Trauerphasen

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Link aufnehmen sollte oder nicht. Aber ich denke, dass es ganz gut sein kann, den Trauerprozeß auch einmal von der etwas theoretischeren Seite darzustellen. Es hat mir oft geholfen Bücher über Trauerbewältigung zu lesen, denn sie enthielten viele Anregungen, wie man einzelne Phasen der Trauer besser bewältigen kann (z.B. "Gute Hoffnung-jähes Ende" von Hannah Lothrop). Auch fand ich mich in Beschreibungen der einzelnen Trauerphasen immer wieder. So wußte ich wenigstens, dass mein Verhalten ganz normal und natürlich ist....

Leider ist Trauer und Tod immer noch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Durch den Tod meiner Tochter war ich das erste Mal in meinem Leben gezwungen, mich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Ich wünschte mir nichts mehr auf dieser Welt, als dass ich diese Erfahrung nicht hätte machen müssen. Und dennoch hat mich der Tod von Celia folgendes gelehrt:

  • Dankbarkeit, für das viele Glück, was ich bisher im Leben hatte. Dankbarkeit für die Liebe meines Mannes, die uns nun noch viel mehr verbindet.
  • Es ist mir klar geworden, dass auf dieser Welt nichts selbstverständlich ist und dass man nicht immer denken kann "Uns passiert schon nichts..."
  • Durch den Tod meiner Kleinen habe ich gelernt meine Prioritäten anders zu setzen. Ich habe in vielerlei Hinsicht erkannt, was mir wirklich wichtig ist und für welche Dinge ich meine Kraft einsetze und für welche ich nicht mehr so viel Kraft geben werde.

 

Verena Kast (Psychologin) schreibt in dem Buch "Nur ein Hauch von Leben" folgendes:

Das Trauern ist der emotionale Ausdruck für einen Verlust; im Trauern nehmen wir auch Abschied von einem Menschen, den wir verloren haben, willigen in einem langen, schmerzhaften Prozeß in den Verlust ein, auch in dessen Endgültigkeit.

Auch wenn es typische Phasen gibt in diesem Prozeß, die sich überlappen, die immer wieder auftreten können, so trauern doch alle Menschen mit den sie auszeichnenden Schwierigkeiten. Es ist deshalb wenig sinnvoll zu fordern, wie Trauer zu sein hat oder wie lange diese Trauerprozesse dauern sollen, wie lang es gehen darf, bis Menschen nicht mehr ganz von den Gedanken an das verlorene Kind beherrscht sind, in den Verlust einwilligen können und sich wieder dem Leben zuwenden.

Die Verarbeitung eines Verlustes durch den Tod erfolgt in der Regel in verschiedenen Phasen:

  • Phase des Nicht-wahrhaben-Wollens - Nach dem Verlust eines geliebten Menschen reagieren die meisten von uns mit Schock und Verneinung. Wir können es einfach nicht fassen und denken "Dass kann doch nicht wahr sein", "das muß ein Irrtum sein". Das sind Gedanken, mit denen das schreckliche Erlebnis abgewehrt werden soll. Der Anblick des verstorbenen Kindes löst dann oft Emotionsstürme aus, weckt den Schmerz, die Empörung, gibt aber auch den Eltern ein Gefühl für die Realität im doppelten Sinne: Mütter sehen, dass sie ein reales Kind geboren haben, "an dem alles dran ist", das auch sehr oft als wunderschönes Kind gesehen wird; und sie erleben auch, dass das Kind wirklich tot ist. So nehmen Eltern Kontakt auf mit ihrem Kind und nehmen auch gleichzeitig Abschied. Dieses Aufnehmen des Kontaktes mit dem verstorbenen Kind ist sehr wichtig für die nachfolgende Trauerarbeit sowie für eine evtl. neue Schwangerschaft.

  • Phase des Aufbruchs der chaotischen Emotionen - Während für die erste Phase eine Empfindungslosigkeit typisch ist, brechen nun die Gefühle hervor. Wut, Verzweiflung, Schuldgefühle, Schmerz, Schuldzuweisungen - alle möglichen Gefühle können nun spürbar werden und uns überwältigen. Sehnsucht nach dem verlorenen Kind ist zudem erlebbar, auch Liebe und Gefühle der Zärtlichkeit. Diese Emotionen werden durcheinander erlebt und sind von einer eigentümlichen Heftigkeit. Diese Phase der chaotischen Emotionen dauert über längere Zeit an. Das heißt aber nicht, dass zwischendurch nicht auch ruhige Stunden und Tage erlebbar sind.

  • Phase des Suchens - Findens - und Sich-Trennens - In dieser Phase wird meist der Kontakt zu dem Verstorbenen gesucht - sei es durch Rituale (wie z.B. das Mitdecken des Tisches für den Verstorbenen), durch Tagträume oder ähnliches. In dieser Phase ist ein Wechselbad der Gefühle zwischen Verneinung, Trost, Ernüchterung und Annehmen typisch. Menschen in dieser Phase sagen immer, sie könnten nur an den verstorbenen Menschen denken. Es ist für den Trauerprozeß sinnvoll, dass diese Menschen immer wieder von den Verstorbenen sprechen, Erinnerungen hochkommen lassen, sie mit anderen teilen. Diese Trauerphase ist bei einem Kindstot wesentlich schwieriger zu bewältigen. Zwar besteht auch da der Wunsch, immer wieder vom Kind zu sprechen. Aber mit wem? Das Kind war vor allem im Erleben des Paares verwurzelt, anwesend, und das Paar ist es denn auch, das über das Kind sprechen sollte, über die Erwartungen, die Hoffnungen, über die Enttäuschung, den Schmerz. Es fällt nicht direkt Beteiligten bei Trauerprozessen immer sehr schwer, die unzähligen Wiederholungen anhören zu müssen. Trauernde müssen ihre Geschichte immer wieder erzählen, um den Verlust emotional verarbeiten zu können. Als weitere Schwierigkeit kommt in der Regel dazu, dass trauernde Eltern sich zurückgezogen haben: Der Trauerprozeß ist ein Prozeß des Rückzuges, der Selbstbesinnung unter neuen Lebensumständen. Dieser Rückzug bringt es natürlicherweise auch mit sich, dass trauernde Menschen nicht auf andere zugehen, dass diese anderen Menschen aber auch weniger auf die Trauernden zugehen, weil sie nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen.

  • Phase des Entstehens eines neuen Selbst- und Weltbezuges - Erst in dieser Phase erfolgt die tatsächliche Akzeptanz des Todes. Die Trauernden beginnen, ihren Lebensrhythmus neu zu gestalten, eine Form von "Neuanfang" wird möglich.



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