Afghanistan-Konferenz
Neuer erster Mann in Afghanistan: Hamid Karsai © AP
Ein Frontkämpfer wird Regierungschef in Kabul
5. Dez. 2001 Der in der westlichen Öffentlichkeit unbekannte Hamid Karsai ist ein Paschtunenfürst aus dem Süden Afghanistans. Von 1992 bis 1994 war er stellvertretender Außenminister in zwei Mudschahedin-Regierungen, zuletzt unter Führung von Präsident Burhanuddin Rabbani. Der 44-Jährige verfügt somit bereits über Regierungserfahrung in Kabul. Westliche Diplomaten sind mit ihm vertraut.Während in Bonn über die politische Zukunft des vom Krieg zerrütteten Landes am Hindukusch verhandelt wurde, stand Karsai im Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban an der Front bei Kandahar. Der gemäßigte Politiker gilt als ein Protegé der USA. Beobachter beschreiben ihn als eloquent mit einem „perfekten Englisch“.
Baute Restaurantkette in den USA auf
Der Name Karsai leitet sich von dem Ort Kars nahe Kandahar ab, wo er geboren wurde. Er ist der Chef des Popalsai-Stammes in der Provinz Urusgan. Teile seiner Studienzeit verbrachte Karsai in Indien. In den 80er Jahren ging er in die USA. Dort baute er eine Restaurantkette auf und finanzierte den Kampf gegen die Sowjetarmee mit, die Afghanistan von 1979 bis 1989 besetzt gehalten hatte.
Sein Großvater war Abdul Ahad Karsai, der frühere Präsident des Nationalrates unter König Sahir Schah. Karsai genießt die Anerkennung vieler Gemeinde-Ältester der Paschtunen, die mit rund 40 Prozent die größte Bevölkerungsgruppe in Afghanistan stellen. Damit hatte er einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Tadschiken in der Nordallianz.
Unterstützung von König Schah
Karsai wird von der Nordallianz, die nach ihrem Siegeszug gegen die Taliban faktisch die Macht in Afghanistan hat, und von den Monarchisten um den im römischen Exil lebenden König Sahir Schah (87) unterstützt. Seine Familie stand schon seit Jahrzehnten auf der Seite der Königstreuen. Ein Trumpf ist sein diplomatisches Geschick. „Er ist im Vielvölkerstaat Afghanistan mit niemandem verfeindet“, sagen Experten aus der Region.
Dokumentation
Der UN-Plan für Afghanistan
3. Dez. 2001 Die Vereinten Nationen haben auf der Afghanistan-Konferenz auf dem Petersberg bei Bonn den Entwurf für ein Abkommen über eine Übergangsordnung nach dem Sturz des Taliban-Regimes in Kabul vorgelegt. Das siebenseitige Dokument, das von den afghanischen Delegationen noch gebilligt werden soll, sieht folgende Regelungen vor: 1. Für die Dauer von rund sechs Monaten gilt eine erste Interimsordnung (interim authority). Dann folgt für weitere 18 Monate eine zweite Übergangsordnung (transitional authority). Nach dem Zeitplan ist mit ersten demokratischen Wahlen frühestens im Jahr 2004 zu rechnen. 2. Zunächst wird für den ersten Zeitraum von sechs Monaten kurzfristig eine erste provisorische Regierung (interim administration) gebildet. Dieses Kabinett soll aus einem Regierungschef, fünf Stellvertretern und 23 weiteren Mitgliedern oder Ministern bestehen. 3. Zugleich soll ein Sonderausschuss (21 Mitglieder) Vorbereitungen für die Einberufung einer ersten großen traditionellen Ratsversammlung afghanischer Stämme (Loja Dschirga) treffen. Diese Sondersitzung soll Ende Frühjahr 2002 einberufen werden. 4. Die Sonder-Loja Dschirga soll dann eine feste Übergangsregierung (transitional administration) benennen. Sie soll für die Dauer der zweiten 18-monatigen Übergangsordnung im Amt bleiben. Diese Übergangsregierung muss nominell nicht mit der ersten provisorischen Regierung übereinstimmen. Die Loja Dschirga soll außerdem eine neue Verfassung und ein Wahlrecht erarbeiten. 5. Im Verlauf des Übergangsprozesses wird an der Bildung eines Obersten Gerichtshofs gearbeitet. 6. Nach rund zwei Jahren Ende der Übergangsordnung mit Wahlen und Bildung einer durch die Wahlen legitimierten Regierung. 7. Die Sicherheit während des Übergangsprozesses soll nach Bedarf durch internationale Kräfte unter UN-Mandat garantiert werden - Umfang, Auftrag und Dauer des Einsatzes müssen noch festgelegt werden. 8. In dem Übergangsprozess sollen auch die Vereinten Nationen eine Rolle spielen.
Kommentar
Ein Anfang für Afghanistan
Von Christian Kreutzer
28. Nov. 2001 Dramatisch war der Appell des deutschen Außenministers, jetzt die historische Chance zu ergreifen. Mitreißend auch die Äußerung von Kofi Annan: „Möge dieser Tag in den Geschichtsbüchern als der Zeitpunkt genannt werden, an dem die Geschichte Afghanistans eine Wende erfuhr.“ Und auch die afghanischen Delegationsleiter sparten nicht mit hehren Worten. Die Journalisten kamen kaum noch hinterher, all die Bekenntnisse zu Demokratie und Menschenrechten niederzuschreiben, die bei der Eröffnungsveranstaltung der Bonner Afghanistan-Konferenz abgelegt wurden. Dann wurde auch noch verkündet, einer der Führer aus dem paschtunisch-archaischen Süden, der angesehene Hamid Karsai, habe, quasi aus dem Schützengraben vor Kandahar, angerufen, um alle Afghanen zur Einigkeit aufzufordern (Zitat: „Wir sind ein Volk, wir haben eine Kultur“). Da war es für einen Moment so, als öffnete sich der Himmel und Friedensengel schwebten auf den nebligen Petersberg herab. Kein einig Volk Aber man darf sich nicht täuschen lassen: Die Afghanen waren möglicherweise niemals ein einig Volk und noch viel weniger haben sie die eine afghanische Kultur. Das alte Kulturland am Hindukusch hat viele verschiedene große Kulturen hervorgebracht und beherbergt. Als „Staatsvolk“ gelten nach mancher Definition die Paschtunen, die mit einem Bevölkerungsanteil von ungefähr 40 Prozent auch nur die größte Minderheit sind. Angehörige dieses Volkes haben den Staat gegründet und meist auch regiert. Die zahlreichen anderen Ethnien wurden deshalb nicht notwendigerweise unterdrückt. Als jedoch nach dem Ende der kommunistischen Herrschaft 1992 die tadschikischen und usbekischen Mudschahedin als erste in Kabul einrückten, begann der Paschtunen-Führer Hekmatyar die Stadt Kabul in Schutt und Asche zu bomben. Der kulturelle Reichtum Afghanistans hat sich in den 23 Kriegsjahren ins Gegenteil verkehrt. Man braucht nur die Angehörigen der schiitischen, ethnisch mongolisch-stämmigen Hasara-Minderheit nach ihren Erlebnissen mit den radikal-sunnitischen, paschtunischen Taliban zu fragen, um zu erfahren, wie ein Konflikt, der ursprünglich zwischen machthungrigen Milizenführern begann, mittlerweile zu einem ethnisch-religiösen Konflikt ganzer Volksgruppen ausgeartet ist. Selbst aus den von den Taliban befreiten Gebieten werden schon wieder erste kleinere Scharmützel zwischen unterschiedlichen Interessengruppen gemeldet. Geduld ist gefordert Während die Delegierten oben auf dem Petersberg ermutigende Reden halten, sollte man den angestrebten Zeitplan der UN im Auge behalten: Drei bis sechs Monate Übergangsverwaltung, danach eine konstitutive Phase von zwei Jahren, in denen eine Verfassung ausgearbeitet werden soll. Das ist für afghanische Verhältnisse eine sehr lange Zeit. Die Afghanistan-Konferenz auf dem Petersberg wird mit Sicherheit ein Erfolg werden. Es wird eine Übergangsregierung, bestehend aus Vertretern aller Ethnien zustande kommen. Statt dem Blut der Afghanen wird diesmal das Geld der Geberländer fließen. Danach jedoch beginnen die Mühen der Ebene - und die eigentliche Arbeit der internationalen Gemeinschaft. Heute mag die Freude berechtigt sein: Ein Anfang ist gemacht. Wer sich auch in Zukunft freuen will, braucht Geduld, Realismus und die Bereitschaft, noch so manches Mal von vorne anzufangen.
Liste der afghanischen Konferenz-Teilnehmer
26. Nov 2001 17:29
Vier Gruppen entsenden Delegationen zur Konferenz über Afghanistans Zukunft. Drei Frauen sind darunter. Hier eine Liste der Personen, die in Petersberg diskutieren.
Zypern-Gruppe Hunamajun Jareer Mohammed Dschalil Schams Asisullah Ludin
Peschawar-Gruppe Pir sajed Hamid Gailani Anwar-ul-Hak Ahadi Hafisullah Asif Mohseni
Rom-Gruppe Abdul Sattar Sirat Asisullah Wasefi Hedajat Amin Arsala Mohammed Ischak Nadiri Sima Wali Rona Mansuri Mohammed Amin Farhang Mostafa Sahir (Zwei weitere Delegierte)
Nordallianz Junus Kanuni Hadschi Abdul Kadir Abas Karimi Aref Nursai Hussein Anwari Mustafa Kasimi Natiki Haschim Faheem Amena Afsali Abdullah Chan Mirwais
Akteure der afghanischen Politik
23. Nov 2001 16:32
Die Taliban sind in Afghanistan teilweise gestürzt, nun konkurrieren verschiedene Gruppierungen und Warlords um die Macht im Land. In Bonn verhandeln sie ab Dienstag über eine zukünftige Regierung.
· Burnahuddin Rabbani, Nordallianz-Präsident
· Junus Kanuni, Innenminister der Nordallianz
· Sahir Schah, Exilkönig
· Hamid Karsai, Paschtunen-Führer
· Ahmed Gailani, Paschtunen-Führer
· Gulbuddin Hekmatjar, Warlord
· Abdul Raschid Dostam, Warlord
· Ismail Khan, Warlord
· Karim Khalili, Hasara
· Abdul Kadir, Warlord
· Sima Wali, Frauenrechtlerin
Burnahuddin Rabbani wurde vom Exekutivkomitee der Mudschaheddin 1992 für ein Jahr zum Präsidenten ernannt. Wegen der unruhigen politischen Situation fanden Neuwahlen nie statt. Rabbani blieb bis zur Eroberung Kabuls durch die Taliban 1996 Präsident. Von den Vereinten Nationen wurde er weiter als solcher anerkannt, als er ins Exil nach Pakistan ging. Der ausgebildete Religionslehrer ist der Führer der «Jamiat-i-Islami», der größten Partei innerhalb der Nordallianz.
Burnahuddin Rabbani Foto: dpa
Rabbani gehört der tadschikischen Minderheit an und gilt als machtbesessen. Am 17. November kehrte er nach Afghanistan zurück und erklärte sich selbst zum Staatsoberhaupt. Der Exilkönig Sahir Schah wertet dies als «Versuch der Machtübernahme». Rabbanis Versicherung, er wolle die Macht teilen und werde auch zurücktreten, falls ein anderer Präsident gewählt würde, gilt als wenig glaubwürdig. Nach eigenen Angaben verspricht er sich wenig von der Konferenz in Bonn.
Der Innenminister der Nordallianz soll die Delegation der Allianz anführen. Er gilt wie der Nordallianz-Außenminister Abdullah als gemäßigter Politiker und hat mehrfach mit dem Exilkönig Sahir Schah Gespräche über eine Einheitsregierung geführt. Er gehört der usbekischen Gruppe innerhalb der Nordallianz an.
Junus Kanuni Foto: dpa
Der afghanische Exilkönig war vier Jahrzehnte lang das afghanische Staatsoberhaupt. Er wurde 1973 von seinem Neffen gestürzt, während er sich auf einem Italienurlaub befand. Aus seinem Exil in Rom setzte er sich in den vergangenen Jahren für eine Einheitsregierung in Afghanistan ein. Die Gruppe von Intellektuellen, Stammesführern und Adligen, die er um sich scharte, wurde die «Rom-Gruppe» genannt.
Sahir Schah Foto: dpa
Afghanischer König: «Ich will meinem Land dienen»
In Gesprächen mit verschiedenen afghanischen Gruppen – darunter auch Vertretern der Nordallianz – und Vertretern der Vereinten Nationen versuchten die Anhänger Schahs, die Einberufung der Loya Jirga – des Rats der Stammesführer – durchzusetzen. Nach den Vorstellungen der Rom-Gruppe soll dieser Rat eine Übergangsregierung einsetzen und Neuwahlen ermöglichen.
Da die Lage in Afghanistan unter der Herrschaft Schahs relativ friedlich war, wird er von vielen afghanischen Gruppen als Integrationsfigur betrachtet. Er selbst gehört der ethnischen Mehrheit der Paschtunen an, in seiner Gruppe sind aber auch andere Volksgruppen vertreten. Unter Schah erhielten die Frauen erstmals das Recht auf Bildung und Arbeit und das Wahlrecht. Der 86-jährige Schah nimmt nicht persönlich an der Konferenz teil, entsendet aber eine Delegation, der zwei Frauen angehören.
