Gedichte, Seite 2

Falls ich mit einem der hier aufgeführten Gedichte gegen Euer Copyright verstoße, bitte ich Euch, mir kurz zu mailen. Dann werde ich das Gedicht umgehend entfernen.

Die Holzbrücke

Lange stand ich vor der schmalen Holzbrücke,
die sich mit ihrem sanften Bogen spiegelte.
Es war eine Brücke zum Hin- und Hergehen,
hinüber und herüber: Einfach so,
des Gehens wegen und der Spiegelungen.

Die Trauer ist ein Gang hinüber und herüber:
Hinüber , dorthin, wohin der andere ging.
Und zurück, dorthin wo man mit ihm war.

Und dieses Hin- und Hergehen ist wichtig.
Denn da ist etwas abgerissen.
Die Erinnerung  fügt es zusammen, immer wieder.
Da ist etwas verlorengegangen.
Die Erinnerung sucht es auf und findet es.
Da ist etwas von einem selbst weggegangen.
Man braucht es. Man geht ihm nach.
Man muss es wiedergewinnen, wenn man leben will.

Man muss das Land der Vergangenheit erwandern,
hin und her, bis der Gang über die Brücke auf einen neuen Weg führt.

~~~ Jörg Zink ~~~

Kleine Hand in meiner Hand

Kleine Hand in meiner Hand,
ich und du im jungen Grase;
ich und du im Kinderland,
gehen auf der langen Straße,
deine Hand in meiner Hand.

Kleine Hand in meiner Hand,
die einander zärtlich fassen,
ich und du - nichts hat Bestand.
Einmal - ach muss ich dich lassen.
Kleine Hand aus meiner Hand.

Kleine Hand in meiner Hand,
kleiner Schritt bei meinem Schritt,
kleiner Fuß im weiten Land;
einmal geh ich nicht mehr mit,
einmal gehst du ohne mich.

Und ich muss dich gehen lassen,
kleine Hand aus meiner Hand.

~~~ Friedrich Schnak ~~~

Wo man Engel sieht

Wenn sich ein Regenbogen über den Himmel spannt,

dann gehen die Engel darauf über Land.
Wenn ein silberner Stern durch die Wolken schnuppt,

kann es sein, daß er sich als Engel entpuppt.
Wenn uns am Abend die Sonne rot brennend verlässt,

dann feiern die Engel über den Bergen ein Fest.

 Und wenn`s leise flüstert:

