrecht. Anfangs wohnte er noch im Hotel der 3.Kategorie, aber als er wieder mit dem trinken angfing, verbrachte er die Nächte vorwiegend im Park. Er war nicht mehr fähig für eine anspruchsvolle Arbeit, darum reichte er selber die Kündigung ein. Er strolchte jetzt in Parken, in öden Straßen und Kneippen und sah schon ziemlich vernachläßigt aus, denn er stank schon enorm nach dem Tode. Ich erinnere mich noch ganz lebhaft daran, daß ich mich mit ihm ein ganzes Jahr sehr intensiv beschäftigt hatte, weil es mir schien, daß er es halt wert ist. Als ich den wahren Grund seines Trinkens feststellte, ratete ich ihm, daß er mit verschiedenen psychischen Übungen die schädlichen Gedanken austreiben sollte und das er diese mit positiven ersetzten könnte.
Obendrein riet ich ihm noch das Trinken von Alkoholgetränken ab. In den ersten sechs Monaten hatte er ziemliche Schwierigkeiten sich an das Gebot zu halten.. In diesem Zeitabschnitt konnte er dem Alkohol nicht standhalten, aber danach durchbrach er dieses psychysche Eis. Als er seine schrecklichen Schwiriegkeiten los war, suchte er sich einen Job. Er bekam sie auf einer Baustelle als nekvalifizierter Arbeiter. Natürlich konnte man diese Arbeit überhaupt nicht mit der vorigen vergleichen, denn sie entsprach eben so wenig seinem Charakter wie auch seiner Bildung, aber er war zufrieden. Wenn ers aber nicht war, verzweifelte er auch nicht, denn dann arbeitete er umsorecht voller Ausdauer so lange weiter bis er es war.
Fredi war sehr tüchtig und wirkungsvoll, wegen dessen er zum Vorarbeiter befördert wurde.
An einem Tag rufte er mich telefonisch sehr freudig an, und er lud mich zu ihm nach Hause ein. Als ich ihn fragte, wofür das gut sei, teilte er mir voller Begeisterung mit, daß es schön wäre, wenn wir ein glückliches Ereignis feiern würden. Telefonisch wollte er es mir nicht mitteilen, was die Ursache dieses Rufes wäre, aber er beteuerte mir, daß ich es bei ihm zu Hause bestimmt erfahren würde. Als ich, daß muß ich doch sagen, ziemlich neugierig zu ihm ankam, empfing er mich mit ausgebreiteten Händen und einem breiten Lächeln. Ich forderte ihn dazu auf, daß er mir endlich dieses Geheimnis verraten sollte. Er sagte zu mir, daß seine Exfrau nach fünf langen Jahren bei ihm gewesen wäre und ihm mitteilte, daß sie sich von seinem ehemaligen Vorgesetzten getrennt hatte und das sie jetzt zu ihm zurückkehren möchte.
Als ich dieses hörte wuchs meine Skepsis gehörig, denn ich war der festen Überzeugung, daß das doch nicht gut gehen könnte, aber weil ich ihm nicht den Abend verderben wollte, schwieg ich lieber und beglückwünschte ihn recht herzlich. Aber wie es sich später zeigte, war mein Zweifel an richtiger Stelle. Seine Frau oder Exfrau hatte sich nicht auf die kleinste Nianse gebessert. Sie schaffte es, ihn in der Zeit von zwei Jahren psychisch ganz zu zerstören. Am Ende verließ sie ihn und ging zu einem anderen.
Armer Fredi! Ich konnte ihm nicht mehr helfen, denn in dieser Zeit betätigte ich mich mit einer Frau, die in der Vergangenheit zweimal vergewaltigt wurde und darum hatte sie sehr viel Angst vor Männern bekommen.
Aber Fredi lebte nicht mehr lange, denn sie fanden ihn zugefroren im Schnee. Solcher Tod ist für manchen Landstreicher eine Bestimmung des Schicksals. In Stille trauerte ich nach ihm, aber auf der anderen Seite war ich schrecklich wütend, denn für Fredi hatte ich ja so viel Zeit und Energie verbraucht und zu aller letzt friert er mir im Schnee ein. Sie können sich vorstellen, was für ein schlimmer Schlag es für mich war. Ich war böse auf die ganze Welt, aber am meisten doch auf seine Frau, aber irgendwie war ich auch auf Fredi ein weinig zornig."

"Das ist ja furchtbar! Aber warum haben sie sich denn für diesen Mann so eingesetzt?"
"Das war mein Beruf, denn ich war ja Psychologe und Sozialarbeiter. Meine Arbeit nahm ich mehr als ernst!"
"Wie interesant! Sie sagten, da es ihre Arbeit war?!
"Ich arbeite nicht mehr auf diesem Gebiet!"
"Erzählen sie mir bitte! Was haben sie denn dann gemacht?"