Der offizielle Repräsentant des Exilkönigs Sahir Schah ist gleichzeitig ein wichtiger Führer der paschtunischen Anti-Taliban-Gruppen. Er setzt sich für eine Einberufung der Versammlung der Stammesführer und eine Übergangsregierung unter Schahs Leitung ein. Unter der Regierung der Mudschaheddin war er Außenminister. Er bezeichnet sich selbst als «moderaten Moslem». Wahrscheinlich wird er nicht selbst an der Bonner Konferenz teilnehmen, sondern Delegierte entsenden.
Stammesführer wollen mit Taliban verhandeln
Der ehemalige Mudschaheddin-Anführer Ahmed Gailani soll die Patschunen-Delegation leiten. Er ist der Führer der monarchischen Organisation «Vereinigung für den Frieden und die nationale Einheit in Afghanistan», einer im pakistanischen Peschawar ansässigen Organisation von Exil-Afghanen.
Hamid Gailani Foto: AP
Nordallianz: Erste Eroberungen mit US-Hilfe
Gailani ist der spirituelle Führer einer muslimischen Sufi-Sekte und zugleich ein angeheirateter Verwandter des Exilkönigs Sahir Schah. Seine Vereinigung arbeitet eng mit dem König zusammen und strebt wie er die Einberufung der Versammlung der Stammesältesten und eine Einheitsregierung an. In einer zweitägigen Konferenz mit Stammesführern versuchte er, eine Einigung über eine neue Regierung zu erzielen, bevor die Nordallianz in die afghanische Hauptstadt Kabul einrückte. Es gelang ihm nicht.
Als Führer der Hezb-i-Islami war der Paschtune Gulbuddin Hekmatjar in den Jahren der sowjetischen Besetzung die stärkste Kraft in Afghanistan. Seine Partei wurde von den Geheimdiensten Pakistans und der USA mit Geld und Waffen gefördert. Enthüllungen der «Washington Post» aus dem Jahr 1990 zufolge produzierte und verkaufte er mit Hilfe des pakistanischen Geheimdienstes riesige Mengen Opium.
Gulbuddin Hekmatjar Foto: dpa
Warlords übernehmen die Macht in Afghanistan
1994 bombardierten seine Truppen die afghanische Hauptstadt Kabul. Bei dem Angriff sollen mehr als 25.000 Zivilisten getötet worden sein. Nach der Machtergreifung der Taliban stellte sich Hekmatjar sowohl gegen die Nordallianz als auch gegen die Taliban. Er ging nach Iran ins Exil.
Hekmatjar nahestehende Kommandeure sollen die Provinz Logar erobert haben. An einer Regierung der Nordallianz will er sich nicht beteiligen.
Als Kommandeur der 20.000 Mann starken Jusjani-Miliz diente sich Dostam unter der Sowjetbesetzung zum General hoch. Nach dem Abzug der Sowjets schloss er sich den Mudschaheddin an, gegen die er zuvor gekämpft hatte. 1992 wurde er vom Nordallianz-Präsidenten Burnahuddin Rabbani zum Vizikriegsminister ernannt. Doch nach Konflikten mit der Regierung zog sich Dostam nach Nordwesten zurück, wo er in der Gegend von Masar-i-Scharif sein eigenes Reich eroberte.
Abdul Raschid Dostam Foto: AP
Nordallianz meldet Einnahme von Masar-i-Scharif
Es wird angenommen, dass Dostam als Usbeke die Unterstützung der Türken erhält. Sein Name gelangte Mitte November diesen Jahres wieder in die Öffentlichkeit, als er mit seinen Truppen den Sturm auf Masar-i-Scharif leitete. Er sicherte dem Nordallianz-General Mohammed Fahim, der in Kabul die Macht hat, seine Unterstützung zu – vorausgesetzt, dass er Masar-i-Scharif behalten darf. Fahim ist der Geheimdienstchef der Nordallianz und der Nachfolger des von den Taliban ermordeten Ahmad Massud.
Der Mudschaheddin-Kommandeur Ismail Khan befreite die Stadt Herat im Westen Afhghanistans von der Sowjetbesatzung und wurde Gouverneur. Er kämpfte für die Partei «Jamiat-i-Islami» des Nordallianz-Präsidenten Burnahuddin Rabbani. 1997 übernahmen die Taliban die Macht in Herat. Dem Tadschiken Khan gelang drei Jähre später die Flucht nach Iran. Kurz bevor die Nordallianz die Hauptstadt Kabul einnahm, eroberten Anhänger Khans Herat.
Ismail Khan Foto: dpa
Kämpfe im Westen Afghanistans
Karim Khalili führt die Hezb-i-Wahdat (Partei der Einheit) an, die die schiitische Minderheit der Hasaras repräsentiert. Er ist einer der schärfsten Gegner der Taliban, aber auch nicht eng mit der Nordallianz verbündet. Bis 1998 hielt seine Organisation Widerstandszellen aufrecht. Dann wurden ihre Mitglieder von den Taliban vertrieben. Er erhält starke Unterstützung aus dem Iran, wo er im Exil gelebt hat. Am 18. November eroberten seine Truppen die Provinzhauptstadt Bamian.
Von 1992 bis 1994 herrschte Abdul Kadir über die ostafghanische Provinz Nagarhar und ihre Hauptstadt Dschalalabad. In den 90er Jahren erlaubte er Osama bin Laden, in seiner Region unterzukommen. Nachdem er vergeblich versucht hatte, ein Abkommen mit den Taliban zu schließen, floh er ins Exil. Da er gleichzeitig Paschtune und Mitglied der Nordallianz ist, könnte er nach Ansicht von Beobachtern in einer neuen Regierung als Verbindungsglied zwischen Süd- und Nordafghanistan dienen.
Die in den USA lebende Sima Wali nimmt als Delegierte des Exilkönigs Sahir Schah an der Konferenz teil. Sie ist die Vorsitzende der Organisation »Refugee Women in Development«, die sich für die Menschenrechte der Frauen während Krisen und in den Zeiten danach einsetzt. Sie hat die Hilfsmissionen der UN-Frauenvereinigung Unifem für die afghanischen Flüchtlingsfrauen in Pakistan geleitet.
Sima Wali Foto: http://www.refwid.org/
Zwei Frauen kommen zu Afghanistan-Konferenz Außer Wali schickt der Exilkönig noch eine zweite Frau nach Bonn: Jusuf Mansuri, die Tochter des ehemaligen afghanischen Premierministers Jusuf. Sie lebt seit Jahren in Deutschland und gehört dem »Afghanischen Frauenverein« an.
PORTRÄT
Seite 1 von 2 Karsai verbindet Tradition und Moderne
© AP Paschtunen-Führer Hamid Sajed Karsai Der Paschtunenführer Hamid Karsai, der die Übergangsregierung nach dem Ende der Taliban-Herrschaft in Afghanistan anführen soll, gilt politischen Beobachtern zufolge als äußerst qualifiziert, sein Land nach vielen Kriegsjahren zur Normalität zurückzuführen. Seine Mischung aus Modernität und Traditionsbewusstsein habe ihm die Unterstützung aller afghanischen Parteien auf der unter UNO-Schirmherrschaft stehenden Konferenz auf dem Bonner Petersberg eingebracht, urteilten Beobachter dort. Während sich die vier Parteien in behaglicher Atmosphäre um die Aufteilung der Macht stritten, kämpfte Karsai im fernen Afghanistan gegen die Taliban in deren letzter Bastion Kandahar.
Beste Vorraussetzungen
Karsai bringt für die neue Aufgabe die besten Voraussetzungen mit: Als Chef des Popalsai-Stammes im Süden Afghanistans führt er eine große Paschtunen-Gruppe an. Die Paschtunen stellen rund 40 Prozent der Bevölkerung in dem westasiatischen Land. Karsais Familie blickt außerdem auf eine lange Tradition in der öffentlichen Verwaltung des Landes zurück. Sein Vater war als Politiker einem Attentat zum Opfer gefallen, das den Taliban zugeschrieben wurde. Sein Großvater war unter König Mohammed Sahir Schah Präsident des Nationalrates bis zu dessen Entmachtung 1973. Hinzu kommt: Karsai lebte überwiegend in Afghanistan, während viele der künftigen Regierungsmitglieder jahrelang im, zumeist westlichen, Exil verbracht haben.Karsai wollte ursprünglich auch nach Bonn kommen, wurde aber durch die Kämpfe gegen die Taliban davon abgehalten. Telefonisch erreichte er das Plenum auf dem Petersberg: "Dieses Treffen ist der Weg zum Heil. Wir sind eine Nation, haben eine Kultur. Wir sind vereint, nicht geteilt. Wir glauben alle an den Islam, aber an einen toleranten Islam." Der Appell machte großen Eindruck auf die versammelten Afghanen, hieß es später unter Beobachtern. Karsai kann sich nach Einschätzung
westlicher Diplomaten auf eine breite Basis in seinem Land stützen.
Erfahrener Stammesfürst
Mit 46 Jahren gehört Karsai in Afghanistan bereits zu den erfahrenen Stammesfürsten mit politischer Erfahrung. Von 1992 bis 1994 war er stellvertretender Außenminister der Mudschahedin-Regierung (Gotteskrieger), die die sowjetische Besatzungsmacht vertrieben hatte. Einen Großteil der 1980-er Jahre verbrachte er in den Vereinigten Staaten, wo er mit seiner Familie in Chicago, San Francisco, Boston und Baltimore eine Kette afghanischer Restaurants aufzog. Karsai spricht fließend englisch. Vor Fernsehkameras wirkt der große Mann mit kurz geschnittenem ergrauenden Bart und Glatze gewöhnlich gut gelaunt und gelassen.
"Wir wollen sie raushaben"
Die Taliban, die Karsai seit Anfang Oktober mit großem Einsatz bekämpft, hatten anfangs seine Sympathie, versprachen sie doch, Chaos und Rechtlosigkeit nach dem Abzug der Sowjets zu beenden. Schon bald brach er aber mit den islamischen Radikalen und warf ihnen vor, von arabischen und pakistanischen Extremisten bestimmt zu werden. "Sie lernen das Schießen auf lebendige Ziele und diese lebendigen Ziele sind das afghanische Volk. Wir wollen sie raushaben", erklärte er, inzwischen zum ausgesprochenen Taliban-Gegner mutiert. Gemeinsam mit seinem Vater Abdul Ahad Karsai, einem Senator während der Monarchie, gründete er 1997 in Pakistan eine Anti-Taliban-Bewegung.Westliche Diplomaten bescheinigen Karsai die für seine künftige Aufgabe unerlässliche Fähigkeit zu integrieren. Dabei dürfte ihm auch helfen, dass der Mann mit keiner der für westliche Beobachter unübersichtlich großen Zahl von ethnischen und sozialen Gruppen in Afghanistan verfeindet ist.
_JC_ CAPTION -->U.N. Afghanistan envoy Lakhdar Brahimi signs an U.N. brokered Afghanistan deal under the eyes of Afghanistan leaders at the German government guesthouse Petersberg in Koenigswinter near Bonn December 5, 2001. In rear row are R-L German Foreign Minister Joschka Fischer, German Chancellor Gerhard Schroeder and U.N. deputy Afghanistan envoy Francesc Vendrell. Afghan rivals struck a landmark accord on Wednesday to set aside two decades of war and form a post-Taliban government led by Pashtun chief Hamid Karzai to steer their shattered nation towards democracy. The U.N. brokered deal, reached before dawn on the ninth day of gruelling talks, creates a government with 30 members reflecting Afghanistan's ethnic diversity to rule for about six months until a Loya Jirga, or traditional assembly, is held. REUTERS/Wolfgang Rattay
_JC_ CAPTION -->Pacha Khan Dzadran, a traditionally dressed member of the Rome delegation of former Afghan King Zahir, receives help as he signs a U.N. brokered Afghanistan deal at the German government guesthouse Petersberg in Koenigswinter near Bonn December 5, 2001. Afghan rivals struck a landmark accord on Wednesday to set aside two decades of war and form a post-Taliban government led by Pashtun chief Hamid Karzai to steer their shattered nation towards democracy. The U.N. brokered deal, reached before dawn on the ninth day of gruelling talks, creates a government with 30 members reflecting Afghanistan's ethnic diversity to rule for about six months until a Loya Jirga, or traditional assembly, is held. REUTERS/Wolfgang Rattay
_JC_ CAPTION -->German Chancellor Gerhard Schroeder, center, smiles as he chats with Peshawar delegation leader Sayed Hamed Gailani, front left, and U.N envoy for Afghanistan Lakhdar Brahimi, front right, while Rome delegation members P. K. Dzadran, left, and Mostapha Zaher, second left, look on after they attended the signing ceremony with the delegation leaders at the government's guesthouse Petersberg in Koenigswinter, near Bonn, western Germany Wednesday Dec. 5, 2001, after an agreement of the U.N.-organized talkson Afghanistan was signed. Far right is U.N. deputy envoy on Afghanistan Francesc Vendrell. (AP Photo/Frank Augstein)
BBC News (London)
Wednesday, 12 December, 2001, 16:08 GMT
Rabbani uneasy over Bonn deal
The former Afghan president Burhanuddin Rabbani says
he will support the newly-formed interim government -
but has sharply criticised outside intervention in
Afghanistan's affairs.