"Ich habe dich gern!",

dann ist ein Engel gar nicht so fern.

~~~ Andrea Schacht ~~~

    Unendlichkeit

    Deine Geburt
    habe ich eigentlich
    nicht begriffen.

    Wo kamst Du her?

    Rasch besetzte ich
    Dein Kindergesicht
    mit meiner Liebe.

    Der Unendlichkeit
    Deines Daseins
    war ich mir sicher.

    Deinen Tod
    habe ich eigentlich
    nicht begriffen.

    Wo gingst Du hin?

    Meine Liebe ist
    auf der Suche
    nach Dir.

    Der Unendlichkeit
    Deines Daseins
    bin ich mir sicher.


    ~~~ Renate Salzbrenner ~~~


Das kleine Licht

 

"Wo bist Du?"
frage ich das kleine Licht

*
"Hier bin ich!
Mama, spürst Du mich nicht?"

*
"Ich spüre Dich,
doch sehe ich Dich nicht
,"
entgegne ich dem Licht
und höre, wie es spricht:
*
"Es zählt nicht, was Du siehst oder nicht,
wichtig ist nur, Du spürst mein Licht –
in Dir, Mama, nicht äußerlich!"

*
"Ich spüre Dich deutlich -
innerlich.
Zum Greifen nah, fehlt nur ein Stück-

zum richtigen Glück.
Warum bist Du gegangen, mein kleines Licht,
so traurig bin ich,
ohne Dich."

*
"Ach Mama,
so weine doch nicht.
Ich bin in Sicht,
schließe die Augen und fühle mich,
ich bin ganz nah."

*
"Warum?"
ich wieder frag‘,

"warum nur gehst Du,
kleines Licht,
läßt mich im Stich,
ich liebte Dich!"

*
"So lieb mich weiter,
ich bin doch da!"
*
"Warum?"

ist alles,
was aus mir spricht,
und so erklärt mir das kleine Licht:

"Nicht traurig sein Mama,
ich liebe Dich.
Der kleine Körper, ich besaß,
der wollte nicht-

hinderte mich zu werden
was ich werden wollte-
Dein gesundes kleines Licht.
Nie wollte ich verlassen Dich,
doch mußte ich,
wollt‘ doch nicht krank sein Mama,

verstehst Du mich? "
*
"Schmerzlich erkläre ich dem Licht,
am Verstehen scheitert es nicht,
nur tut es so weh."
*
"Meine Mama,
so weine nicht.
Zeit vergeht,
bald bin ich wieder in Sicht!
Kämpfe für mich!
Ich brauche Dich!
Ich liebe Dich!
Mein süßes kleines Licht,
wie kann ich kämpfen um Dich,
Du bist doch schon tot."

*
"Nein Mama,
nicht tot bin ich.
Nur Zeit brauch‘ ich,
ein bißchen nur,
ich bitte Dich,
empfange mich,
gleich herzlich wie beim ersten Mal!"

*
"Wie anders außer herzlich

könnt‘ ich empfangen Dich,
Du süßestes Licht,
sehnsüchtig erwarte ich Dich!"

*
"Also dann Mama,
nicht traurig sein!
Erwarte mich,
bald bin ich Dein.
Mein Licht soll strahlen,
richtig hell,
so daß Du nie den Mut verlierst;
tot ist nicht mein Lebenslicht,
nur der Körper mußte gehen.
Ich bin bei Dir,
ich leuchte Dir,
niemals mehr sollst Du trauern um mich –
es gibt keinen Grund.
Du wartest auf mich und ich auf Dich.
Ich liebe Dich."

*

 

Wenn Engel reisen

Mitten im Tagwerk innehalten,
mich setzen müssen,
wie ein weicher Zwang.
Zu wissen ...
Mich trotz Eiseskälte jetzt im Feuer  zu wälzen,
mit brennenden Gegenständen
in der Hand,
blassen Bildern im Kopf,
Melodien aus deiner Zeit,
um dich für Momente bewusst wieder zu holen -
in meinen Alltag.

Manchmal Glück haben
beim Anblick der vertrauten Dinge,
von denen ich mich trennen wollte
und merken
daß du Engelchen doch nicht ewig schläfst.
Plötzlich gezwungen zu ahnen,
daß du heimlich etwas zurechtrückst,
Fäden knüpfst in meinem Leben
leise meinen Kopf meine Hand
mein Herz berührst.
Kleine Ärmchen, die sich von hinten
um meinen Hals legen.
Ein Köpfchen, daß sich wieder an meine Wange schmiegt.
Dann -  manchmal -
schaffe ich es trotz, Herzjagen
und nassem Gesicht,
ganz selten aber nur,
sehr sehr ruhig zu sein,
gespannt zu lauschen,
um ihn dann zu hören
DEINEN FLÜGELSCHLAG!
Und immer wieder ist es neu,
immer wieder anders, wie du mir begegnest.
oft nur geahnt, selten gespürt,
aber immer geheimnisvoll,
immer bezaubernd.
Diese Zwiesprache,
während wir beide Sand mit Sternchen mischen.
Ich mit meiner lächerlich irdischen Freude,
du mit deiner Engelsgeduld.
Was tun ?
Fliegen mit dir ?
Weiterlaufen mit deiner schwester?
Du legst mahnend
deinen Zeigefinger auf die Lippen,
um diesem Denken Schweigen zu gebieten.

Komm weiterhin in diesen Momenten.
Verleihe mir Flügel für kurze Zeit
und dann gehe wieder,
ohne Fußspuren oder
Fingerabdrücke zu hinterlassen,
wie schon einmal in meinem Leben.
Geh wieder zurück -  tief, gaaanz tief
nach Hause in das Mammaherz
und schlaf weiter,
mein Engel

Die Sehnsucht

Von den Sehnsüchten der Menschen
singt der Wind ein Lied
von den Träumen der Menschen
schweigt der Sternenhimmel
und jede Schneeflocke
gleicht einer nicht geweinten Träne

die vollkommene Stille
der wir uns nur noch ganz selten stellen
ist erfüllt
von ungesagten Worten
nicht gezeigten Gesten
verdrängten Liebeserklärungen
unausgesprochenen Verwundungen

in dieser vollkommenen Stille
liegt unsere Wirklichkeit verborgen
deine
und meine

~~~ * ~~~

An Deinem Grab

Ich bin an Deinem Grab gewesen,

 dem Ort an dem nun liegt, was von Dir blieb.