"Wie schon erwähnt, bearbeitete ich schon einen neuen Fall. Der Frau, der ich zu helfen versuchte, war in der Vergangenheit zweimal vergewaltigt worden, darum vertraute sie der Männerwelt nicht mehr und ging allen Männern lieber aus dem Weg. Über zwei Jahre intensiver Arbeit legte ich für sie ein. Zu guter letzt hatte ich mich mit ihr sogar verlobt, denn sie war doch eigentlich sehr nett. Aber an einem gewissen Tag wurde sie wieder vergewaltigt und das von einem Mann, der mir sehr ähnlich sein sollte. Damals hätten sie mich fast festgenommen, wenn mich nicht so viele Leute an einem anderen Orte gesehen hätten. Oh die Arme, sie war wieder ganz auf dem Boden. Als ich sie dann an einem Tag in die Nervenklinik besuchen ging, erleidetete sie als sie wegen meiner Erscheinung einen unglaublichen Nervenzusammenbruch, denn sie dachte ja, daß ich dieser Vergewaltiger gewesen war.
Später als sie den Täter fanden, stellte ich fest, daß er mir wahrhaftig ein wenig ähnelte. Als ich ihn fragte warum er das gemacht hatte, zuckte er einfach mit der Schulter. Oh, sie können ja überhaupt gar nicht wissen, wie niedergeschlagen ich damals war. Was für schlimme psychysche Schmerzen ich durchmachen mußte.

"Es ist ehrlich schlimm! Mein lieber Gott, sie haben noch viel mehr übel durchgestanden als ich!"
"Ehrlich ich litt sehr. Es kamen noch viele solche psychischen Schläge auf mich zu. Immer wenn ich eine längere Zeit meine Bemühungen in einen Menschen hineinsteckte um endlich einen Erfolg zu erringen, verwickelte mir immer wieder ein Teufelskerlchen alle Strähnen. Es wäre eigentlich gar keine schlechte Idee ihnen noch ein wenig mehr über mein Leben zu schildern.

In meinem letzten Fall beschäftigte ich mich mit Menschen, die meinen Charakter ziemlich verändert hatten.
Ich übernahm eine Gruppe von Leuten, die vorher an das Gute geglaubt hatten, welche aber später sehr enttäuscht wurden. Sie zogen sich ganz zurück und wollten mit der ganzen Welt nichts mehr zu tun haben. Alle aber zeigten starke Neigungen zum Selbstmord, was sie auch mehrmals mit allem Ernste bewiesen. Stufenweise versuchte ich sie über moralischen Werten, über den Sinn der Liebe und über denn Sinn des Lebens zu überzeugen. Ganze fünf Jahre beschäftigte ich mich mit ihnen, um alle bisherigen Mißerfolge, welche es trauriger Weise viel gab, ins nichts zu blasen. Ich verwendete verschiedene Techniken und weil das sehr begabte Leute waren, erfaßten sie sehr schnell auch verwickelte Techniken des psychyschen Trennings.
Nach vieljährigen Bemühungen schien es so, als wäre die Mission erfolgreich. Jetzt arbeiteten wir zusammen und halfen den Menschen die sich in Not befanden. Aber wir erlebten leider einen gigantischen Mißerfolg. Mein Herz war schon ziemlich stark gebrochen, aber meine Gruppe war wie niedergeschmettert, denn jetzt hatten sie endgültig den Glauben und die Hoffnung an eine bessere Welt verloren.
Sie entschieden sich für eine Tat, die ich in diesen Augenblicken am wenigsten erwartet hätte. Sie begangen einen Gruppenselbstmord und das auf die allerschrecklichste Weise. Sie übergoßen sich mit Benzin, dann aber zündeten sie sich gleichzeitig an, als ob sie eine Kerze wären. Sie leideten schwere unausstehliche Schmerzen. Können sie es sich vorstellen, was für ein Schlag es für mich bedeutete. Zehn Menschen, in denen du deine eigene Persönlichkeit investiert hattest, ließen mich so sitzen. So einsam wie damals hatte ich mich noch niemals im Leben gefühlt. Ich erlebte einen Nervenkolaps.
Für gute zwei Jahre sah ich die Umwelt mit ganz anderen Augen, denn mein Leben war ja hinter einem großen Schloss einer enormen Nervenklinik verriegelt. Als sie mich entließen, bemerkte ich anfangs meine erhebliche psychysche Änderung gar nicht. Ich fühlte kein innerliches Bedürfnis mehr für gute Taten. Ich ging neben dem Übel vorbei ohne jenes zu bemerken und auch wenn ich etwas gesehen hatte, war es mir bestimmt ganz gleichgültig.
Ein wenig später stellte ich fest, daß ich auf der Suche nach einem Schuldigen war. Meine Frage geltete dem Hintergrund meiner Mißerfolge, denn mein Glaube konnte es einfach nicht fassen, daß ich es so oft vermasellt hatte!"
"Stimmt, sehr unglaubwürdig, denn ich kann ja jetzt auch für mich nicht sagen, daß meine Anwesenheit Unglück bringt!"
"Sie bringen doch kein Unglück. Hinter all jenem steht ein Mann, der ganz gewöhnlich aussieht und der ein ganz durchschnittliches Leben führt, aber beweisen kann man ihm nichts, denn nach allen vorhandenen Weltgesetzesgebungen ist er nicht schuldig!"
"Wieso denn das?!"
"Guter Mann! Er hat keinen umgebracht, er hat keinen bestohlen!"
"Er verursacht böse Ereignisse und unglückliche Menschen!"
"Das kann man nicht beweisen und weil das nicht möglich ist, hat er all diese Mißtaten nur in unseren Köpfen begangen. Er ist sauber wie ein Kristall. Alles was er gemacht hat, war nur jenes, daß er die menschlichen Schwächen ausnützte."
