Regina Halmich in eigenen Worten!
Donnerstag, 22.11.2001 Ich habe diese Zeilen schon am späten Mittwochabend geschrieben, weil ich am heutigen Donnerstag mehr zu tun habe als sonst zwei Tage vor einem WM-Kampf. Ich werde 25 und habe schon läuten gehört, dass einige Leute Überraschungen vorbereitet haben. Eine Überraschung plant sicher auch meine bulgarische Gegnerin Svetla Taskova...
Weil sie erst ihren 10. Profikampf bestreitet und ich schon 27 WM-Kämpfe gewonnen habe, glaubt jetzt alle Welt, dass ich quasi im Spaziergang gewinnen muss. Ich sage Ihnen: Wenn ich mich von solchem Optimismus zum Leichtsinn verleiten lasse, bin ich bald weg vom Fenster, denn niemand ist unschlagbar.
Nicht dass ich den Titel am Sonnabend verlieren möchte, aber es wird irgendwann passieren, dass jemand besser ist. Dann gibt’s einen Rückkampf, dann wird’s richtig spannend. Es ist nicht so, dass mich eine Niederlage zum Aufhören zwingt.
Ich bin realistisch, aber Angst vor einer Niederlage habe ich nicht. Man geht mit dem Gedanken in den Ring: Ich werde heute gewinnen. Eine Niederlage wäre zu verkraften, weil ich mich damit schon auseinander gesetzt habe, dass es passieren kann.
Mein Kampf wird am Sonnabend wieder live im DSF gezeigt, die Sendung beginnt um 22 Uhr. Auch wenn meine Einschaltquoten dort in den letzten Monaten immer besser waren als die der männlichen Box-Profis (ich kam bis auf 1,56 Millionen und fast neun Prozent), ist natürlich die Vorfreude aufs nächste Jahr sehr groß. Vom 1. August an werden meine Kämpfe nämlich im ZDF gezeigt – und da sehen doppelt und dreifach so viele Leute zu.
Verstehen Sie jetzt, dass ich auch dann mit der gebotenen Vorsicht zu Werke gehe, wenn eine Gegnerin der Papierform nach Außenseiterin ist? ______________________________
Mittwoch, 21.11.2001 Ich hatte gestern versprochen, ein bisschen über meine Gewichtsprobleme vor den Boxkämpfen zu erzählen. Also: In Friedenszeiten bringe ich 52 oder 52,5 Kilo auf die Waage. Wenn am Tag vor dem Kampf das Wiegen angesagt ist, dürfen es maximal 49,0 Kilo sein.
Hier ist meine „Junior-Fliegen-Diät“ für die letzten drei Wochen vor dem Kampf: Ich lege Mittag- und Abendessen zusammen, sozusagen „aus zwei mach eins“. Und: Kohlehydrate bevorzugt. Ich esse Putenbrust, Hähnchenbrust, weißes Fischfilet (Forelle, Kabeljau und so). Die feinen Fische werden natürlich nicht mit viel Fett gebraten. Sie kommen in den Backofen oder werden gedünstet.
Ganz wichtig ist Salat (aber selbst da gönne ich mir das letzte Blatt schon vor 19 Uhr). Und Gemüse. Am liebsten ist mir ein Gemüse-Mix, den ich höchstpersönlich in die Pfanne packe. Okay, eine Winzigkeit Butter gehört dann dazu.
Oft werde ich gefragt, was ich denn so trinke: Ich nehme Kräutertee oder Wasser, auf jeden Fall ohne Zucker. Da ist es ganz gut, dass ich einen Sponsor namens Oxywell habe. Die Münchner Firma macht so syphon-artige „Heimbereiter“ für Wasser, das mit Sauerstoff angereichert und deshalb besonders gesund ist.
Zu meiner WM-Vorbereitung gehört immer auch eine Haushaltswaage. Jede Nudel wird gewogen! Ich selbst wiege mich zweimal am Tage, jeweils nach dem Training. Wenn Sie diese Zeilen lesen, habe ich noch maximal 400 Gramm zu viel drauf.
Übrigens gehe ich am Freitag, dem Tag vor dem Kampf, mit meinem Trainer Torsten Schmitz immer zum Abendessen. Das offizielle Wiegen ist dann vorbei, und ich bestelle ein Steak mit Nudeln. Und die Nudeln werden garantiert nicht gewogen. ______________________________
Dienstag, 20.11.2001 Als ich vor etlichen Wochen hörte, dass mein nächster Wettkampf am 24. November stattfindet, da hat mir das kein bisschen geschmeckt. Ich bin nicht abergläubisch, der Grund für meine Säuernis ist ganz einfach: Am Donnerstag dieser Woche werde ich 25 – und wer feiert schon gern Geburtstag, wenn er nur seinen Kampf im Kopf hat. Wenn ich nicht hundertprozentig fit bin, kann das im Ring ganz schön weh tun. Und außerdem: Am Freitag um 16 Uhr werden Svetla Taskova, meine bulgarische Gegnerin und ich gewogen. Und wenn ich mehr als 49,0 Kilo auf die Waage bringe, habe ich das Limit fürs Junior-Fliegen-gewicht überschritten und bin den Titel, auf den ich so stolz bin, ohne Kampf los. Was wäre das für eine Blamage! Ich könnte meinem Trainer (und all denen, die mich bei jedem Kampf anfeuern) doch nie wieder ins Gesicht sehen. Wenn’s euch und Ihnen gefällt, werde ich morgen ein bisschen schildern, wie ich es schaffe, die letzten Pfunde und Gramm weg zu kriegen. Denn das ist ja ein Problem, das Millionen Deutsche haben. Ich habe nur den Nachteil, dass ich vor Foto- und TV-Kameras gewogen werde. Da ist es ein paar Nummern peinlicher, wenn man ein paar Gramm zu viel auf den Rippen hat.