Es ist nicht viel.

Die Reste deines kleinen Körpers,

aus dem Dein Lachen kam, Dein Weinen, Deine Wut.

Was bleibt uns nach dem kurzen Leben?

Du hast, Dein Ziel beharrlich fest im Auge, Dich nicht beirren lassen auf dem Weg,

 den Du für Dich als Kind erkanntest.

Dein Tod hat mich erschüttert, aus dem Gleis geworfen,

 hat mein Leben eingerissen, wie ein Kartenhaus

 und in den Trümmern sitze ich nun und suche nach den Teilen,

 mit denen ich mein Haus von Neuem aufbauen kann.

Doch sehe ich, daß dieses Glück nicht jeder hat,

 sich frei zu machen von dem Schutt, den Leben anhäuft.

Der neue Blick läßt nicht den Schmerz verschwinden,

 kann nicht die Lücke füllen, in der Du nicht mehr bist.

Doch in Gedanken kann ich fragen nach dem Weg,

 den ich noch gehen muß und den Du schon gegangen bist.

Es Werde Licht

Manchmal Wünsch ich mir
es werde Licht
und alles , was so Öd und Leer ,
beträf mich nicht .
Manchmal sehe ich im Dunkeln
will kein Licht ,
sehe durch das Schwarz des Tages
sehnend dein Gesicht .
Manchmal schimmert dann
ein ferner Stern ,
schenkt mir ein leises Hoffen ,
bleibt doch Fern .
Doch manchmal fühl ich Dich im Herzen ,
bist du mir nah ,
hab dann ein Licht gesehen ,
wie ich es niemals sah .

~~~ * ~~~

Und wenn wir uns an Alles erinnert haben,
beginnen wir, uns zu bekümmern um das,
das wir vergessen könnten:


Ein Gesicht, eine Stimme, ein Lachen?
Den Geburtstag? Das Lieblingslied?


Hab vor dem Vergessen keine Angst -
denn
das Herz vergisst gar nichts.

~~~ Renate Gerriets ~~~

Der Lauf des Lebens

Menschen werden geboren

und Menschen sterben.

Das ist der Lauf des Lebens.

Doch was,

wenn jemand stirbt,

der dir am Herzen lag?

Dann ist es egal,

ob es der Lauf des Lebens ist.

Du fühst nur noch Leere und tiefe Traurigkeit.

Hast zu nichts mehr Lust.

Das Leben geht weiter,

aber das merkst du gar nicht,

denn deine Gedanken schweifen immer wieder

um die hinterlassene Lücke.

Warum ist das der Lauf des Lebens?

~~~ * ~~~

 Die Erwähnung des Namens meines Kinders bringt mir Tränen in meine Augen.

Doch sie bringt auch immer Musik in meine Ohren.

Wenn Du wirklich mein Freund bist,

laß mich die wunderbare Musik seines Namens hören.

Sie besänftigt mein gebrochenes Herz

und singt zu meiner Seele.

Ich bin von Euch gegangen -

nur für einen kurzen Augenblick -

und garnicht weit.

Wenn Ihr dahin kommt wohin ich gegangen bin,

werdet Ihr Euch fragen, warum Ihr geweint habt.

~~~ * ~~~ 

Du warst nur Gast in meinem Leben,

gingst mit mir ein kurzes Stück,

doch hast Du mir so viel gegeben,wie gern dreht ich die Zeit zurück.Du reistest eilig weiter,