We hope this will be the last time foreign countries
interfere in Afghanistan's affairs
Burhanuddin Rabbani speaking to journalists in the
Afghan capital, Kabul, said the deal between
anti-Taleban groups drawn up in Bonn had been signed
under international pressure.
"If the interference in the internal affairs of
Afghanistan continues in this way, it will increase
the problems of Afghanistan in the future," he said.
The BBC's Caroline Wyatt in Kabul says that Mr
Rabbani, who will not be part of the transitional
government, sounded like an embittered man.
Mr Rabbani was president of the country shortly after
the anti-Soviet mujahideen took over in 1992 until the
Taleban swept into the Afghan capital in 1996.
He continued to be recognised as head of state by the
UN - although the Northern Alliance had lost control
of most of the country to the Taleban.
'Outside' choices
Mr Rabbani pledged to co-operate with Hamid Karzai,
the newly-appointed head of the interim government.
Burhanuddin Rabbani: Government should be chosen in
Afghanistan
However, he said Mr Karzai should have been left free
to appoint his government in Afghanistan rather than
have the new ministers determined in Bonn.
"Any government which is going to be formed abroad
will provoke the feelings of the people," he said.
"When we sent the delegation to the Bonn conference,
we did not send them to sign an agreement, just to
discuss and negotiate," he added.
Our correspondent says many people in Kabul are
relieved that Mr Rabbani will not be leading the new
authority, as tens of thousands of people in Kabul
died as a result of the factional conflict under his
rule.
She says that many people believe a new start demands
new faces at the top to bring real peace to
Afghanistan.
Zusammenfassungen der Vorträge Fach- und Koordinationsgespräch Afghanistan,
Heinrich Böll Stiftung, 14.11.2001
Afghanisches Kultur- und Kommunikationszentrum, Berlin
Der Erfolg der Taliban beruhte größtenteils auf dem Scheitern der innerhalb der Nordallianz vereinigten Kräfte, sich zwischen 1992 und 1995 zu einigen und Afghanistan zu regieren. Das Machstreben Einzelner führte zu kriegerischen Auseinadersetzungen und zu wechselnden Koalitionen von Kriegparteien, darunter zu leiden hatte die Zivilbevölkerung. Insbesondere die Landbevölkerung floh vor den marodierenden Söldnern in die Nachbarländer.
In einem solchen Umfeld wuchs in Pakistan eine ganze Generation junger Afghanen auf, viele ungebildete Jugendliche vom Land wurden mit Unterstützung des pakistanischen Geheimdienstes in Koranschulen religiös gedrillt. Sie lernten jedoch nur den Koran auswendig und erhielten eine militärische Grundausbildung – und wurden entfremdet von ihrer eigenen Kultur und Gesellschaft erzogen.
So geschult wurden die Taliban 1994 nach Afghanistan geschickt, um ein neues System zu begründen, das – so der Plan – leicht durch Pakistan beeinflussbar wäre. Zunächst begrüßte die Bevölkerung die "Befreiung" durch die Taliban, da sie kriegsmüde waren und nicht länger unter den Greueltaten der rivalisierenden Milizen leiden wollten. Letztendlich erwiesen sich auch die Taliban als unfähig, das Land zu regieren, das von ihnen etablierte System mit einer extremen Geschlechtertrennung und des Verbots aller Vergnügungen wurde in der Bevölkerung nicht akzeptiert und musste gewaltsam umgesetzt werden.
Mit ausländischer Hilfe kehren nun mit der Nordallianz auch diejenigen Kriegsherren an die Macht zurück, die schon zu Zeiten ihrer Herrschaft zum Teil ähnlich islamistische Tendenzen aufwiesen und bereits bewiesen haben, dass sie nur an ihrem Wohlergehen interessiert sind. Unbeachtet bleiben mal wieder die Bedürfnisse und Interessen der afghanischen Bevölkerung.
Usbeken-General Dostum will afghanische Regierung boykottieren
06.12.2001 Reuters
Kabul (Reuters) - Der usbekische Milizenführer in Afghanistan, General Abdul Raschid Dostum, hat angekündigt, die neue Übergangsregierung für das Land boykottieren zu wollen. Seine Dschunbisch-i-Milli-Fraktion sei in der am Mittwoch in Deutschland vereinbarten Regierung nicht ausreichend vertreten, sagte Dostum Reuters am Donnerstag. Dostums Einheiten, die zur Nordallianz gehören, halten große Gebiete im Norden Afghanistan, einschließlich die Stadt Masar-i-Scharif, unter ihrer Kontrolle.
Abdul Raschid Dostum"Wir sind sehr traurig", sagte Dostum Reuters über Satellitentelefon. "Wir geben unseren Boykott dieser Regierung bekannt und werden solange nicht nach Kabul gehen, bis dort eine vernünftige Regierung im Amt ist." Er habe für seine Fraktion das Außenministerium gefordert, stattdessen aber die Ressorts Landwirtschaft, Bergbau und Industrie bekommen. Er werde den Vertretern der neuen Regierung den Zustritt in den Norden des Landes verweigern, kündigte Dostum an.
Am Mittwoch hatten sich die Vertreter afghanischer Volksgruppen auf dem Petersberg bei Bonn auf die Bildung einer Übergangsregierung geeinigt, die die Grundlage für Frieden und Wiederaufbau in Afghanistan schaffen soll. An ihrer Spitze soll der Paschtunenführer Hamid Karsai stehen. Zum Schutz der neuen Verwaltung baten die Afghanen den UNO-Sicherheitsrat um eine internationale Schutztruppe in Kabul.
Misstrauen gegen die neuen Führer
In Kabul glaubt kaum jemand den Versprechen der Nordallianz, die Macht zu teilen / Friedenstruppe ist einzige Hoffnung
06.12.2001 Berliner Zeitung In Kabul war am Mittwochmittag vor allem ein Geräusch zu hören - der pfeifende Ton unzähliger Kurzwellenradios. Acht Tage lang hatten die Hauptstädter mit einigen Hoffnungen die Berichte von der Afghanistan-Konferenz auf dem Petersberg verfolgt. Als sie jedoch das Ergebnis im Rundfunk hörten, verging ihnen die Lust zum Feiern. Das Resultat riecht so sehr nach einem faulen Kompromiss, dass manche Afghanen eine ihrer vielen Fabeln zitierten. Darin antwortet ein Fuchs auf die Frage, wo er eines seiner beiden Augen verloren habe: "Ich habe von einem Wolf das Teilen gelernt."
Zu klar sind die Rollen verteilt in der neuen Übergangsregierung. Die drei wichtigsten Ressorts - Inneres, Verteidigung und Äußeres - werden in der Hand der Nordallianz verbleiben. Ob die drei Minister General Mohammed Fahim, Junis Kanuni und Abdullah Abdullah, die schon bisher dank der Kontrolle über den Sicherheitsapparat die Fäden zogen, bereit sind, einen Teil ihrer Macht zu verschenken, wird in Kabul ganz offen bezweifelt.Norden gegen Süden
Das blanke Misstrauen, das den drei "Wölfen" bei der Bevölkerung entgegenschlägt, ist nicht unbegründet. Wie sich die Machthaber etwa die Gründung einer nationalen Armee vorstellen, machte am Mittwoch ein Vertreter der Nordallianz in Kabul deutlich: "Der Chef wird selbstverständlich General Fahim sein." Von dem Führungstrio, das seit Mittwoch auch den Segen der UN genießt, hängt nun die Entscheidung ab, ob, wann und wie viele ausländische Truppen nach Afghanistan kommen dürfen, um die Macht der Nordallianz einzuschränken.
Viele Afghanen aber sind überzeugt, dass nur die massive Präsenz einer internationalen Friedenstruppe Afghanistans Demokratisierung und Stabilisierung garantieren kann. Schließlich saßen auf dem Petersberg Afghanen zusammen, die alle "eine Vergangenheit besitzen", wie es Diplomaten zurückhaltend ausdrückten - Führer, die eine gute Portion Mitverantwortung für die Zerstörung und Plünderung ihres Landes tragen.
Zwar könnten die kommenden Wochen beweisen, dass die versöhnlichen Erklärungen der Nordallianz mehr sind als Lippenbekenntnisse. Doch allen guten Absichten steht ein tief sitzender afghanischer Verhaltensreflex gegenüber. Der Norden mit seinen ethnischen Minderheiten ist aus historischer Erfahrung interessiert an einem schwachen Süden, wo die Paschtunenmehrheit lebt. Der Süden wiederum hat sich in der Geschichte noch nie mit einer Regierung in Kabul abgefunden, die nicht aus ihren Reihen kam.
Karsai ohne Hausmacht
Vertreter der Nordallianz in Kabul wie auch einfache Afghanen befürchten daher auch für die Zukunft Revolten mit Waffengewalt gegen die Machthaber in Kabul. Ob die Kür des Paschtunenführers Hamid Karzai zum Chef der Übergangsregierung eine solche Entwicklung aufhalten kann, ist fraglich. Karsai läuft vielmehr Gefahr, im Machtkampf verschlissen zu werden. Der Clanchef des kleinen, aber einflussreichen Popolzai-Stammes verfügt kaum über eigene Kämpfer. In den gegenwärtigen Kämpfen gegen die Reste der Talibanmilizen in Kandahar ist er auf die Unterstützung des Kommandeurs Gul Agha angewiesen, der am Sonntag bei einem Attentat schwer verletzt wurde.
Dass auch immer noch mit versprengten islamischen Extremisten zu rechnen ist, bekamen am Dienstag vier Afghanen zu spüren, die von Kabul nach Dschalalabad reisten. Unbekannte stoppten ihr Fahrzeug und schnitten ihnen Ohren und Nasen ab. Die Begründung: Die Männer hätten entgegen den Vorschriften des Islam keine langen Bärte getragen.
Misstrauen gegen die neuen Führer
In Kabul glaubt kaum jemand den Versprechen der Nordallianz, die Macht zu teilen / Friedenstruppe ist einzige Hoffnung
06.12.2001 Berliner Zeitung
Ahmed Schah Massud, der Führer der Taliban-Opposition, der sogenannten "Nord-Allianz", ist tot. Er starb an den Folgen eines Attentats, das einen Tag vor den Angriffen auf Amerika auf ihn verübt worden war. Ein Zufall? Mit Massud ist der mutmaßliche Terrorist Usama Ibn Laden jedenfalls einen seiner gefährlichsten Gegner losgeworden. Denn einzig Massuds Truppen waren bislang noch in der Lage, dem Taliban-Regime Paroli zu bieten.
© Reza / Webistan
Das Pandschir-Tal im Nordosten Afghanistans ist die Heimat Massuds und sein Rückzugsgebiet
former king Zahir Shah 1938
AFGHANISTAN-KONFERENZ
Seite 3 von 3 Paschtunen-Führer wird Regierungschef
© dpa Startschuss für eine bessere Zukunft Zur Eröffnung der Afghanistan-Konferenz war Sajed Hamid Karsai nur als Telefonstimme präsent. Seine Botschaft für ein Afghanistan der Brüderlichkeit und der gegenseitigen Achtung reihte sich ein in zahlreiche Appelle, die Verhärtungen von 22 Kriegsjahren zu überwinden und einen Neuanfang zu wagen. Zum Abschluss der Konferenz ist Karsai nun der Mann, der diesen Neuanfang als Ministerpräsident der Interimsregierung in praktische Politik umsetzen soll.
Für die Konferenzteilnehmer auf dem Petersberg war der Paschtune ebenso die ideale Wahl wie für die Vereinten Nationen und die diplomatischen Beobachter aus den USA und Europa. "Er ist für alle Parteien akzeptabel und auch für die Nachbarstaaten Afghanistans", sagte einer der Diplomaten, die am Rand der Konferenz stets Kontakt mit Delegierten und UN-Vermittlern hielten. "Da er Paschtune ist, wäre er sicherlich ein Anker, an dem sich die Erwartungen dieser Volksgruppe festmachen könnten", meinte ein anderer Diplomat. Die Paschtunen stellen mit etwa 40 Prozent die größte Bevölkerungsgruppe Afghanistans. In der geplanten engen Zusammenarbeit mit UN und westlichen Geberstaaten ist sicherlich auch der Umstand nützlich, dass Karsai Englisch spricht.
Die Wahl eines Regierungschefs außerhalb des Kreises der Konferenzteilnehmer war geradezu zwingend. Ein Kandidat der seit dem 13. November in Kabul herrschenden Nordallianz kam nicht in Frage, "weil dies ja kein echter Regierungswechsel
gewesen wäre", wie Anwar ul Hak Ahadi von der Exilgruppe aus Peshawar erklärte. Und ein Exilpolitiker aus dem Kreis der anderen drei Delegationen hätte sicherlich mit mehr Vorbehalten in der Bevölkerung kämpfen müssen als jemand, der bereits im eigenen Land lebt. Karsai kennt aus unmittelbarem Erleben die Probleme, die in der Übergangsphase sicherlich auftauchen werden. Während auf dem Petersberg verhandelt wurde, beteiligte sich Karsai mit seinen Truppen an der Belagerung der noch von den Taliban gehaltenen Stadt Kandahar.