Bis morgen
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Im Ring mit BZ auf Draht
Regina Halmich |
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Michele Aboro
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Wedding. Die WG der harten Fäuste
BZ-Besuch bei den Box-Weltmeisterinnen Regina Halmich und Michele Aboro
Von DIETMAR KREFT
Aboro (l.) und Halmich stöbern in ihren CD-Sammlungen. Michele bevorzugt Soul und Hip-Hop, Regina Hard-Rock. Fotos: BWeiß, Snaps, TelePress |
(...)*lebt die erfolgreichste Boxerin der Welt.
Hier hat sich Fliegengewichts-Weltmeisterin Regina Halmich, 24, die mit 23 Titelverteidigungen im Guiness-Buch der Rekorde steht, ihr neues Heim eingerichtet. Gemeinsam mit Federgewichts-Weltmeisterin Michele Aboro, 31.
Die WG der harten Fäuste.
"Na, als meinen Traumbezirk würde ich das hier nicht bezeichnen", sagt die starke Blondine fast entschuldigend. "Aber hier liegt alles so günstig. 100 Meter zum Gym. Gleich um die Ecke liegen die Rehberge, 10km abwechslungsreiche Jogging-Pfade."
So hat sie's gern. Regina liest im Bett. Zur Zeit "Das Mädchen" von Stephen King. |
| So richtig glücklich ist Regina 3 Monate nach ihrem Umzug von der Elbe an die Spree (noch) nicht: "Freiwillig wäre ich nicht gekommen. Aber als Torsten Schmitz nach Berlin beordert wurde, um Thomas Ulrich zu trainieren, musste ich mich entscheiden: Entweder ein neuer Coach oder eine neue Stadt."
Halmich beschloss, sich voll aufs Boxen zu konzentrieren und Berlin lieben zu lernen. "Mir fehlen halt meine Freunde, das Hausmeister-Pärchen Monica und Dieter aus dem Hamburger Gym, die wie Ersatzeltern für mich waren, und abends das Weggehen. Ja, ich gebe zu, es fällt mir noch immer schwer."
Gut, dass Regina ihre Gefühle wenigstens mit Michele teilen kann. Beide sind solo. Aboro: "Ich bin in London aufgewachsen und vor 7 Jahren wegen des Rassismus in England nach Amsterdam geflüchtet. Ich hatte schon ein mulmiges Gefühl, wieder in eine anonyme Metropole zu ziehen. Doch bisher gab's keine Probleme."
Hinter der Wohnungstür ist das Thema Boxen tabu. Nicht mal die WM-Gürtel hängen an den Wänden. "Unser ganzer Tag besteht nur aus Boxen. Abends sind wir froh, wenn es vorbei ist", sagt die Britin.
Die wenigen Einrichtungs-Gegenstände, die sich beide in den letzten 3 Monaten anschafften, tragen frauliche Handschrift. Außer in der Küche. Regina: "Wir können zwar kochen, aber meisten sind wir viel zu geschlaucht dafür."
Ihre Kräfte heben sich die beiden für ihre Kämpfe auf. Michele boxt am Dienstag (20 Uhr, DSF live) in Hamburg, Regina verteidigt am 16. Dezember in Essen zum 24. Mal ihren Titel.
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*aus Sicherheitsgründen habe ich einen kleinen Teil des Artikels rausgeschnitten,ich bitte um Verständnis.
Regina Halmich
Ring frei für Regina
Profiboxerin Regina Halmich macht das Frauenboxen populär
Steckbrief: |
Privat: Geboren am 22.11.1976 in Karlsruhe, Ausbildung zur Rechtsanwaltsgehilfin, momentan Single.
Karriere: Box-Debut 1991, Deutsche Meisterin 1992, Europameisterin im Super-Fliegengewicht 1994. 1995 erkämpft sie sich den WIBF Weltmeistertitel im Junior Fliegengewicht, den sie bisher immer erfolgreich verteidigen konnte. Insgesamt gewann Regina Halmich 31 von 32 Kämpfen, 13 Mal mit k.o.
