Nachdem wir aus dem Krankenhaus zurückgekehrt waren, mußten wir uns um die Beisetzung von Celia kümmern. Unter großen Anstrengungen bewältigten wir die nun notwendigen Formalitäten. Wie im Nebel und als würden wir uns selbst beobachten, versuchten wir all die Wege zu erledigen, die nun notwendig wurden. Wir mußten dieses auch selber tun, das waren wir unserer Kleinen schuldig. Das von uns beauftragte Bestattungsinstitut war sehr feinfühlig und anteilnehmend. Wir wollten, dass Celia ihr Erstlingsoutfit - welches wir mit ins Krankenhaus genommen hatten - angezogen bekam und dass ihre Decke, ein Foto von uns und ihr kleiner Frotteestoffhund Celia auf ihrer letzten Reise begleiten sollten. Wir wählten ein Einzelgrab auf einer Kindergrabstelle und über diese Entscheidung bin ich heute unendlich dankbar. So liegt unsere kleine Maus wenigstens unter weiteren Kindern - irgendwie ein sehr tröstenden Gedanke.
"Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang, Nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Allein im Nebel tast ich todentlang
Und lass mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr;
- Und die es trugen, mögen mir vergebn.
Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur,
Doch mit dem Tod der andern muss man leben."
Ich bin froh, dass wir Celia auf ihrem letzten Weg begleitet haben. Am Abend fühlte ich neben dem unendlichen Schmerz auch ein wenig Erleichterung, dass ich die Kraft aufgebracht hatte, sie auf diesem Weg nicht allein zu lassen. Ihr Grab ist nun mein Zufluchtsort. Dort gehe ich hin, wenn der Schmerz mich zu überwältigen droht. Dort fühle ich mich meiner Tochter sehr, sehr nah und erzähle ihr von meinem Schmerz, meiner Trauer und meiner Liebe und Sehnsucht nach ihr. Wenn ich auf den Friedhof komme, kann ich ihr Grab von weitem sehen. Wenn sich dann ihr Windrad als einzigstes dreht, so denke ich, dass ist ein Gruß von ihr. Meine Tochter ist für mich in jedem Sonnenstrahl, sie ist der leuchtende Stern in der Nacht, jeder Windzug, jedes fallende Blatt und jeder Regentropfen, der vom Himmel fällt. Ich denke, ihre Seele begleitet uns jeden Tag... In einem Buch von Elisabeth Kübler-Ross, welches ich vor einigen Tagen gelesen und in dem ich sehr viel Trost gefunden habe, steht geschrieben, dass der Tod ein Hinübergehen in einen neuen Bewußtseinszustand ist, in dem man fortfährt, zu fühlen, zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu lachen. Und das einzige, was wir bei der Umwandlung verlieren ist unser physischer Körper, den wir ablegen wie einen Kokon um uns dann als Schmetterling auf einer anderen Bewußtseinsebene zu entfalten. Dieser Gedanke tröstet mich und ich bin überzeugt, dass die Seele meiner Tochter bei mir ist.
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