Königliche Wurzeln
Auch für die Exilgruppe des in Rom lebenden Exkönigs Mohammed Sahir Schah ist Karsai ein genehmer Chef der Interimsregierung, kann doch seine Familie königliche Wurzeln vorweisen: Seinem Stamm der Popolsai gehörte Ahmad Schah Durrani an, der als persischer Feldherr die Stadt Kandahar eroberte und 1747 zum ersten König Afghanistans ausgerufen wurde. Nach der Ermordung seines Vaters im Sommer 1999 erbte er den Titel des Chans, des Oberhaupts der rund 500.000 Popolsai-Angehörigen in der Region Kandahar."Wir sind eine Nation, eine Kultur"
Karsai beteiligte sich nach 1979 am Widerstand der Mudschahedin gegen die sowjetische Besetzung. Nach dem Sturz des von Moskau eingesetzten Nadschibullah-Regimes war er von 1992 bis 1994 stellvertretender Außenminister. Auch die
überwiegend paschtunischen Taliban bemühten sich schon vor ihrem Einzug in Kabul im Jahr 1996 um Karsai - sie sollen dem gemäßigt islamischen und westlich beeinflussten Politiker das Amt eines UN-Botschafters angeboten haben. Anfangs habe er keine Vorbehalte gegen die Taliban gehabt, erklärte Karsai in einem Interview. Erst später seien andere Leute, offenbar aus dem Umkreis des pakistanischen Geheimdienstes, dazu gestoßen, die den Taliban eine andere Richtung gegeben hätten.
Im Exil in Pakistan
Als die Taliban ihre Herrschaft festigten, ging Karsai ins Exil nach Pakistan. Doch nach Beginn der US-Luftangriffe kehrte er im Oktober nach Afghanistan zurück - wo er sich in den Bergen der Provinz Urusgan sofort Verfolgungen der Taliban-Truppen ausgesetzt sah. Karsai bemühte sich um Unterstützung für eine eigene Front gegen die Taliban und trat für eine neue Regierung mit dem 1973 gestürzten König ein. Jetzt hat er selbst die Verantwortung, diese Regierung in den nächsten sechs Monaten zum Mittelpunkt für den politischen Übergang zu machen.Zum Abschluss dieser Interimszeit muss sich die Regierung Karsais der Prüfung durch eine Loja Dschirga unterziehen, einer Großen Ratsversammlung mit Vertretern aus allen Landesteilen. Eine Bestätigung würde ihm eine weit größere Legitimität verleihen als die Berufung durch die Konferenz im fernen Deutschland. Von Karsais Wirken bis Mitte 2002 wird es abhängen, ob die Loja Dschirga seinem Appell für die Petersberg-Konferenz weiter vertrauen wird: "Wir sind eine Nation, eine Kultur. Wir sind vereint, nicht geteilt."
Wiederaufbau Afghanistan
ein langer Weg?
PETERSBERGER VEREINBARUNGEN
Fahrplan zur Demokratie
2001
22. Dezember: Die Nordallianz tritt ihre Regierungsgewalt an die Interimsregierung ab. Beginn der ersten Übergangsphase von sechs Monaten.
2002
Spätestens bis zum 22. Januar: Einrichtung einer Unabhängigen Sonderkommission zur Einberufung einer Sonder-Loya-Jirga (Große Ratsversammlung) und zur Auswahl ihrer Mitglieder
Spätestens bis zum 22. Juni: Einrichtung einer Menschenrechtskommission, Einrichtung eines Obersten Gerichts, Einrichtung einer Rechtskommission, Einrichtung einer Zentralbank, Einberufung der Sonder-Loya-Jirga zur Bildung einer zweiten Übergangsregierung
22. Juni: Abschluss der ersten Übergangsphase, Beginn der zweiten Übergangsphase von 18 Monaten
Spätestens 22. August: Einrichtung einer Verfassungskommission
2003
Spätestens bis zum 22. Dezember: Einberufung einer Verfassungs-Loya-Jirga (Große Ratsversammlung zur Verabschiedung von Verfassung)
22. Dezember: Abschluss der zweiten Übergangsphase
2004
Spätestens bis zum 22. Juni: Freie und faire Parlamentswahl zur Bildung einer dauerhaften Regierung (Wahltermin Spätestens zwei Jahre nach Sonder-Loya-Jirga)
Wednesday, 5 December, 2001, 12:38 GMT ,BBC
Afghan interim cabinet list
A provisional list of a 30-member interim cabinet has been agreed by four Afghan factions attending talks in Bonn - the Northern Alliance, the Rome group loyal to former king Zahir Shah, and the smaller Cyprus and Peshawar exile groups.Thirteen of the portfolios will remain vacant until the candidates for them are contacted. Two women, Sima Samar and Suhaila Seddiqi, are among the appointees.
Chairman: Hamid Karzai (Pashtun)
Vice chairs:
Women's Affairs: Sima Samar (Rome group, Hazara)
Defence: Mohammad Fahim (Northern Alliance, Tajik)
Water and Electricity: To be named (Northern Alliance, Uzbek)
Finance: Hedayat Amin Arsala (Rome group, Pashtun)
Members:
Foreign Affairs: Dr Abdullah Abdullah (Northern Alliance, Tajik)
Interior: Younis Qanooni (Northern Alliance, Tajik)
Commerce: To be named (Northern Alliance)
Small Industries: To be named (Northern Alliance)
Information and Culture: Rahin Makhdoom (Rome group)
Communication: To be named (Northern Alliance)
Labour and Social Affairs: To be named (Northern Alliance)
Hajj (Pilgrimage): Maulawi Balkhi
Martyrs and Disabled: To be named (Northern Alliance)
Education: Abdul Salam Azimi (Rome group)
Higher Education: To be named (Northern Alliance)
Public Health: Suhaila Seddiqi (Independent)
Rural Development: To be named (Northern Alliance)
Urban Development: To be named (Northern Alliance)
Reconstruction: Sardar Mohammad Roshan (Rome group)
Transport: Ishaq Shahryar (Peshawar group)
Return of Refugees: To be named (Northern Alliance)
Agriculture: To be named (Northern Alliance, Uzbek)
Irrigation: Mohammad Jalil Shams (Cyprus group)
Justice: To be named (Northern Alliance)
Air Transport and Tourism: Rahim Wardak (Rome group)
Department of Border Affairs: Amanullah Dzadran (Rome group)
Die Querschüsse der Warlords
06.12.2001 Spiegel Die internationale Staatengemeinschaft steht bereit, um in Afghanistan neue demokratische Strukturen zu schaffen. Doch das Land ist unberechenbar. Schon jetzt werden die internationalen Bemühungen von skrupellosen Warlords torpediert.
Macht Front gegen die Übergangsregierung: General Dostam Kabul - Wenn es um Rache geht, versteht Abdul Raschid Dostam keinen Spaß. Zur Strafe soll er Soldaten schon mal an Panzerketten über den Kasernenplatz schleifen lassen - bis sie elend verenden. In einem Land, in dem die Sprache der Kalaschnikoffs mehr zählte als die Rechte des Einzelnen, haben viele Miliz-Kommandeure bislang unbegrenzte Macht besessen. Demokratische Strukturen scheuen sie daher wie der Teufel das Weihwasser.
So haben die Delegationen, die unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen auf dem Petersberg bei Bonn einen Fahrplan zur Demokratisierung Afghanistans formuliert haben, ihre Rechnung ohne den Usbekengeneral gemacht.Bereits einen Tag nach der feierlichen Abschlusszeremonie am Rhein kündigte Dostam an, die neue Übergangsregierung für das Land zu boykottieren. Über Satellitentelefon verkündete der jahrelang erprobte Kämpfer, dass er mit der Zuteilung des Landwirtschafts- und Industrie-Ministeriums an seine Fraktion nicht zufrieden sei und daher den Vertretern der neuen Regierung den Zutritt in den Norden des Landes verweigern werde.
Der bullige Kämpfer mit dem überdimensionalen Schnauzbart verfügt über die schlagkräftigste militärische Hausmacht des ganzen Landes. In der Vergangenheit schon mehrfach totgesagt, kämpfte der 48-Jährige bei den aktuellen Ereignissen für die Nordallianz wieder an vorderster Front. Nach der Flucht der Taliban waren es vor allem seine Milizen, die Kabul einnahmen.
Brutalität hat einen Namen: Dschingis Khan
Seine grausame Kriegführung in den letzten Jahren des Bürgerkrieges hat dem Bauernsohn den Namen "Dschingis Khan von Afghanistan" eingebracht. Afghanische Kämpfer vom Schlage eines Dostam sind es, die die Schaffung einer neuen politischen Ordnung in dem Land zu einem schwierigen Unterfangen mit ungewissem Ausgang machen.
Unmittelbar nach der Unterzeichnung des Afghanistan-Abkommens auf dem Petersberg zeigten sich Diplomaten und Experten optimistisch, mit der getroffenen Vereinbarungen nun den ersten Schritt in eine friedliche Zukunft Afghanistans gemacht zu haben.
Die Schaffung einer Interimsregierung wird dabei als erste große Etappe hin zu einem demokratischen Prozess verstanden, der über die Einberufung einer verfassungsgebenden Ratsversammlung (Loya Jirga) zu freien Parlamentswahlen führen soll. Als Wahltermin wurde spätestens der 22. Juni 2004 festgelegt.
Die schwierigste Mission
Damit stehen den beteiligten Gruppierungen knapp zweieinhalb Jahre Zeit zur Verfügung, aus dem Land, das sich momentan im "chaotischen Urzustand" befindet, wie Winrich Kühne von der Berliner Stiftung für Wissenschaft und Politik es im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE nennt, ein demokratisches Gemeinwesen zu machen. Eine Mission ohne Erfolgsgarantien. Beobachter gehen von einer der schwierigsten Friedensmissionen aus, die es jemals gegeben hat.
Nach 23 Jahren Krieg und Gewalt soll eine mit einem Uno-Mandat versehene multinationale Friedenstruppe den Erfolg der politischen Bemühungen militärisch absichern. Mit ihrer Entsendung soll ein politisches Vakuum nach dem Sturz des Taliban-Systems und damit ein totales Abgleiten des Landes in Anarchie und Gewalt verhindert werden.
Dazu müssen zunächst einmal drei Hauptaufgaben bewältigt werden, ist Kühne überzeugt, der als Mitglied der International Advisory Group die Vereinten Nationen berät. Neben der Wiederherstellung der Grundversorgung, müsse die öffentliche Sicherheit hergestellt werden, Flüchtlinge sollten möglichst bald in ihre Heimatorte zurückkehren.
Dabei kann es angesichts der Größe Afghanistans - mit etwa 650.000 Quadratmetern ist das Land doppelt so groß wie Deutschland - nicht darum gehen, das Gebiet flächendeckend zu befrieden. Nimmt man beispielsweise das Kosovo, in der die Kfor-Truppen mit einer Stärke von 50.000 Mann im Einsatz sind, müssten nach Afghanistan, gemessen an der Bevölkerungszahl, die 13-fache Stärke entsandt werden, also 650.000 Mann. Eine Größe, die jedoch kaum realistisch scheint. Politisch durchsetzbar sei wohl eine Größe von 50.000 bis 100.000 Mann, macht Kühne klar.
Planning: Haji Mohammad Mohaqqeq (Northern Alliance, Hazara)
Mines and Industries: To be named (Uzbek)
Public Works: Juma Mohammad Mohammadi (Rome group)
Deutschland könne schnell helfen, weil es an lange kulturelle Beziehungen anknüpfen könne, sagte Bohnet. Ende Januar werde ein gemeinsames Büro der Kreditanstalt für Wiederaufbau und der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit in Kabul eingerichtet. Der deutsche Beitrag in Afghanistan werde in Zusammenarbeit mit der Europäischen Union und der Weltbank geleistet und solle von der Uno koordiniert werden, sagte Bohnet. Um die Hilfe vorzubereiten und den Bedarf zu erkunden, habe Deutschland als erstes Geberland Ende November eine Expertengruppe zu einer Erkundungsmission nach Afghanistan entsandt.
Über die kurz- und mittelfristige Hilfe für Afghanistan beraten am Mittwoch auch Vertreter von 15 Staaten und mehrerer internationaler Organisationen in Berlin. Zuvor war in Bonn ein Abkommen über eine Übergangsregierung für das vom Krieg zerstörte Land zu Stande gekommen, was der Berliner Unterstützungskonferenz nach Einschätzung von Diplomaten einen zusätzlichen Impuls verleihen dürfte. In Tokio ist für den Januar eine Geber-Konferenz geplant. Für die nächsten fünf Jahre braucht Afghanistan nach ersten internationalen Schätzungen mindestens sechs bis zehn Milliarden Dollar.
Afghanistan1978-2001
Wir doch nicht!!!
Und Rest der einmischer Länder!
Wir sind auch Unschuldigt!
Northern Alliance Rebels: Not Exactly Poster Boys for Fighting Terror
Published:Oct 25, 2001
WASHINGTON (AP) - An Uzbek warlord, Gen. Rashid Dostum, is accused of allowing massacres and mass rapes. Another man betrayed Dostum to join the Taliban, then switched back and is accused of atrocities himself. A third has called for war to drive U.S. troops from Muslim lands.
These are among America's new allies inside Afghanistan, the heads of the United Front or northern alliance of rebels whom U.S. military officials are aiding with bombing runs, even as they maintain a gingerly distance.
They are what Defense Secretary Donald H. Rumsfeld calls "a group of separate elements" who "do not always agree with each other as to what should be done."
This loose coalition of warlords, from minority ethnic groups and with a long history of mistrust, violence and human-rights atrocities, destroyed most of Kabul, the capital, when they ruled it from 1992 to 1996. During brutal infighting, they killed tens of thousands of people.