Autogrammadresse: Universum Box-Promotion, Am Stadtrand 27, 22047 Hamburg |
Frauenboxen boomt und Regina Halmich ist schuld. Spätestens seit ihrem Showkampf gegen Stefan Raab ist die mehrfache Weltmeisterin im Fliegengewicht in aller Munde. 38 Kämpfe hat sie bisher bestritten und nur einmal einen Kampf verloren. Regina Halmich ist die erfolgreichste Boxerin aller Zeiten und sorgte mit ihren Erfolgen dafür, dass Frauenboxen in Deutschland zunehmend Anhänger findet.
© Trenkel
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Talent für’s Zuschlagen
Bereits als zwölfjährige hatte Regina mit Karate und Kickboxen angefangen. Die Kombination aus Tritten und Schlägen hätten sie besonders begeistert, sagte sie in einem Interview mit der ZEIT. Ihr damaliger Trainer entdeckte dann ihr Talent fürs Boxen und schickte sie in den Ring. Allerdings blieb sie dem Kickboxen noch einige Jahre treu und holte sich von 1992 bis 1994 jeweils den Titel der Deutschen Meisterin im Kickboxen.
Handschuhe von den Eltern
Offenbar waren ihre Eltern den sportlichen Aktivitäten ihrer Tochter gegenüber aufgeschlossen, jedenfalls schenkten sie ihr das erste Paar Boxhandschuhe.
Regina stammt aus ganz normalen Verhältnissen, Mutter Hausfrau, Vater Verwaltungsangestellter. Durchsetzungskraft bewies sie allerdings schon auf dem Spielplatz, wenn sie sich mit den Jungs raufte. Auch Bäume ist sie lieber hoch geklettert als Puppenmutti zu spielen, aber das erklärt natürlich noch keine Karriere als Boxerin. Wahrscheinlich ist es eher ihr ausgeprägter Ehrgeiz und ihr gnadenloser Siegeswille, der sie so erfolgreich die Fäuste schwingen lässt. Und zimperlich mit sich und den Gegnerinnen ist sie bestimmt nicht. 13 ihrer 38 Kämpfe entschied sie durch k.o. Dass dabei die ein oder andere Kampfspur im Gesicht zurückbleibt, gehört zum Berufsrisiko. Es gäbe ja Schminke, beantwortet die gelernte Rechtsanwaltsgehilfin Fragen, wie sie mit ihren Blessuren umgehe. |
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© Trenkel
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Karriere im Sauseschritt
Seit 1991 steigt sie regelmäßig in den Boxring, bereits 1992 wird sie deutsche Meisterin. Von da an ging es rasend schnell aufwärts: Profidebüt 1994, im gleichen Jahr noch Europameisterin im Super-Fliegengewicht. 1995 konnte sie die Europameisterschaft im Fliegengewicht für sich entscheiden. Im selben Jahr gewann sie zum ersten Mal den WIBF Weltmeistertitel im Junior Fliegengewicht, den sie seitdem hält. Zuletzt verteidigte sie ihren Titel im September 2001 durch k.o. Von 1998 bis 2000 war sie Weltmeisterin der WIBF Weltmeisterschaft im Fliegengewicht. Von insgesamt 38 Boxkämpfen in ihrer Karriere hat sie 37 gewonnen. Und als sie 1995 gegen die Amerikanerin Ivonne Trevino verlor, hat sie sich geschworen, dass ihr so etwas nie wieder passiert. Bisher hat das geklappt.
© Trenkel
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Frauenboxen wird salonfähig
Regina Halmich ist so etwas wie eine Pionierin des Frauenboxens. Denn bis vor wenigen Jahren war die öffentliche Meinung zum Thema „Frauenboxen ziemlich negativ. Selbst männliche Boxkollegen waren zu Beginn ihrer Karriere eher ablehnend. Henry Maske kommentierte nach dem Besuch einer ihrer Kämpfe: „Da geh ich nie wieder hin.“ Aber ihr verbissener Ehrgeiz und ihre erstaunlichen internationalen Erfolge nötigen den Herren der Ringe dann doch inzwischen Respekt ab. Natürlich verdient sie bei weitem nicht die Summen, die ihre männlichen Kollegen einheimsen. Aber mit rund 26.000 Euro pro WM-Kampf lebt die 25jährige ganz gut vom Boxen. Trainiert wird sie im Universum Boxstall, dem angesehensten Boxstall der Republik.
Noch immer ist es für sie ein Riesengefühl, einen WM-Kampf zu gewinnen. Die nächsten Jahre wird uns das boxende Fräuleinwunder also noch erhalten bleiben. Die Single-Frau träumt im Moment von einem Kampf in der MCM in Las Vegas. Allerdings muss dann auch die Bezahlung stimmen, denn nur für Ruhm und Ehre steigt Deutschlands erfolgreichste Profiboxerin nicht in den Ring. |
Netz frei für Regina Halmich-Fans!
© Trenkel
Autor: Dirten Püttmann Fotos: Trenkel
www.super-illu.de/frauen/starke_Frauen/reginahalmich_sub.shtml | |
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