"Das ist ja so Böse, daß es zum Himmel aufschreit?!"
"Das ist nichts, guter Mann, er hat gar nichts gemacht, denn jeder Mensch ist ja schließlich für seine Handlungen selber verantwortlich. Als ich zu dieser Ernkenntnis kam, machte ich eine überraschende Schlußfolgerung, daß es überhaupt nicht ratsam ist einen Schuldigen zu suchen!"
"Nach der Bibel ist er schuld und das zählt für mich!"
"Das ist eine Tatsache, welchem ich ganz und gar zustimme. Nach höheren Gesetzen ist er verloren, aber nach den Erdischen ist ers nicht!"
"Aber wer ist denn dieser Mann und warum macht er so etwas?"
"Ich muß doch sagen, daß ich eigentlich diesen Mann überhaupt nicht kenne, denn ich habe ja nur so eine Vermutung wer das sein könnte. Aber alles was ich von meinen Gefühlen über ihn weiß ist jene Tatsache, daß ich ihn unglaublich haße. Jedes Übelwerk von ihm geht mir auf den Wecker. Gerade so bin ich auch ärgerlich über diese Leute, die ihm ganz verfallen folgen. Ich haße auch diese!"
"Aber seien sie doch nicht unvernünftig, denn vom Haß haben sie überhaupt gar nichts. Die Welt muß sich doch auf die gute Seite wenden, nämlich der Haß wird uns noch früh genug unter die Erde bringen. Mit dem Haß in unseren Köpfen läuft das Leben zu schnell, der Genuß wird zum kurzem Augenblick und der Mensch erschöpft zu schnell, ohne das er wissen würde, warum er überhaupt gelebt hat. Mit der Liebe verlängert sich das Leben, die Genüße sind verschiedenartiger und von längerer Dauer."
"Oh, wenn sie wissen würden wie stark ich es mir wünsche so zu leben, voller Liebe und positiver Energie in meinem Herzen, aber ich bin dessen nicht mehr fähig. Im Grunde genommenn hatte ich diese Fähigkeiten niemals besessen. Ich half zwar damals den Menschen, aber nicht aus Nächstenliebe, vielmehr aus einer innerlichen egoistischen Notwendigkeit, mit welcher meine niederträchtigen Komplexen ausgetrieben wurden ..."
"Finden sie nicht, daß sie ein wenig zu streng zu sich selber sind?"
"Noch zu wenig guter Mann, viel zu wenig, aber auch wenn ich noch viel strenger mit mir selber wäre, würde das keinen richtigen Sinn ergeben. Denn ich bin von Kopf bis Fuß auf kaltblütigen Haß zu allen Leuten eingestellt und insbesondere ihn haße ich am meisten!"
"Aber sie sind sich doch nicht sicher, daß es dieser Mann ist, den sie vermuten?"
"Darum gerade haße ich ihn doch so sehr!"
"Wen haben sie eigentlich im Verdacht?"
"Das Spiel ist aus und ich bin es leid mich noch weiter zu verstellen! Solche Leute wie sie haben mein Leben ruiniert!"
"Wie ich?!! Das können sich doch nicht im Ernst glauben, ich bin ja selber unglücklich!"
"Das kaufe ich ihnen nicht ab, den sie tuen ja nur so, sie Teufelssklawe!"
"Ein Teufelssklawe?! Sind sie denn noch bei Trost?"
"Wenn ich sie nur sehe wird mir ganz übel und ich sage ihnen, sie haben kein Recht gute Taten zu begehen und so lange ich lebe werde ich sie davon abhalten! Schnallt es jetzt bei ihnen?"
"Dann sind sie also mein Gegner!?"
"Ich bin ihr Feind!"

 

Das große Treffen

Es ist noch nicht lange davon her, als sich im Hotel Panorama sehr ungewöhnliche Leute versammelten. Jeder von ihnen hatte eine komische Einladung bekommen. Alle kamen sie auch, denn es wurde ihnen versprochen, daß das Hotel für alle Kosten aufkommen wird und dieses unter der Bedingung, wenn sie alle hier für vierzehn Tage Urlaub machen würden. Als sie alle in der Hauptaula beisammen waren, sprach der Direktor des Hotels sie an, daß sie sich hinsetzen und aufmerksam zuhören sollten. In seiner Hand hielt er viele beschriebene Blätter, aber bevor er aus dessen Inhalt laß, hieß er sie alle willkommen und wünschte dabei allen einen angenehmen Aufenthalt.
Als er jeden der Gäste kurz vorstellte, waren diese sehr verwundert, denn es wurden viele intimme Geheimnisse auf den Tisch gelegt. Mancher von den Gästen wurde mit aller Recht ein wenig mißtraurig, während die anderen meinten, daß es keinen Grund für Panik gäbe, denn hier konnten sie sich doch jetzt kostenlos sattessen und volltrinken.