"They are more like bandits than great heroes," said Charles Fairbanks, a Central Asia expert in Washington.
Yet they also are the only group that fought the Taliban the last five years - and thus, an obvious ally for the United States as it works to oust Taliban leaders and capture man they protect, Saudi-born fugitive Osama bin Laden. There is no similar rebel group in the south, although the CIA is trying to win converts there among the Pashtun, Afghanistan's largest ethnic group and the main support base of the Taliban.
Even if the northern alliance were to defeat the Taliban, the United Nations and the United States and other countries insist the Pashtun in the south also must participate in any succeeding government. No one knows how that might come about.
Among northern alliance leaders:
-Gen. Rashid Dostum, an ethnic Uzbek warlord, was a general in the communist army that ruled Afghanistan after the Soviets' Red Army left in 1989. Dostum's forces were known for ruthless tactics. When Islamic insurgents began beating the communists around 1992, Dostum switched sides. His forces were accused of raping, killing and looting around Kabul. Dostum also is accused of mounting indiscriminate rocket attacks on Kabul that killed thousands, and of atrocities from 1992 to 1997 when he controlled the northern city of Mazar-e-Sharif. Dostum now leads the rebel assault on Mazar-e-Sharif, assisted by U.S. bombing raids.
-Abdul Malik, the only other major Uzbek warlord, is Dostum's sworn enemy. Malik betrayed Dostum in 1997, switching to a brief alliance with the Taliban that helped the Taliban capture Mazar-e-Sharif. But Malik quickly changed sides again, joining with Shiite Muslims to massacre hundreds of Taliban troops. The Taliban then recaptured the city and massacred hundreds in return. Malik is a northern alliance commander now, in a region separated from Dostum.
-Burhanuddin Rabbani, a former lecturer in Islamic law at Kabul University, is recognized as Afghanistan's president by the United States and holds the country's seat at the United Nations. He is an ethnic Tajik and maintains close contacts with neighboring Tajikistan. But Rabbani's former military commander, Ahmad Shah Massoud, who was assassinated shortly before the Sept. 11 attacks, was accused of many atrocities, including mass rapes in Kabul in 1995.
A spokesman for Rabbani recently said his government should rule Afghanistan for several years after the Taliban's defeat. U.S. officials reject that idea, demanding instead for a broad-based government chosen by Afghans.
-Abdul Rasul Sayyaf, Rabbani's deputy prime minister, heads the only anti-Taliban group whose membership is largely Pashtun. Sayyaf has in the past protested the presence of U.S. troops in Saudi Arabia, the basis of bin Laden's hatred of America, and offered to go to war to remove Americans.
Sayyaf also has a long history of targeting minority ethnic Hazara Shiite Muslims, some of whom also are in the northern alliance. In the 1990s, the two groups engaged in a bloody conflict in Kabul that killed thousands. Witnesses said Sayyaf's troops killed and raped after capturing Shiite areas.
-Haji Abdul Qadir, a former provincial governor, welcomed bin Laden to Afghanistan when bin Laden arrived in 1996, after being ejected from Sudan. But when the Taliban overran his region, Qadir fled to Pakistan. He is now back fighting within the northern alliance.
-Gulbuddin Hikmatyar, a Pashtun, launched deadly rocket attacks that killed many civilians in Kabul, in a move to gain power after the Soviets left. He was forced from the area in 1995 and has lived in Iran. Recently, he has talked of making a comeback.
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On the Net: Federation of American Scientists northern alliance Web page: http://www.fas.org/irp/world/para/northern-alliance.htm
Königswinter - Das am Mittwoch unterzeichnete Abkommen zur politischen Neuordnung Afghanistans enthält einen genauen Zeitplan bis hin zu demokratischen Wahlen und der Bildung einer stabilen Regierung. Hier eine Übersicht zur Abfolge der geplanten Schritte, wie sie das Abkommen in seiner Endfassung vorsieht. AUFBAUHILFE
260 Millionen Mark für Afghanistan
Dem militärischen Einsatz folgt humanitäre Hilfe: Die Bundesregierung will für Soforthilfen und Wiederaufbau in Afghanistan bis einschließlich des kommenden Jahres insgesamt 260 Millionen Mark bereitstellen.
Berlin - Schwerpunkte seien die Bereitstellung von Saatgut und die Frauenförderung sowie das Bildungswesen, sagte der Afghanistan-Sonderbeauftragte des Entwicklungshilfeministeriums, Michael Bohnet, am Mittwoch in Berlin. Die Regierung hatte bereits 100 Millionen Mark für dieses Jahr angekündigt. Die weiteren 160 Millionen Mark sollen im kommenden Jahr fließen. Karsais Vater wurde 1999 von den Taliban umgebracht. Nach Beginn der US-Angriffe übernahm der Paschtune die Leitung der Truppen in Kandahar. Er hatte vergeblich versucht, die Taliban zur kampflosen Auslieferung des Terroristenchefs Usama bin Ladin zu bewegen.
America's second Afghan war
Benazir Bhutto
drkhshan@isb.comsats.net.pk
The News: Jang (Pakistan)
November 9, 2001
The writer is the former Prime Minister of Pakistan
OPINION
In 1979, after the invasion of Afghanistan by the Soviet Empire, US and Pakistan jointly launched an undercover operation considered to be the longest in the history of the CIA. The purpose of the operation was to mobilise Afghan resistance against the Soviets and expand it into a holy war or jihad with the purpose of inspiring the Muslim countries within the Soviet Union to wage a joint struggle against the communist infidels.
According to one estimate the Inter Services Intelligence (ISI) and the CIA funded and recruited almost 100 thousand fanatic mujahideen from 40 Muslim countries to fight on behalf of the US. Most of the recruits were not even aware that the jihad was being sponsored by the US.
The Russians eventually withdrew in 1989 after a defeat by the mujahideen. By then Afghanistan was reduced to a rubble. The departure of the Soviet troops failed to bring peace to the country. Civil war followed between the seven factions that emerged during the resistance. They put factional and sectarian interests of their own, or those of other countries, with political, military or economic interests in the region.
Pakistan's heroin problem is a legacy of the Afghan Jihad against the Soviets. According to The Guardian (September 29, 01) "The ISI set up hundreds of heroin laboratories across Afghanistan. Within two years of the CIA's arrival, the Pak-Afghanistan borderland had become the biggest producer of heroin in the world - the single biggest source of the heroin on American streets. The annual profits, said to be between $100 bn and $200 bn, was ploughed back into training and arming the militants."
According to the 1998 UNOCAL Gas Company's testimony through John J Maresca before the US House Committee on International Relations, US interests in the oil and gas resources of Central Asian and Caspian regions are vital to their economy. The Committee hearing disclosed that "With political barriers falling, Central Asia and the Caspian are once again attracting people from around the globe who are seeking ways to develop and deliver its bountiful energy resources to the markets of the world." It further stated, "It is in everyone's interest that there be adequate supplies for Asia's increasing energy requirements. If Asia's energy needs are not satisfied, they will simply put pressure on all world markets, driving prices upwards."
Bridas and UNOCAL were two companies with an interest in peace in Southern Afghanistan. They had commercial interests. The Taliban initially provided the peace that made it possible for Pakistan to link up with Central Asia. Initially, Pakistan supported Taliban. Pakistan, under a democratic government, had emerged as one of the ten emerging capital markets of the world. It saw the Central Asian opportunities as golden ones waiting for an outreach.
The Taliban were apparently a break away group of the fighters under the command of Gulbuddin Hekmetiyar. They comprised young soldiers, ideologically brain washed and trained in fundamentalist seminaries, supervised by Mullah Omar, their spiritual head and leader. As Pakhtoons, the Taliban appealed to the 60% Pakhtoon population that resides in the south and west of Afghanistan.
After coming into power in 1995 the Taliban began negotiations with other political players in Afghanistan. These efforts led to the signing of an agreement with the Northern Alliance on November 3, 1996. This agreement paved the way for the establishment of a Commission to establish a broad based government. However, the next night the then Pakistani President dismissed the democratic government and plunged Pakistan into an internal crisis. That crisis has now grown international in character.
The dismissal of the democratic government gave rise to the fundamentalist forces that supported those who had fought the Soviet occupation. The Taliban movement was now hijacked by such groups. The Taliban now decided to go it alone in Afghanistan and to wed themselves to the pan Islamic theocratic movement. They opened their country to foreigners and fighters from Chechnya, Pakistan and elsewhere. They imposed upon the Afghan people their interpretation of Islam. In their obsession with regulating individual conduct, they reduced "Islamic order to a mere penal code, stripped of its humanism, aesthetics, intellectual quests and spiritual devotion" according to one writer.
The brutal murder of President Najib, the hosting of Al-Qaeda, the gunning of Iranian diplomats, the execution of women and men in stadiums and the destruction of the Bahmiyan statues appalled the world community. During the Taliban stranglehold on Afghanistan, the Afghan people continued to suffer. The continuous fighting prevented them from returning home. The refugee camps remained full of desperate souls who had once lived like human beings. Now they were reduced to live like animals.
It is a setback for the Islamic community that even as vast funds made their ways to the coffers of the militants, the poor in the refugee camps continued to suffer degradation. Pakistan, too, suffered enormously. When the Soviets invaded Afghanistan in 1979, Pakistan's military dictatorship was strengthened. For over a decade, the Pakistan people lost a legitimate representative government. Between 1979 and the 1985 the number of heroin addicts in Pakistan grew from zero to one and half million. Prior to September 11th, three million refugees lived in Pakistan. The seminaries established to produce warriors to fight the Soviet Union became factories producing terrorists propagating sectarian violence and bigotry in the country and war abroad.
Five years after the overthrow of the democratic government in 1996, Pakistan lost its constitution, its democratic institutions, its economic vibrancy. The voices of the private militias grew stronger. They paraded in the streets with their weapons holding press conferences and threatening civil society. Urgent measures are needed to save Pakistan from the religio-politico forces in Pakistan, Afghanistan and some other countries. One of the first is to return to the democratic path. Democracy is a better path between the examples of Islamic militant backed dictatorship and western backed dictatorship.
Let us also keep sight of the underlying causes of tensions too. This is the time to promote reconciliation by encouraging moderation and compromise and adopt a just and balanced approach in resolving the Israel - Palestine, the Kashmir conflict and such other conflicts in other parts of the world. We should also remember that building a moderate state and democratic structure in Afghanistan could have marginalised the Taliban and the Osamas of this world well before they unleashed their terror against the people of Afghanistan and of New York. Finally, it is hoped that 'Operation Enduring Freedom' keeps to its original mandate. A campaign which was to be 'measured, targeted, proportionate and limited', has unfortunately hit relief agents like the Red Cross, the United Nations and the Red Crescent.
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Afghanistan erstmals im sechsten Jahrhundert im Blickfeld
Afghanistan geriet erstmals im sechsten Jahrhundert ins Blickfeld des europäisch-mediterranen Kulturkreises, als es von dem Achämenidenherrscher Kyros II. für zwei Jahrhunderte zur Provinz des persischen Großreichs gemacht wurde. Danach kam Alexander der Große auf seinem Zug nach Indien in das Land, das damals Baktrien hieß. Von der damaligen Metropole Balch, einstmals einem blühenden Handelsplatz an der Seidenstraße, ragen heute aus der nordafghanischen Hochebene nur noch vereinzelt verfallende Mauerreste empor.
Weitgehend regierten einheimische Emiren
Durch Alexander und seine Nachfolger geriet das Land für rund vier Jahrhunderte unter hellenistischen Einfluss. Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts kam das Gebiet unter buddhistischen Einfluss, von 642 an wurde es durch die Araber dem Islam unterworfen. Doch wurde der Osten und Norden mit Kabul erst im zehnten Jahrhundert islamisch.
In der Folgezeit geriet das Land am Oxus (heute Amu Darja) wechselweise unter persische und mongolische Herrschaft, wurde jedoch weitgehend von einheimischen Emiren regiert.
1747 wird der afghanische Staat gegründet
Nach dem Tod Nadir Schahs, der das Land letztmals unter persische Herrschaft brachte, gründete 1747 Achmed Schah Durani den bis heute bestehenden afghanischen Staat. Dieser wurde im 19. Jahrhundert ein Zankapfel zwischen den Kolonialmächten Russland und Großbritannien, die ihre Macht in Zentralasien auszubauen versuchten. Damit begann eine Reihe vergeblicher Versuche Europas, in dem isolierten Binnenland Fuß zu fassen, was nach einem Zitat des britischen Schriftstellers Rudyard Kipling als "das große Spiel" in die Geschichte einging.
Britisch-afghanischer Krieg endet katastrophal für die Kolonialmacht
Der erste von drei britisch-afghanischen Kriegen endete 1842 in einem der größten Desaster der britischen Kolonialgeschichte. Bei seinem Rückzug aus Kabul wurde ein Heer von 16.000 Mann in den Bergschluchten am Khaiber-Pass von den afghanischen Kriegern abgeschlachtet. Nur ein Brite, William Brydon, erreichte lebend Indien um die Geschichte zu erzählen, die den jungen deutschen Londoner Korrespondenten Theodor Fontane wenige Jahre später zu seiner Ballade "Afghanistan" inspirierte.