in jenes Land, dort hinterm Wind,

vielleicht bist Du mein Wegbereiter, zu unser aller Ziel mein Kind.

~~~ Mona ~~~

Ein Engel wird dich tragen,

aus dieser kalten Welt.

Ein Engel wird dich tragen,

auch wenn es uns nicht gefällt.

Die Schmerzen sind vorrüber

für dich mein Kindelein.

Zurück bleiben die Lieben,

du lässt uns nun allein.

Ein Engel wird dich tragen,

fliegt mit dir zum Herrn der Welt.

Ein Engel wird dich tragen,

der Herr hat ' s so bestellt.

Es weht der Wind ein Blatt vom Baum,

von vielen Blättern eines.

Das eine Blatt,

man merkt es kaum,

denn eines ist ja keines.

Doch dieses eine Blatt allein,

war Teil von unserem Leben.

Drum wird  dies eine Blatt allein,

uns immer wieder fehlen.

Gern wollt ich es dir schenken, das Leben,

die Farben des Bogens, nach dem Regen;

die Wärme der Sonne, an Sommertagen,

und wärest du müde, so wollt´ ich dich tragen;

trocknen wollte ich deine Tränen,

doch was mir bleibt, ist mich nach dir sehnen.

Die Farbe der Augen, die ich niemals sah,

in meinem Traum sind sie mir ja so nah;

in meinem Herzen hör ich dein Lachen,

ich weiß, dir geht's gut, machst ganz tolle Sachen;

eine Berührung von dir,

was gäb ich dafür......

Für dich war es nur ein ganz kurzer Weg,

für mich so oft nur ein ganz schmaler Steg;

an meinem Ende dann, wirst du es sein,

der mich an die Hand nimmt, sie ist ja so klein;

mir zeigst deine Welt, so bunt und so warm,

- endlich vereint: du in meinem Arm!

~~~ Für Simon von seiner Mami Anke ~~~

Lass Deiner Trauer Zeit ...

Laß Deiner Trauer Zeit,

dann wandelt sich dieses Festhalten wollen
in Loslassen können,
das vergangene Schöne
in glückliches Erinnern,
der Abschiedsschmerz
in Wiedersehenshoffnung,
und aus allem Leid des Herzens
wird eine tiefe Dankbarkeit.

~~~ * ~~~

Was ich festhalten will,

entgleitet mir.

Was ich besitzen will,

geht mir verloren.

Was ich erzwingen will,

verweigert sich.

Was ich erträumt habe,

zerrann.

Was ich geboren habe,

starb.

Die verlierbaren Lebenden

und die unverlierbaren Toten,

im Loslassen finde ich mich wieder,

im Abschiednehmen

gehe ich über die Brücke,

im Ade sagen,

werde ich neu beschenkt.

und ich höre Deine Stimme,

ganz nahe an meinem Herzen.

~~~ * ~~~

Brücken verbinden entfernte Ufer,
helfen über tiefe Gräben hinweg,
führen über reißende Wasser,
kürzen weite Wege ab,
bringen Getrennte zusammen.
Brücken schütten Gräben nicht zu,
ebnen Unterschiede nicht ein,
schaffen Hindernisse nicht weg,
erkennen Trennendes an
und ermöglichen dennoch BEGEGNUNG.

~~~ Peter Ganzert ~~~

Näher mein Gott -ein Stück zu dir

Du hast mir das Licht gegeben
Hast mit Liebe mich bedacht
Du gabst mir ein neues Leben
Hast viel Freude mir gebracht
Du hast mit mir mein Leid geteilt
In mancher noch so schweren Stunde
Du hast mit mir geweint, gelacht
Warst Trost auf meiner Seele Wunde
Doch eines Tages kam die Zeit
Ganz unerwartet wie ein Orkan
War doch dafür noch nicht bereit
Mein Gott, was hab ich dir getan
Die Hoffnung starb, das Leben schwand
Und doch, so habe ich erkannt
Ich ging nicht fort -Ich bin doch hier
Ich ging doch nur ein kleines Stück
Näher, mein Gott, näher zu dir.

Menschenknospe

Menschenknospe, bist du da?
Lebst du wirklich, sag doch ja!
Denn ich mach mir Sorgen schon,
ob du dich nun etwa stehlst davon.
Willst du wirklich jetzt schon geh'n
bevor du hast die Welt geseh'n?!

Menschenknospe, bleibe doch!
Bleib', und wachse in mir noch,
damit man bald davon spricht,
wann du erblickst der Welten Licht.
Menschenknospe, erblühe uns!
Das ist unser aller Wunsch!

Menschen haben Wünsche oft,
doch nicht immer geht es wie erhofft:
Abschied, Trauer, Leere, Schmerz
graben sich dann ganz tief in das Herz.
Dieses wird dann größer sein
für den nächsten hellen Schein ...

~~~ * ~~~

      

 

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