Aber als der Touristenführer sie auf einen kleinen Spaziergang im Wald eingeladen hatte, vergaßen bald alle auf ihr voriges zweifelhafte Denken. Sie übergaben sich der frischen und der duftenden Luft, dem Vogelgezwitscher und den rauschenden Tönen des Baches. Der Touristenführer zeigte ihnen viele Naturelle und Kulturelle Sehenswürdigkeiten dieser Landschaft. Unter anderem erzählte er ihnen, daß sich in dieser Gegend vor vielen Jahrzehnten wilde Kämpfe abgespielt hatten und das die Erde voller Blut war. Er zeigte ihnen auch verschiedene Bäume, wessen sich von den anderen wegen deren Schönheit oder wegen desen hohen Alters unterschieden. Aber der Enigmatik unterbrach den Touristenführer mit sehr ungewöhnlichen Worten:
"Entschuldigen sie bitte, daß ich sie so geschmacklos bei ihrer Erklärung stören muß, aber gerade im diesen Augenblick habe ich festgestellt, daß sie morgen ein grünes Hemd anziehen werden!"
"Sie möchten wohl humorvoll erscheinen, aber über so etwas habe ich überhaupt gar nicht nachgedacht!"
"Ich auch nicht, aber ich habe dieses trotzdem bemerkt. Mit einem Wort es ist doch ganz egal, ob sie über dieses nachgedacht haben oder nicht, aber trotzdem werden sie das etwas anziehen."
"Bei ihnen klingelts wohl nicht recht! Morgen ziehe ich mir ein braunes Hemd an."
"Ich sage ihnen aber, daß sie sich morgen das grüne Hemd anziehen werden!"
"Nein das Braune!"
"Warum gestehen sie den nicht endlich?"
"Weil ich nichts zu Gestehen habe. Anscheinend gehören sie dieser Gruppe von Leuten an, die von sich denken, daß sie Allwissend sind! Darum sage ich es ihnen zuerst und zuletzt, daß sie sich morgen auf ihren eigenen Augen überzeugen können, daß ich das braune Hemd anziehen werde!"
"Jetzt können sie ja den großen Mundheld spielen, wo ich es ihnen vorausgesagt habe, was sie anziehen wollten!"
"Das hat gar nichts mit dem zu tuen! Braun ist halt meine Lieblingsfarbe!"
"Bevor wir zu diesem Gespräche kamen, dachten sie anders!"
"Erstens habe ich nicht anders gedacht und zweitens will ich auch an nichts anderes denken, basta!"
Der Beruhiger unterbrach die beiden höflich:
"Meine hochgeehrten Herren, ich würde vorschlagen, weil dieses Gespräch zu nichts bringt, daß es besser wäre zurück ins Hotel zu gehen."
Der Untersteller flüsterte dem Braven Beamten etwas zu:
"Sehen sie sich doch diesen Schleimer an. Das sind die schlechtesten Menschen, die es nur geben kann! Solche Leute verstellen sich so sehr, daß sie das überhaupt nicht wissen!"
"Wenn ich etwas nicht mag, dann sind das Scheinheilige und Homosexuälle Menschen! Darum gebe ich ihnen zur Kenntnis, daß heute Freitag ist!"
"Was hat das denn zu bedeuten?"
"Sie können mir wohl doch nicht weiß machen, daß sie so etwas nicht wissen! Das bedeutet, daß ich meinen blauen Trainingsanzug an habe!"
"Nur das?!"
"Nicht nur das! Diesen fettigen Jungen, der sich für die Mutter Teresia hält, werde ich ein wenig auf den Zahn fühlen und das Blitzschnell!"
"Blitzschnell?!"
Der brave Beamte ging zum Beruhiger und verpaßte ihm, ohne ein Wort zu äußern, eins auf die Nase. Das Blut strömte wie aus einer Wasserleitung. Als sich der Beruhiger endlich das Bluten aus seiner Nase gestillt hatte, erwiderte er den harten Schlag mit beleidigten Wörtern:
"Warum haben sie denn das gemacht?!"
"Hör mal gut zu du Fettling! Wenn du weitere Anweisungen kriegen möchtest, dann stehe sofort auf und sei ein richtiger Mann, dann wirst du diese sofort bekommen!"
Der Beruhiger wollte aufstehen, denn tatsächlich erwartete er auf seine gestellte Frage eine tiefgreifende und ehrliche Antwort. Der Touristenführer ahnte schon ungefähr, was passieren könnte und darum unterbrach er diese unangenehme Situation:
"Meine Herren, ich denke, daß es besser wäre, wenn wir ins Hotel zurückkehren würden!"
Der brave Beamte zeigte zuerst nicht den übertriebenen Wunsch diesem Angebote zu folgen, aber dann entschloß er sich endlich für die Rückkehr ins Hotel. Ohne ein Wort zu sprechen schlenderten sie langsam so lange, bis sie dort angekommen waren. Zuerst ging ein jeder sich auf sein Zimmer erfrischen, dann aber versammelten sie sich im Salon, wo schon die Fottellien sie zum Sitzen einluden. Jedermann bestellte sich nach Wunsch ein Getränk. Am rechten Eck des Tisches saß der Häuserbauer, aber auf der linken Seite von ihm saß Rudi Fuchsenhof. Alle beide tranken Schnapps und sprachen sehr gelassen miteinander. Von dem vorigen Streit war nichts mehr zu sehen. Es schien so, als würden sich alle Gäste gut amüsieren. Der Häusermacher baute sein Pappehaus, zugleich aber führte er ein nettes Gespräch. Mit dem Haus war er schon fast fertig, den er hatte nur noch zwei oder drei Kleinigkeiten hinzuzufügen. Plötzlich sprach ihn Rudi Fuchsenhof an:
" Sie sehen so besorgt aus! Machen sie sich doch keine Sorgen!"