Eine Frau wird zur Nationalheldin
Beim zweiten britisch-afghanischen Krieg wurde eine junge Frau namens Malalai zur Nationalheldin, als sie 1880 die afghanische Fahne dem Heer vorantrug. Der reformorientierte Emir Amanullah errichtete später im Zentrum Kabuls ein Malalai-Lyzeum. Es war eine der ersten Schulen, die die Taliban nach ihrer Machtergreifung 1996 schlossen, als sie den Schulbesuch für Mädchen verboten.
Nach fast 30 Jahren Besinnung auf den alten König
Amanullah war es auch, der nach dem dritten und letzten angloafghanischen Krieg 1921 die völlige Unabhängigkeit Afghanistans wieder herstellte, dessen Außenpolitik seit 1880 von London bestimmt worden war. Seine vom türkischen Republikgründer Kemal Atatürk inspirierten Reformen wurden aber wegen des Widerstands der islamischen Geistlichkeit und lokaler Stammesfürsten nur halbherzig umgesetzt. Der von der europäischen Kultur begeisterte Reformer schockierte seine Untertanen nach Rückkehr von einer Europareise mit der Einführung der höheren Bildung für Frauen, europäischer Kleidung und dem Verbot der Vielehe für Regierungsangestellte. Nur ein Jahr später, 1929, wurde er gestürzt und musste ins Ausland emigrieren.
Rückbesinnung auf Nadir Schah, den König im römischen Exil
Nach mehrmonatigen Wirren übernahm Nadir Schah die Macht und setzte nach Kompromissen mit den konservativen Kräften die Reformpolitik seines Vorgängers fort. Nach seiner Ermordung 1933 gelangte sein Sohn Sahir Schah auf den Thron und behauptete diesen bis zu seinem Sturz durch seinen Cousin Mohammed Daud 1973. Dessen Machtübernahme markierte den Beginn der Wirren, in denen Afghanistan bis heute steckt. Daud wurde 1978 von der prosowjetischen Regierung Nur Mohammed Tarakis gestürzt und ermordet. Eineinhalb Jahre später erfolgte zum Schutz des wankenden linken Regimes in Kabul der sowjetische Einmarsch. Jetzt, nachdem sowohl die UdSSR und ihre Kabuler Schützlinge wie deren Überwinder, die islamistischen Mudschaheddin, gescheitert sind, besinnt man sich wieder auf den alten König Nadir Schah, der 87-jährig im römischen Exil lebt.
THE BEAR TRAP
http://www.afghanbooks.com/beartrap/
Afghanistan's Untold Story
Afghanistan, often called the crossroads of Central Asia, Arab rule quickly gave way to the Persians, who
Following Genghis Khan's death in 1227, a succession of In 1747, Ahmad Shah Durrani, the founder of what is known European Influence Afghanistan remained neutral during World War I, despite
Habibullah, Abdur Rahman's son and successor, was Reform and Reaction
Prince Nadir Khan, a cousin of Amanullah's, in Mohammad Zahir Shah, Nadir Khan's 19-year-old son, Zahir's cousin, Sardar Mohammad Daoud, served as his Daoud's Republic (1973-78) and the April 1978 Coup Seeking to exploit more effectively mounting popular Opposition to the Marxist government emerged almost
Decrees advocating the abolition of usury, changes in By the summer of 1978, a major revolt in the Nuristan The Soviet Invasion By October 1979, however, relations between Afghanistan Following the invasion, the Karmal regime, although In May 1985, the seven principal Peshawar-based guerrilla Soviet and popular displeasure with the Karmal regime led As Prime Minister, though, Najibullah was ineffective and The Geneva Accords and Aftermath
Significantly, the mujahidin were neither party to the
Kings & Rulers of Afghanistan
1979: Soviets invade Afghanistan and install Babrak Kamal's puppet communist regime. 1980: US, Iran, Pakistan, Saudi Arabia and China back the local mujaheedin (holy warriors) against the Soviets. 1988: USSR leader Mikhail Gorbachev pulls his troops out of Afghanistan. Estimated casualties: 1m Afghanis and 50,000 Russians. 1990: Osama bin Laden, a Saudi citizen who had joined forces with the mujaheedin in the struggle, begins putting together a coalition of Arab fighters to set up a Muslim state. 1992: Ahmad Shah Masood and his Jamiat-e-Islami mujaheedin faction take control of the capital, Kabul, while motley groups fight over other parts of the country. 1994: The Taliban surfaces. It is a grouping of Islamic fundamentalist student activists from the Pashtun cultural area. 1998: The Taliban takes Kabul and declares itself the government. Mullah Mohammad Omar, spiritual leader of the Taliban, imposes strict Islamic law. 1998: Bin Laden's terrorist training camps active. He masterminds the bombings of US embassies in Africa, followed by the suicide attack on the USS Cole in Yemen in 2000. 2001: The Taliban controls almost 85 per cent of the country. Ahmad Shah Masood is killed in a bomb attack. |
Eine Chronik der afghanischen Geschichte |
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Related Topics: | News Sources: |
Who's who in the Northern Alliance
The Taliban faces a fragmented opposition.
Here's our guide to three commanders reported to be preparing separate attacks on the same city
Mark Oliver
The Guardian (UK)
Monday November 5, 2001
General Abdul Rashid Dostum
General Abdul Rashid Dostum is a 6ft ethnic Uzbek warlord who controlled the strategic northern town of Mazar-i-Sharif until being dislodged by the Taliban in 1997.
Gen Dostum commands the largest force of three Northern Alliance groups who are preparing to attack Mazar, amid expectations and opposition rhetoric that a major offensive is coming in the next few days. The warlord is a power in the north of the country with a reputation for extreme violence. His army varies in size according to different reports, with some putting it as high as 10,000-strong.
Not long ago, Gen Dostum's troops reportedly went barefoot, were short of food, even water, and had not been paid for three years. Now he has 20 American military "advisers" with him, and they have secured him ammunition drops from US planes. The drops include Kalashnikov rifles, machineguns and large quantities of ammunition, although nothing as formidable as the Taliban's big guns.
Gen Dostum has been described as a serial turncoat who has only recently returned to the fray, and many Alliance commanders doubt his intentions. The ethnic rivalries within the alliance have long hampered the opposition's ability to mount an effective challenge to the Taliban.
A spokesman for the alliance, Nadeem Ashraf, said on October 5 that Gen Dostum's forces numbered only about 700 to 1,000 fighters and had "no high morale", although his assessment could not be independently verified and is conflicted by other reports.
For much of the 1990s, Mazar was at peace, and while Gen Dostum has a reputation for treachery and ruthlessness on the battlefield, he offered the people of the city freedom from random violence and the opportunity to live a more liberal, secular way of life.
The US is keen to see Mazar wrestled from Taliban control. Several thousand US troops, green beret special forces and members of the 10th Mountain Division, are in southern Uzbekistan, ready to seize an airbase in northern Afghanistan, most probably at Mazar.
However, so far the Northern Alliance has achieved little since September 11, except taking a bit of land near Mazar that it promptly lost again.
Mohammed Ustad Atta
The Tajik commander Mohamed Ustad Atta leads another group of opposition forces keen to take Mazar. However, Gen Dostum and Atta are bitter rivals dating back to the Soviet occupation, when they fought on different sides. Gen Dostum was one of the senior commanders most trusted by the Soviets, and Atta was a Mazarite who had taken up arms against them as a mojahed.
The US seems to favour Gen Dostum, judging by the fact its small team of military advisers is based with him. According to some reports, it was this rivalry which led to the failure of the alliance offensive against Mazar last month, with Atta charging ahead almost to the centre of the city and his supposed allies failing to keep up with him, forcing him to withdraw.
Mohamed Mohaqeq
Mohamed Mohaqeq leads a third group of opposition forces aspiring to take Mazar, made up of the Hazaras, a Persian-speaking ethnic group who inhabit the Hindu Kush mountain range with the Tajiks.
There are fears that if the Hazaras return to Mazar, there could be yet another bloody round of reprisals against the Taliban, who are mostly made up from the Pashtun tribes to the south.
If the short-term problem for the Northern Alliance and the US is cooperation - and the suspicion that each side is relying on the other to beat the Taliban - the longer-term problem is what happens in Mazar after the liberation. The US fears it may end up taking the blame for any massacres.
Mohamed Ashraf Nadim, a spokesman for the alliance forces around Mazar, told the Guardian that the commanders had agreed to divide the city into three zones of responsibility after it was recaptured, with Gen Dostum, Atta and Mohaqeq each responsible for one part. The alliance defence minister, Mohamed Fahim, would act as an arbiter.
08.11 .2001 | Berliner Zeitung |
Afghanistan ist nach seinem dreißigjährigen Krieg ein verheertes Land, ein leeres Schlachtfeld, auf dem es nichts mehr zu erstreiten gibt als den persönlichen Vorteil. Die Krieg führenden Parteien sind autarke Banden und ihre Anführer private Unternehmer, wie Abdul Rashid Dostum.
Der Automechaniker aus Kohwja Dokoh im Norden Afghanistans, ehemals Mitglied der moskautreuen Demokratischen Volkspartei, diente als Divisionskommandeur in der Armee des damaligen Regierungschefs Nadjibullah. Nach dessen Sturz und dem Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan kämpfte er auf Seiten der Mudjaheddin - erst gegen, dann mit dem Führer der Nordallianz, Achmed Schah Massoud. Nach Machtstreitigkeiten wechselte er in das Lager des Fundamentalisten Gulbuddin Hekmatyar und verbündete sich schließlich wieder mit der Nordallianz gegen die Taliban. Jetzt, als Kommandeur einer der Einheiten, die auf die Stadt Mazar- i-Scharif zurücken, steht der "General" im Dienst der Amerikaner. Dostum - sein Spitzname, bedeutet "Jedermanns Freund" - ist vor allem sein eigener Freund. Er macht den Frontwechsel zum Prinzip seiner Kriegsführung und versteht es, jeden taktischen Schwenk in einen wirtschaftlichen Vorteil umzumünzen.
Anfang der neunziger Jahre schuf er sein eigenes Reich und herrschte über das Gebiet nördlich des strategisch wichtigen Salang-Passes, dessen Kontrolle ihm üppige Transportsteuern bescherte. Selbst Angehöriger der usbekischen Minderheit, unterhielt er lukrative Beziehungen zu den zentralasiatischen Republiken und machte Geschäfte mit Dünger und chemischen Produkten. Zu seinem wirtschaftlichen Nutzen schuf er eine Zone relativer Stabilität. Auf den Märkten seines Regierungssitzes in Mazar-i-Scharif wurde russischer Wodka ebenso selbstverständlich feilgeboten wie Videorekorder aus Korea.
Im Jahre währenden Machtkampf der Mudjaheddin-Clans beteiligte sich Dostum an der Zerstörung Kabuls. Menschenrechtsorganisationen legten seinen Truppen Raub, Vergewaltigung und Massaker an Angehörigen der paschtunischen Volksgruppe zur Last. Erst 1997, nach Geländegewinnen der Taliban, begann die Moral seiner Truppen zu sinken. Mehrfach floh Dostum ins benachbarte Ausland. Während einer zeitweiligen Rückkehr nach Mazar-i-Scharif im Oktober 1997 ließ er sich zum militärischen Führer und Vizepräsidenten der "Vereinigten Islamischen Front zur Rettung Afghanistans", dem politischen Arm der Nordallianz, wählen.
Dostum gilt als der ehrgeizigste unter den Kriegsherren Afghanistans, als Opportunist aus Überzeugung ist er der überlebensfähigste: ein Marodeur, ein Dieb und ein Wegelagerer. Um die modernen Kriege in Afghanistan, Somalia oder Bosnien zu verstehen, müsse man begreifen, dass sie die Wiederkehr eines alten Stils der Kriegsführung offenbarten, schreibt der schwedische Historiker Peter Englund. Diese Art der Gewinn bringenden Kriegsführung habe mit dem Dreißigjährigen Krieg mehr gemeinsam als mit irgendeinem Krieg des zwanzigsten Jahrhunderts.
Opposition names nominees for ACNU
Syed Anwer
11/6/01
PESHAWAR: The Northern Alliance has completed its list of nominees for the membership for an assembly entrusted with the task of forming the transitory government to fill the vacuum developed after the collapse of the Taleban regime.
Afghan reliable sources informed The Frontier Post, that in the NA-controlled town of Gulbahar, some 6o km north of the Afghan capital Kabul, that the assembly, called ‘Shoura-ye-Wahdat-e-Melli-ye-Afghanistan (ShoMA) or the Council for the National Unity of Afghanistan, all Afghan ethnic, linguistic and political groups in addition to the religious minority groups i.e.
the Sikhs and the Hindus, would be represented ‘as proportionally as possible.’ According to a reliable source in the NA, the names of the Alliance’s nominees are as follow: The ex-Jehadic Leadership Council (Shoura-ye-Qeyadi); Muhammad Muhaqqeq, Muhammad Akbari, Karim Khalili, Abdul-Aziz Shafaq, Alemi Balkhi, Sadeqi Turkaman of Hezb-e-Wahdat; Ayatullah Muhseni, Ali Jawaid, Hussain Anwari, Abdul-Hadi Hadi, Gen. Kazemi, of Harakat-e-Eslami, Musa Tawana, Engr.