"Ich mache mir überhaupt keine Sorgen!"
Ohne mit seiner Tätigkeit aufzuhören baut er sein Haus geschickt weiter.
"Dieses ist ohne weiteres sehr schwer zu glauben!"
"Aber ich glaube es!"
Als er diese Wörter ausgesprochen hatte, war sein Haus fertig. Dieses war sehr schön und in seinem Gesicht sah man eine bemerkbare Spur der tiefsten Zufriedenheit. Noch Rudi Fuchsenhof war sehr entzückt, aber auf einmal schlug der Häusermacher auf sein prächtiges Erzeugnis mit aller Wucht zu. Rudi Fuchsenhof schrie entsetzt auf:
"Oje, sind sie denn von der Luzifertrompete getrampelt worden?! Warum haben sie das gemacht? Warum haben sie mir das Haus nicht lieber geschenkt?!"
"Jetzt bin ich ein zufriedener Mensch und immer noch ohne Sorgen!"
"Ich denke, daß sie sich gewaltig täuschen. Fangen sie an für sich selber Sorgen zu machen! Etwas so schönes haben sie vernichtet! Ich kann und kann sie nicht verstehen und ich sage ihnen, daß sich noch mir das Herz reißt!"
"Besser ich als jemand anders!"
"So viel Mühe haben sie hinein gesteckt und so schnell haben sie es vernichtet!"
"Ist doch klar. Wenn man langsam bei einer Tätigkeit ist, dann ist man schneller bei der anderen. Das ist doch logisch."
"Sehr geehrter Herr, sie werden es mir bestimmt nicht für übel nehmen, wenn ich mich in mein Zimmer zurückziehe."
Rudi Fuchsenhof entfernte sich vom Tisch, fest entschlossen in sein Zimmer zu gehen und einfach diesen Zwischenfall zu vergessen. In der Mitte des Treppengeländers drehte er sich um und kehrte langsam in den Salon zurück und setzte sich wieder zum Häusermacher hin. Wir könnten sagen, daß er ein wenig verträumt geworden ist, denn auch seine Stimme klang so:
"Ich möchte ihnen gerne etwas vorschlagen. Ich bin der Meinung, daß sie ansonsten ein vortrefflicher Mensch sind, aber ein wenig vom Leben enttäuscht. Darum möchte ich ihnen etwas vorschlagen, so eine Art von Handel. Bevor ich das mache, möchte ich ihnen mein allerhöchstes Geheimnis preisgeben."
"Allerhöchstes Geheimnis?! Sie können es mir ruhig sagen, denn meine Ohren sind schon eingestellt!"
"Das ich die Bücherei besuche und sich dann bei mir zu Hause über die Leute lustig mache, haben sie ja schon bei der kurzen Vorstellung erfahren. Aber keiner weiß es, wie ich das mache und das war bis jetzt auch ein Geheimnis. Nämlich zu Hause fertige ich mir Puppen an, die den Leuten in den Büchereien ähnlich sind."
"Warum machen sie denn das?"
"Diese Erzeugnise sind für mich ein Werkzeug, mit dem ich mich über alle diese Leute lustig mache, die ich in meinem Leben treffe."
"Aber was haben sie denn davon?"
"In erster Linie macht es mir spaß! Dabei habe ich mich noch niemals gefragt, warum ich das alles mache. Wahrscheinlich aus lange Weile."
"Und das ist ihr Geheimnis? Was für einen Handel wollten sie mir denn vorschlagen?"
"Sie sind der erste Mensch, dem ich dieses gesagt habe und fühle mich dabei sehr erleichtert! Ich möchte ihnen vorschlagen, wenn wir beide unsere Produkte irgendwie tauschen könnten. Wenn alle ihre Produkte so schön sind, wie das heutige ist es einfach schade so etwas schönes kaputt zu machen."
"Vielen Dank für diese aufrichtigen Wörter. Schon Jahre hatte ich nicht mehr die Gelegenheit mich mit einem Menschen freundschaftlich zu unterhalten, denn die Welt kennt mich schon lange nicht mehr. Ich lebe allein. Aber wenn ich gründlicher nachdenke, finde ich ihren Vorschlag ganz gut. Eigentlich könnten wir morgen mit dem Wechsel anfangen!"
"Leider habe ich diese Puppen nicht bei mir, denn ich trage diese ja nicht mit mir herrum. Ich würde sie aber gerne nach Hause einladen, zugleich möchte ich sie doch bitten, daß sie diese Puppen keinem zeigen werden. Ich werde ihnen meine Adresse geben und wenn sie etwas Zeit haben, kommen sie mich doch besuchen."
Auf einem kleinerem Zettel schrieb er ihm seine Adresse auf. Der Häusermacher nahm den Zettel an und dann gingen sie in den Speisesaal. In dem anderen Eck des Salons saßen die meisten ungewöhnlichen Gäste, denn sie fragten sich andauernd, warum nur sie jemand für ganze zwei Wochen eingeladen hatte. Manche von ihnen waren mißtraurig, während andere Gäste behaupteten, daß es für Panik keinen Grund gebe und das man einfach alle diese Vorteile genießen sollte. Der Genaue war der Meinung, daß man alle diese Umstände kritischer betrachten sollte, denn er war der Überzeugung, daß es nicht sehr wahrscheinlich wäre so einer beschränkten Person über den Weg zu laufen, die alle Kosten für so viele Menschen auf sich nehmen würde. Weil seine Argumenten für die meisten der Anwesenden schwerwiegend erschienen, schließten sich die meisten seiner Meinung an. Irgendwie wurden sie mißtraurig und schnippig und vieleicht sogar agresiv. Gerade diese Stimmung war für den Untersteller und dem Unglücksverursacher sehr günstig. Der Untersteller erzählte den anderen von einem Film, den er gesehen hatte, der nach der Literaturvorlage von Agathe Christie gemacht wurde: Eine Gruppe von Touristen gingen auf einen Safari und immer wenn eine Statue zerbrochen wurde, starb einer von ihnen. Den anderen kam eine Gänsehaut, als sie sich die Geschichte zu Ende anhörten, denn sie hatten ja jetzt Angst davor, daß es ihnen ähnlich ergehen könnte. Immer mehr Gäste fingen an zu glauben, daß sich hinter dieser freundlichen Einladung ein Psycho - Maniak versteckt. Nur der Wohltäter konnte sich dieser Meinung nicht anschließen. Er glaubte daran, daß die Welt gut sei und über einen schwarzen Mann nachzudenken, der sich die Lange Weile mit schlechten Taten vertreibt, hielt er nicht für glaubwürdig. Aber die anderen wollten ihm nicht zuhören, denn die Angst überzeugte sie immer in das Gegensätzliche. Nach dem Abendessen begaben sie sich in das Königsreich der gerechten Ruhe. Außer einigen Ausnahmen hatten die Gäste sehr schlecht geschlafen.
Die Besessene belästigte den Gefälligen schon von Anfang an, aber jener machte sie mit seiner Gefälligkeit nervös. Sie dachte schon darüber nach, auf welche Weise man sich an ihm rächen könnte. Ihr unaufhaltbarer starker Wunsch danach ihn lächerlich zu machen, war schon so groß geworden, daß sie die ganze Nacht davon grübelte. Auch der Sandra und Metka, die Mitglieder von dem Wörterstrickerverein waren, beklagte sie sich über diesen gefälligen Mann. Weil die Lada so sehr überzeugend wirkte, kamen auch die anderen zwei zum Entschluß ihr zu helfen um sich ein wenig über den Gefälligen lustig zu machen und ihn zu verärgern. Die Frauen einigten sich, die Gefälligkeiten auf alle möglichen Arten zu erzwingen. Sie würden sich vor ihm bei der Tür drängen, so daß er ihnen den Vortritt gewähren müßte, wechselweise würden sie vor ihm irgendeinen Gegenstand auf den Boden werfen, so das der Ludwig diesen für sie aufheben müßte. Mehrmals würden sie ihm vorjammern, daß sie kein Geld besitzen, so das er ihnen es leihen müßte und sie hätten ihm es niemals zurückgegeben. Mit einem Wort, auf den Herrn Ludwig lauerten noch sehr anstrengene Tage. Es war schon gegen Morgen, als die Gäste zum Frühstüch gegangen sind. Beim ersten Tisch, links von der Tür, fand der Erfinder einen komischen Zettel, auf dem etwas aufgeschrieben war: "Der Genaue wird sich die Hand brechen!"
Alle waren sehr verwundert wegen dieser ungewöhnlichen Botschaft und nur der Genaue war dieser schalkhaft nachgekommen, denn zu guter letzt war er ja die Zielscheibe dieser schmerzhaften Ankündigung. Er schrie laut auf, daß doch so etwas sehr albern wäre und sich dann in sein Zimmer zurückzog. Wie unangenehm war er jedoch überrascht, als er sein Zimmer ganz durcheinander auffand. Die Nachtschränke waren umgeworfen, das Bett war aufgeschlitzt, überall waren Federn zu sehen, das Wasser aus dem Badezimmer drang in das Schlafzimmer ein, die Tapetten waren von der Wand heruntergezogen und auf dem wunderschönen Persieschen Teppich lagen Fekalien. Der Genaue wußte wahrhaftig nicht wie ihm geschah. Anfangs stand er nur mit offenem Munde da, aber ein wenig später fing er sich an sehr aufzuregen, denn nichts konnte ihn wütender machen als Unordnung. Er ging, ja er rannte fast auf dem Flur hin und her, aber als er sich den Treppen hinunter begab, verfehlte er eine und purzelte die Treppe hinunter. Voll von Schmerzen schrie er so sehr auf, daß sogar der Direktor des Hotels angelaufen kam. Der Erfinder sah sich den Genauen genauer an und stellte fest, daß sich dieser armer Kerl nicht nur die Hand, obendrein noch den Fuß gebrochen hatte. Alle waren verschreckt, denn diese Voraussage hatte