Ayyub, Noorullah Emad, Qanooni, Dr Abdullah, Wali Mas’ood, Mas’ood Khalili, Sakhidad Faez of Jam’iat-e-Islami; Gen Dostam, Gen Majid Rouzi, Gen Fawzi of Jumbeh-e-Melli; Zmarak Yaser, Qeyamuddin Kashshaf, Haji Dawran, Ahmad Shah Ahmadzai, Sayyed Umar Munib of Ettehad-e-Islami; Sattar Seddiqi, Wali Muhammadi of Harakat-e-Enqelab; Salam Azimi, Ne’matullah Shahrani, M.
E. Wersaji, Humayoon Jarir, Hajji Qadir, Hazrat Ali, Engr.
Qarrar, Fazl Hadi Shenwari, Salam Haqqani, Jalil Shams, etc.
The list is still subject to some amendments, the source told The Frontier Post.
The Afghan Ex-King Muhammad Zaher Khan is to send an equal number of nominees to this 120-member council.
Late last month ex-King’s associates who have come to be known as ‘the Rome Peace Process’ held extensive talks with the envoys of the Northern Alliance in Rome of Italy.
In these talks it was agreed that a 120-member council should be formed for formulating plans for the formation of an interim government to ‘fill the political and administrative vacuum caused by the collapse of the Taliban regime.
The report regarding the final amendments in the list is being faxed just after a couple of days that it was announced in circles affiliated with the Alliance that deepening differences over the nominees have postponed the submission of the list to the ‘Rome Peace Process’ (RPP).
The agreement between NA and RPP not only caused rift in the ranks and file of the Alliance, but also caused some stir in the royalists camp.
Initially it was said that ShoMA would be empowered by the parties, i.e.
NA and RPP to select the members of a transitory government who in turn would select a head for the interim setup.
Pro-RPP elements while having strong opposition to the decision about the future government for Afghanistan being solely limited to only two of the numerous involved partied had its own interpretation of the head of the interim setup.
From their point of view Zaher Khan was and has been the consent and indisputed head of a such setup.
But the NA has its own interpretation of the agreement.
According to their understanding, Zaher Khan could only participate as a respected elder of the Afghan society rather than an already selected head.
While political personae such as Younus Qanooni and Dr. Abdullah had no problem in accepting ther former king as the head of the interim setup, the military strongman General Fahim rallies around Burhanuddin Rabbani in opposing such a role for the former king.
In Afghanistan dominiert traditionell die multikulturelle Gesellschaft
Vielzahl der Stämme verhindert das Entstehen einer starken Zentralgewalt - Enge Auslegung des Islam entfremdet Taliban von der Bevölkerung
Von Claus Peter Zoller
Berlin - Über die von Kommentatoren und bei Friedensdemonstrationen gestellten Fragen nach den Ursachen für die Ereignisse vom 11. September sollten zwei Punkte nicht vergessen werden. Es ist erstens nicht möglich, die Terrortaten und die dazu von Osama Bin Laden geäußerten Thesen in irgendeiner Weise zu verstehen. Zweitens ist eben einiges am islamistischen Terror nichts anderes als eine in einen globalen Kontext übertragene radikale Übersteigerung traditioneller islamischer Konfliktmuster und ihrer Lösungsversuche. Manche Rhetorik, die momentan die Welt in Atem hält, wird seit jeher in muslimischen Ländern wie etwa Afghanistan praktiziert, manche der sprachlichen Muster tragen geradezu mythologische Züge.
So berichten durchaus glaubhafte Quellen folgende Geschichte, durch die Mullah Mohammed Omar zum Anführer der Taliban wurde. Als er noch unbekannter Dorfmullah in der Nähe von Kandahar war, wurde er eines Tages informiert, dass ein Kommandant der Mudschahedin in der Nachbarschaft zwei junge Mädchen entführt habe. Man habe ihnen die Haare abgeschnitten und sie dann mehrfach vergewaltigt. Mullah Omar zog mit nur 30 schlecht bewaffneten Taliban los, befreite die Mädchen und hängte den Kommandanten am Geschützrohr eines Panzers auf.
Im 16. Jahrhundert erhoben sich paschtunische Stämme im Zuge der so genannten Roschaniya-Bewegung gegen die Fremdherrschaft der indischen Moghuln. Vom Gründer der Bewegung, Bayazid Ansari, wird berichtet, dass er sich zum Kampf gegen sie entschloss, als er eines Tages sah, wie ein moghulischer Unterdrücker in Kandahar eine Frau mit ihren Haaren an einen Mühlstein festband und den Stein in Bewegung setzte.
Mit den beiden Episoden weisen sich Mullah Omar und Bayazid Ansari als vorbildliche paschtunische Ehrenmänner aus, zu deren vornehmesten Pflichten es gehört, die Ehre der Frauen ihres Stammes zu verteidigen. Deren Ehre wird durch ihre Haare symbolisiert. Und die Haare sind wiederum mit dem Gedanken der Geschlechtskraft verbunden, was zahlreiche Mythen, Märchen und Gebräuche zwischen Afghanistan und Indien belegen.
Ein gewichtiger Unterschied zwischen den beiden Helden besteht aber in dem Umstand, dass die Roschaniya-Bewegung des Bayazid Ansari eine Erneuerung auf Basis alter afghanischer Traditionen, insbesondere des Sufismus, suchte. Anders die islamistischen Taliban. Sie suchen einen Weg, einen erst kürzlich importierten, fast nur auf gesetzliche Pflichten reduzierten "Ur-Islam" mit dem überlieferten Ehrenkodex ihres Stammes zu verbinden. Die Folge ist eine immer größer werdende Entfremdung zwischen den Taliban und der afghanischen Bevölkerung.
Doch auch hier scheinen sich alte Strukturen fortzusetzen. Nur wenige Male und für kurze Zeit entwickelten sich auf dem Boden Afghanistans bedeutsame Macht- und Kulturzentren. Der eher typische Zustand war einer mit schwachen Zentralregierungen und starken regionalen und lokalen Herrschern. Dadurch wurde Afghanistan an die Peripherie der benachbarten großen Kulturräume Persiens und Indiens verbannt. Genau das machte das Land aber auch zum "Wegkreuz Asiens". Hier trafen sich die unterschiedlichsten kulturellen Strömungen.
Vor der Islamisierung lebten hier miteinander Buddhisten, Hindus, zoroastrische Feueranbeter und Verehrer griechisch-römischer Gottheiten. Durch griechische Händler, Söldner und Gelehrte gelangten griechische Einflüsse schon unter den persischen Achämeniden (6. bis 4. Jahrhundert vor Christus) nach Afghanistan. Aber erst nach dem Feldzug Alexander des Großen nach Indien (330 bis 327 vor Christus) kam es dort zu einer Blüte hellenistischer Kultur. Unter dem Riesenreich der Kuschanen im 1. und 2. nachchristlichen Jahrhundert entfaltete sich der Buddhismus. Die kolossalen Buddhastatuen in Bamiyan, im März dieses Jahres von den Taliban gesprengt, waren eindrucksvolle Zeugen dieser Kulturepoche.
Das multikulturelle Bild änderte sich recht gründlich unter den gewaltsamen Islamisierungsversuchen der Araber. Der Widerstand scheint aber so groß gewesen zu sein, dass nur ständig wiederholte Eroberungszüge vom 7. bis ins 9. Jahrhundert wesentliche Teile des Landes zur neuen monotheistischen Religion bekehren konnten. Allerdings wurde der expansive Elan des jungen Islam hier weit empfindlicher gebremst als in anderen Teilen der alten Welt. Und so gab es noch bis ins 11. Jahrhundert Zoroastrier, und die Buddhisten hielten sich in Bamiyan bis etwa ins 13. Jahrhundert. In Nuristan an der Grenze zu Pakistan wurde gar erst Ende des 19. Jahrhunderts eine arachaische indische Religion durch den Islam zerstört.
Eine gründliche Konsolidierung des Islam in Afghanistan erfolgte nicht durch die Araber, sondern erst durch die turkstämmigen Ghaznaviden. Die machten die afghanische Stadt Ghazni für eineinhalb Jahrhunderte zum Mittelpunkt eines Reiches, das sich vom Iran bis Nordindien erstreckte. Als die Mongolen dann 1221 und 1222 die afghanischen Städte in Schutt und Asche legten, war dies der Anfang eines kultureller Niedergangs, der bis ins 19. Jahrhundert andauerte.
Zwar verdrängte der Islam die anderen Religionen. Das gelang jedoch nur durch Assimilation vieler lokaler Traditionen, wie etwa magische Praktiken oder Haschischkonsum (bei Kabul gibt es gar einen Schutzpatron für Haschischraucher).
Weil für die breite Bevölkerung in Afghanistan der Koran in arabischer Sprache nicht direkt zugänglich war (viele Theologen sind gegen eine Übersetzung des Korans in andere Sprachen), blieb der arabische Scharia-Islam eigentlich immer nur auf die gebildete Elite begrenzt. Die Mehrheit der Afghanen folgt dem so genannten Tariqa-Islam, der von indigenen Elementen und von den Sufi-Orden geprägt ist. Der Tariqa-Islam erweist sich anderen Religionen gegenüber oft recht offen - so fordert eines der neun Prinzipien des Chishtiya-Sufi-Ordens ganz explizit Toleranz und Respekt gegenüber anderen Religionen. Der Scharia-Islam der Oberschicht hingegen setzt eher auf den Gegensatz von Gläubigen und Ungläubigen.
Deshalb war es sowohl unter den zentralen Eliten Afghanistans als auch unter denen in der Provinz immer ein ganz beliebtes Mittel, Widersacher als Ungläubige zu denunzieren. Egal ob es dabei um die Krone Afghanistans ging oder um die Kontrolle einer kleinen Dorfmoschee. Gefordert wird in solchen Situationen dann ein Rechtsgutachten (Fatwa), das über die Legitimität eines herrschaftlichen Anspruchs urteilt. Selbstverständlich ist ein Anspruch dann nicht legitim, wennn er von einem "Ungläubigen" geltend gemacht wird. Das kann dann zu regelrechten Rechtsgutachten-Wettstreiten mit Reihen von Fatwas führen, die sich eine nach der anderen widersprechen.
Grundsätzlich gilt aber für Afghanistan, wird die Herrschaftsausübung einer Person oder Gruppe mittels einer Fatwa als illegitim bestimmt, rechtfertigt dies einen Dschihad. Ist der Dschihad erfolgreich, ist dies der Barakat, "der heiligen Segenskraft", zu verdanken. Das verdeutlicht, dass Dschihad immer nur vorübergehende und schnell wechselnde Loyalitäten zu schaffen vermag. Somit nimmt es nicht wunder, dass die oft verworrenen politischen Verhältnisse während der letzten 20 Jahre keinen Einzelfall in der Geschichte Afghanistans darstellen.
Berichten zufolge gilt Mullah Omar als Führer mit wenig Charisma und Osama bin Laden als Mann, der auf seine Berater stark angewiesen ist. Deshalb vielleicht umso wichtiger für beide, sich hinter magischen Konzepten, mythischen Geschichten und atavistischer Rechtsrhetorik schwer greifbar zu machen. Gewiss muss der Westen den Dialog über gesellschaftliche Werte und Menschenrechte mit seinen Gegenspielern suchen. Es könnte aber sein, dass er nicht immer ganz vestanden wird.
RÜCKBLICK
Des Zauberlehrlings böse Geister
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Ex-Staatschef Mohammed Nadschibullah |
Es waren zwar nicht die Taliban, die es damals noch gar nicht gab, oder die Terrororganisation eines Osama bin Laden, die Washington gegen die Sowjets aufrüstete. Aber durch die Unterstützung der USA und Pakistans konnte der islamische Extremismus, der der afghanischen Tradition eigentlich fremd ist, sich am Hindukusch erst richtig festsetzen und erstarken. Heute gleichen die USA jenem Goethe’schen Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nun nicht mehr los wird. Und die sind nicht nur auf der gegnerischen Seite zu finden, sondern auch in den Reihen der so genannten Nordallianz, die nach dem Willen George W. Bushs nun die Taliban verjagen sollen.
Die afghanische Tragödie begann vor 22 Jahren und ist untrennbar mit Carters Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski verbunden. Unter dessen und des damaligen CIA-Direktors Robert Gates’ Einfluss begannen die USA bereits im Sommer 1979, die meist islamistischen Widerstandsgruppen gegen die linkssozialistische Regierung von Nur Mohammed Taraki zu unterstützen, die seit April 1978 in Kabul regierte. Bis dahin hatte sich der sowjetische Staats- und Parteichef Leonid
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Der Regierung Reagan war die Stärkung der Fundamentalisten damals recht, wie aus inzwischen veröffentlichten US-Geheimdokumenten hervorgeht, erhoffte man sich doch von ihnen, dass sie noch Glaubenskämpfer aus anderen islamischen Ländern gegen die Sowjets mobilisieren würden. Das taten sie auch. Der zum Kämpfer für die Sache des Islams geläuterte saudische Millionärssohn Osama bin Laden war vermutlich damals auch schon dabei.
Mit dem Sieg der Rebellen fing der Krieg erst richtig an
Im Mai 1986 löste Mohammed Nadschibullah Karmal als Staatschef ab. Im selben Jahr zog der neue sowjetische Parteichef Michail Gorbatschow erstmals Truppen aus Afghanistan ab. 1988 entschloss sich Moskau, das afghanische Abenteuer ganz zu beenden. Am 6. Februar 1989 verließ der letzte sowjetische Soldat das Land. Danach kann sich Nadschibullah noch drei Jahre halten. Am 16. April 1992 wird sein Sturz gemeldet, die Rebellenallianz besetzt Kabul.