sich ja in die Tat umgesetzt. Den Genauen transportierten sie ins Krankenhaus, wo sie ihm seinen rechten Arm und sein linkes Bein in Gips einwickelten. Als er ins Hotel zurückkam fing er den anderen zu erklären an, was für ein Glück im Unglück er doch hatte, denn er hätte sich ja sogar umbringen können. Die anderen Gäste nickten ihm zu. Dem Genauen ging es einfach nicht in den Kopf, wer ihm wohl das Zimmer durcheinander gebracht hatte, denn als er zum Frühstück ging, war jenes noch im sehr ordentlichen Zustand. Der Untersteller sagte, daß sich diese misteriöse Botschaft verwirklicht hatte, aber der brave Beamte erwiderte ihm, daß jenem nicht ganz so sei, denn das Opfer hatte sich ja neben der Hand auch noch das Bein gebrochen, was aber in der Vorsage nicht erwähnt wurde. Aber die anderen stimmten mit jener Feststellung überein, daß es zu diesem Unglück halt gekommen war und das die Worte des Unterstellers die Wirklichkeit nicht verfehlten. Sein Verdacht war begründet, denn vieleicht gab es wirklich einen Psycho - Maniak, der mit ihnen Katz und Maus spielte. Der Gütige konnte sich ja natürlich dieser Feststellung nicht anschließen, aber weil er mit seiner Ansicht ganz allein war, verstummte er lieber. So etwas kam aber dem Untersteller goldrichtig, denn er dachte ja schon darüber nach, auf welche Weise man die Schuld auf den Gütigen wälzen könnte. Der Unglücksverursacher war sehr zufrieden mit sich, denn er konnte sich ja als sehr erfolgreich preisen. Der Untersteller war sehr neugierig, denn es ging ihm nicht in den Kopf, wie sich denn diese Vorsage so leicht verwirklicht hatte. Der Unglücksverursacher veriet ihm sein Geheimnis. Er erzählte ihm, daß die Pedanten Leute sehr an die Ordnung gewöhnt sind. Sie regen sich sofort auf, wenn nicht ein Gegenstand auf jenen Platz ist, wo es hingehört. Wenn aber der Mensch aufgeregt ist, dann ist er auch sehr verwundbar. Schon der winzigste Zusatzreiz aus der Umgebung, kann eine unkontrollierbare Reaktion auslösen. Weil der Genaue vor seinem Sturz Zeuge der Vorsage war, daß er sich die Hand brechen wird, war auch ein Zusatzreiz nicht mehr nötig. Der Unglücksverursacher gab noch hinzu, daß es ganz genug ist, wenn man die Grundcharackteren eines Menschen kennt. Der Untersteller spielte schon mit den Gedanken ein neues Projekt zu starten. Der Unglücksverursacher aber war der Meinung, daß der Gefällige der ideelle Sündenbock für die nächste Operation wäre. Der Gefällige aber hatte keine ruhige Minute mehr, denn er mußte ja immer wieder Gegenstände aufheben, welche die Frauen absichtlich auf den Boden geworfen hatten. Als einige Männer sahen wie das geht, hatten auch sie sich diesem grausamen Spiel angeschloßen. Gegen dem Abend, als sich alle Gäste in ihre Schlafzimmer begaben, klagte der gefällige Ludwig dem Rudi Fuchsenhof von seinem Leid:
"Oh, wie sehr erschöpft ich doch bin! Ich war noch niemals so höflich und zuvorkommend wie heute!"
"Klare Sache, die extreme Gefallenstuerei ist erschöpfend!"
"Wenn sie mir das gestern gesagt hätten, hätte ich ihnen nicht geglaubt, aber nach dem heutigen Tage, muß ich doch zugeben, daß es mir ganz schwindelig zugeht."
"No, gehen sie nur schlafen und merken sie sich, daß sie in Zukunft nicht mehr so zuvorkommend sind!"
"Oh, wie gerne würde ich dieses erreichen, aber ich komme und komme einfach nicht aus meiner Haut heraus!"
Der Enigmatik hatte diesem Gespräch zugehört, dann aber übernahm er das Wort:
"Sie werden sich verändern und das tiefgreifend, denn sie müßen dieses ja. Nämlich wenn sie das nicht machen, könnten sie in ein großes Unglück hineinfallen."
"Wie meinen sie das?! schreiten fast Herr Fuchsenhof und Herr Ludwig ganz überrascht."
"Wenn ich mir alle diese Ereignisse anschaue, komme ich immer mehr zur Schlußfolgerung, daß sich wieder etwas sehr unhübsches vorbereitet. Ich möchte keinem Unrecht tuen und darum werde ich wegen meinem Verdacht schweigsam sein, aber Herr Ludwig ich möchte ihnen doch trotztem raten, daß sie mehr auf sich aufpassen!"
"Warum beängstigen sie mich denn jetzt?!"
"Weit entfernt von dem! Ich möchte sie aber bitten, daß sie auf sich selbst mehr aufpassen. So, meine guten Herren, ich wünsche ihnen eine erholsame und gute Nacht."
Der Enigmatik öffnete die Tür seines Zimmers und verschwand dann auch hinter dieser. Auch die anderen Mitbewohner legten sich zur Ruhe. Jedoch diese Nacht brachte es keiner fertig sein Auge zuzudrücken. Alle waren beunruhigt, denn sie hatten fürchterliche Angst vor etwas, was eigentlich überhaupt nicht vorhanden war. Der Untersteller und der Unglücksverursacher konnten auch nicht schlafen, denn sie konstruierten schon einen neuen teuflischen Plan. Die ganze Nacht lachten sie heiter auf.
Im Zimmer 20 wurden die Wörter "Zimmer und Treppe" von Sandra und Meta ehrgeizig zergliedert . Als schon mindestens zehn Seiten entstanden waren, stellten diese beiden Frauen fest, daß das Zimmer mit den Treppen in Verbindung stand. Sie waren jetz fest überzeugt von jener Tatsache, daß der Genaue (der die Treppen hinuntergefallen war) psychisch manipuliert worden war.
Es war gegen Morgen, als sich alle Gäste wieder beim Frühstück vesammelt hatten und sich mißtrauig entgegen glotzten. Dann aber fing sie sich an zu fragen, wer ihnen das Leben verbittern wollte, aber eine passende Antwort gab es nicht. Der Beruhiger war ganz Mundtod, denn er fürchtete ja die Gefühlsausbrüche des braven Beamten. Die Besessene ließ immer noch manchen Gegenstand zu Boden fallen, so daß Ludwig sich sehr anstrengen mußte diese nicht aufzuheben. Der gütige Mann war beleidigt und verkroch sich in eine stille Ecke des Speisezimmers zurück. Der Häusermacher fing an ein neues Haus aus Streichholzschachteln zu bauen und wollte von allen Ereignissen nichts mitbekommen. Der Rudi Fuchsenhof hatte ein Buch in der Hand und vermißte dabei sehr die Büchereien. Der brave Beamte war so sehr schlechter Laune, daß er in sein Zimmer sprang und sich seinen blauen Kämpfertrainingsanzug anzog, trotz der Tatsache, daß heute nicht der richtige Tag war. Der Enigmatik teilte dem Erfinder mit, daß er in eine lockere schöpferische Krise fallen würde, was aber diesem nicht sehr gefiel, den es kam sogar zwischen den beiden zum Streit. Der Genaue war gewaltig verdrossen, denn auf dem Tisch herschte ja eine riesige Unordnung, aber niemand beachtete ihn. Der Untersteller und das Unglücksgenie waren mit sich sehr zufrieden, denn dieses Klima war für ihre neuen Pläne eine sehr günstige Angelegenheit.
Als es schon so aussah, als ob es zur großen Explosion kommen würde, erklang aus dem Lautsprecher eine angenehme Frauenstimme, die den Untersteller und den Unglücksverursacher zu sich ins Büro riefen, welches im obersten Stockwerk des Gebäudes war. Diese beiden Teufelsknechte zauderten keinen Moment dieser angenehmen Stimme Folge zu leisten. Als die beiden ins Büro gelangten, waren sie sehr erstaunt, als sie das Gesicht der Frau sahen; denn sie hatten ja eine junge Frau dort erwartet, aber jenige war nicht mehr die Jüngste. Die ältere Dame sprach die beiden sehr freundlich an:
"Eigentlich wollte ich mich erst nach dem Verlauf der vierzehn Tage enthüllen, aber ich muß gestehen, daß sie beide mir diesen Plan verdorben haben."
Der Untersteller erwiderte empört: "Was für ein Plan? Ich muß doch gestehen, daß ich sie nicht verstehe!"
"Meine lieben Herren, es kam durch sie zum Streit und sogar zu einem Unglück, was ich nicht im geringsten geplant hatte!"
"Zum Unglück! krächsten die beiden scheinheilig nichtswissend auf. Gnädige Frau sie täuschen sich! fügte der Unglücksstifter hinzu."
"Ich bin der Ansicht, daß es keinen Sinn ergeben würde, wenn sie beide alles verneinen würden. Nämlich alles, was sich in diesem Hause abgespielt hatte, ist auf Video - Kassetten aufgenommen worden!"
"Oh, wie schrecklich! Was gedenken sie jetzt mit uns zu machen? fragten beide ganz demütig."
"Wenn sie mir versprechen, daß sie nichts mehr anstellen und über unseres kurzes Gespräch schweigen werden, gedenke ich mit ihnen nachsichtig zu sein!"
Die beiden Halunken beteuerten der gnädigen Dame die Schweigepflicht und zogen sich ein wenig enttäuscht aus dem Bürozimmer zurück, denn es tat ihnen Leid den großen Vernichtungsplan aufgeben zu müssen. Als sie den Speisesaal erreichten, stritten sich die anderen Gäste immer noch verbissen. Zum Mittagsessen kam niemand, denn alle blieben auf ihren Zimmern. Gegen Abend ertönte wieder aus den Lautsprechern die angenehme Frauenstimme, die alle Gäste dazu herausforderte sich am Abendessen zu beteiligen. Ungefähr um neunzehn Uhr waren alle von dieser bunten Gesellschaft wieder versammelt. Als sich alle voller Spannung und Neugier auf ihre Stühle gesetzt hatten, erschien die ältere Dame und begrüßte alle sehr freundlich:
"Meine hochgeehrten Gäste, ich grüße sie sehr herzlich und möchte mich wegen der bisherigen Ereignisse entschuldigen, welche aber eine Frucht von unangenehmen Zufällen war."
"Aber warum haben sie uns überhaupt eingeladen und wozu denn diese Geheimnistuerei?! fragte sie der Enigmatik"
"Ich bin eine sehr reiche Frau, die ein sehr seltsames Hobby betreibt, denn ich bin eine eifrige Sammlerin der eigenartigsten Menschen!"

 

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