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Rigorose Islamisten
Im selben Jahr treten erstmals die bis dahin weitgehend unbekannten Taliban-Milizen in Erscheinung und werden zunächst von der kriegsmüden Bevölkerung erleichtert begrüßt. Die rigorosen Islamisten, die in von Saudi-Arabien finanzierten Koranschulen in Pakistan ausgebildet wurden (Taliban-Religionsstudent), erobern in den folgenden zwei Jahren immer größere Teile Afghanistans, bis sie im September 1996 endgültig in Kabul einziehen.
Kurz zuvor hatte sich Hekmatjar mit Rabbani arrangiert und war als Ministerpräsident in Kabul eingezogen. Nach der Niederlage, schlossen sich die in den Norden des Landes Vertriebenen zur Nordallianz zusammen. Heute, nach den Terroranschlägen von New York und Washington, sind die miteinander immer noch rivalisierenden Gruppen, die nur die gemeinsame Gegnerschaft zu den Taliban eint, Mitglieder des internationalen Antiterror-Bündnisses, obwohl einige von ihnen nach Auskunft der US-Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch auch Gräueltaten verübten. Doch Staat ist nach Ansicht von Beobachtern mit der Allianz von Feinden in Afghanistan nicht zu machen und bei der Bevölkerung, die sich noch mit Grauen an die Jahre ihrer Herrschaft erinnert, ist sie mindestens ebenso unbeliebt wie die Taliban.
Kristina Bergmann
Ägyptische Wurzeln des islamistischen Terrors
Kairo fördert die Abwanderung gewaltbereiter Islamisten
Neue Zürcher Zeitung, 9. November 2001
Oswald Iten
Kläglicher Rumpfstaat Nordafghanistan
Die Kriegsfürsten leben gut - das Volk aber darbt
Neue Zürcher Zeitung, 31. Oktober 2001
Bernard Imhasly
Erdgas unter der Seidenstrasse
Die Bedeutung von Mazar-e Sharif für den Norden Afghanistans
Neue Zürcher Zeitung, 31. Oktober 2001
Conrad Schetter
Die Schimäre der Ethnie in Afghanistan
Volkszugehörigkeit keine Basis für eine neue Regierung
Neue Zürcher Zeitung, 26. Oktober 2001
Oswald Iten
Nordafghanistans Lebensader
Versorgung mit Nahrungsmitteln von Tadschikistan aus
Neue Zürcher Zeitung, 22. Oktober 2001
Bernard Imhasly
Weder «vereinigt» noch eine «Front»
Afghanistans Nord-Allianz als ein reines Zweckbündnis
Neue Zürcher Zeitung, 16. Oktober 2001
Gwynne Roberts
Begegnung mit Usama bin Ladin
Erinnerungen eines britischen Fernsehjournalisten an ein Gespräch in Afghanistan
Neue Zürcher Zeitung, 12. Oktober 2001
Irris Makler
«Afghanistan braucht Hilfe»
Ein Augenschein im äussersten Nordosten des Landes
Neue Zürcher Zeitung, 10. Oktober 2001
Bernard Imhasly
Koalitions-Palaver in Quetta
Die Taliban-Gegner formieren sich zur Nachfolgeregelung
Neue Zürcher Zeitung, 8. Oktober 2001
Markus Spillmann
Gute Krieger - schlechte Herrscher
Afghanistan fehlt für einen politischen Neuanfang die Führungsschicht
Neue Zürcher Zeitung, 6. Oktober 2001
Max Klimburg
Die Drangsal der Befreiung
Das schwierige Zusammenleben im Vielvölkerstaat Afghanistan
Neue Zürcher Zeitung, 6. Oktober 2001
Bernard Imhasly
Wenn Flüchtlinge Asyl gewähren
Ein Augenschein in einem afghanischen Lager in Quetta
Neue Zürcher Zeitung, 4. Oktober 2001
Christian Müller
Der Schrecken von Oruzgan
Studien zu den Hintergründen von Usama bin Ladin
Neue Zürcher Zeitung, 2. Oktober 2001
Bernard Imhasly
Ein Flüchtlingslager namens Afghanistan
Die Uno warnt vor einer Krise unerhörten Ausmasses
Neue Zürcher Zeitung, 29. September 2001
Marcus Bensmann
Kabul-Golbahar - einfach und zurück
Eindrücke an der innerafghanischen Grenze
Neue Zürcher Zeitung, 29. September 2001
Victor Kocher
Wer applaudiert Usama bin Ladin?
Viele Muslime hassen Amerika
Neue Zürcher Zeitung, 26. September 2001
Jean-Pierre Kapp
Appell der Uno-Organisationen für Afghanistan
Drohende Hunger- und Flüchtlingskatastrophen
Neue Zürcher Zeitung, 26. September 2001
Bernard Imhasly
Ein König ohne Land
Neue Zürcher Zeitung, 26. September 2001
Marcus Bensmann
Bereit zum Krieg gegen die Taliban
Beobachtungen aus dem Gebiet der Nord-Allianz
Neue Zürcher Zeitung, 25. September 2001
Bernard Imhasly
Die Nord-Allianz als «trojanisches Pferd»?
Ein Zweckbündnis im Kampf gegen Afghanistans Taliban
Neue Zürcher Zeitung, 25. September 2001
Bernard Imhasly
König Zahir ruft zum Sturz der Taliban auf
Szenarien für eine neue politische Führung Afghanistans
Neue Zürcher Zeitung, 24. September 2001
Bernard Imhasly
Pakistans Wilder Westen
Das Grenzgebiet zu Afghanistan als Islamisten-Hochburg
Neue Zürcher Zeitung, 22. September 2001
Bernard Imhasly
Wie fest sitzen die Taliban im Sattel?
Wichtige Rolle der ausländischen Jihad-Kämpfer
Neue Zürcher Zeitung, 20. September 2001
Bernard Imhasly
Kriegsschauplatz Afghanistan - Aufmarschgebiet Pakistan?
Islamabad verspricht den USA «volle Zusammenarbeit»
Neue Zürcher Zeitung, 17. September 2001
Victor Kocher
Die Golf-Araber und ihr Renegat bin Ladin
Verzweigtes Netzwerk antiwestlicher Terrorzellen
Neue Zürcher Zeitung, 14. September 2001
Bernard Imhasly
Ausbildung für Islamisten in Afghanistan
Die territoriale Grösse als Trumpfkarte bin Ladins
Neue Zürcher Zeitung, 14. September 2001
Markus Spillmann
Kein Mangel an Waffen in Afghanistan
Human Rights Watch kritisiert die Rolle von Drittstaaten
Neue Zürcher Zeitung, 16. August 2001
Markus Spillmann
Religiöse Verblendung und mediales Kalkül
Die Taliban in Afghanistan üben sich in Provokationen
Neue Zürcher Zeitung, 10. August 2001
Markus Spillmann
Wenn Flucht keine Rettung bedeutet
Jalozai - ein afghanisches Drama im Norden Pakistans
Neue Zürcher Zeitung, 11. April 2001
Andreas Rüesch
Im letzten Refugium der Taliban-Gegner
Faizabad - die andere «Hauptstadt» Afghanistans
Neue Zürcher Zeitung, 15. März 2001
Markus Spillmann
Rohopium als Lebenselixier Afghanistans
Der Drogenhandel destabilisiert Zentralasien
Neue Zürcher Zeitung, 11. November 2000
General Dostum
Mittwoch, 3. Oktober 2001
Abdul Raschid Dostum, Nationalität Usbeke, wurde 1955 geboren. Der Bauernsohn und ehemalige Wachmann wurde in den 80-er Jahren Soldat in der kommunistisch dominierten afghanischen Republik.
Nach Abzug der sowjetischen Truppen 1989 hielt der zum General avancierte Dostum mit seinen Usbeken in den Jahren 1990 und 1991 die Mudschaheddin von der Hauptstadt Kabul fern.
Damals kämpfte er gegen den Paschtunenführer Gulbuddin Hekmatyar, wofür er von Staatschef Nadjibullah zweimal als "Held der Republik" ausgezeichnet wurde. Nadjibullah konnte sich als Chef des von den Sowjets eingesetzten Militärregimes auch nach dem Abzug der russischen Truppen an der Macht halten. Erst der Zerfall der Sowjetunion machte 1992 den Weg frei für den Sturz von Staatschef Najibullah und seiner früheren kommunistischen Volkspartei.
Schließlich wechselte Dostum jedoch die Fronten, besetzte mit der 60.000 Mann starken Miliz die Stadt Mazari-i-Sharif und schnitt somit Kabul den Nachschub aus dem Norden ab. Damit trug er wesentlich zum Sturz Najibullahs 1992 bei. Dostam verbündete sich mit Burhanuddin Rabbani und Ahmed Shah Massud, dem Kommandanten der Gruppe „Jamiat-i-Islami“. Nachdem er die Seiten gewechselt hatte, war Dostam als erster mit seinen gefürchteten Söldnerhorden in Kabul einmarschiert, um zu plündern und zu brandschatzen.
Im Mai 1997 begannen die Taliban eine Großoffensive gegen die bislang mit Dostam verbündete schiitische Bürgerkriegspartei Hezb-i-Wahdat. Zuvor war es zu einer Revolte gegen Dostam gekommen, bei der sich einige seiner engsten Vertrauten auf die Seite der Taliban schlugen. Daraufhin setzte sich Dostam über Usbekistan in die Türkei ab, aus der er im September 1997 zurückkehrte. Im Oktober wird er zum militärischen Führer und Vizepräsidenten der „United Islamic Front for the Salvation of Afghanistan“ (UIFSA) ernannt. Präsident der Organisation ist der frühere Staatschef Rabbani. Die Usbeken um General Dostam, die weiterhin von Russland unterstützt werden, halten den Norden Afghanistans mit den Grenzen zu Usbekistan und Turkmenistan besetzt.Rabbani und Massud kontrollieren ganz Kabul und die nordwestlichen Gebiete mit den Grenzen zu Tadschikistan und die Taliban rund die Hälfte des Staatsgebietes im Süden und Nordwesten mit den Städten Herat, Farah, Kandahar und Tarin Kut.
Afghan warlord General Dostum glances at reporters upon his arrival to his base, after his troops defeated pro-Taliban forces in the fortress near Mazar-e-Sharif, northern Afghanistan, Wednesday, Nov. 28, 2001. Several hundred prisoners, mostly foreign fighters fighting on the Taliban side captured part of fortress, headquarters of General Dostum, and were killed during two days of fighting which involved British and U.S. special forces Mittwoch, 3. Oktober 2001 Der Gründer der „Islamischen Gesellschaft von Afghanistan“, Hezb-i-islami-ye Afghanistan, wurde 1950 als Sohn einer paschtunischen Bauernfamilie aus der Provinz Kunduz geboren. Während der 1964 von König Zahir Schah eingeleitenden Demokratisierung erhielt Hekmatyar die Möglichkeit, in Kabul Ingenieurswesen zu studieren.
In der Phase des Umsturzes war es dem Militärführer gelungen, Waffen und schweres Gerät in seinen Besitz zu bringen. In den Nordprovinzen errichtete er eine Art Staat im Staate, die „Islamische Allianz des Nordens“. Dort sorgte er längere Zeit für Ruhe und eine funktionierende Wirtschaft. 1994 zerbrach das Bündnis zwischen Dostam und Präsident Rabbani. Anschließend versuchte Dostam, in einer künftigen Koalitionsregierung Massud aus dem Amt des Verteidigungsministers zu drängen, nachdem ihn Rabbani bereits zum Stellvertreter Massuds ernannt hatte. Seitdem war Dostam bemüht, Rabbani des Amtes zu entheben und aus Kabul zu verdrängen.
Gen. Abdul Rashid Dostum
Vice President of the Islamic State of Afghanistan.
Widerstandskämpfer
Gulbuddin Hekmatyar
Während des Studiums entwickelte sich Hekmatyar zum radikalen islamischen Studentenführer und war an der Gründung der „Islamischen Jugend“ beteiligt. Diese kritisierte vor allem die "Verwestlichungstendenzen" unter König Zahir. 1970 wurde Hekmatyar der Hochschule verwiesen, als er modisch gekleidete Studentinnen mit Säure angriff. Als Vorkämpfer eine islamischen Republik wurde er 1972 für neun Monate inhaftiert.
1973 entlassen wandte sich Hekmatyar nun gegen die Regierung des Prinzen Daud, der den König zuvor gestürzt hatte. 1975 floh Hekmatyar schließlich nach Pakistan, wo er Unterstützung durch den damaligen Präsidenten Ali Bhutto erhielt. 1977 gründete er die „Islamische Gesellschaft von Afghanistan“ und begab sich auf lange Reisen um in einigen islamischen Länder um Geld und Waffen zu bitten. Doch auch im Westen erhielt er Unterstützung so unter anderem auch von den USA.
Bis zum Fall der Najibullah-Regierung 1992 lieferten sich die verschiedenen Widerstandsgruppen in Afghanistan erbitterte Kämpfe. Es gab zahlreiche Fehden zwischen den verschiedenen Fraktionen wie der tadschikischen „Jamiat-i-Islami-ye“ unter Burhanuddin Rabbani und Ahmad Shah Massud, der usbekischen „Junbish“ von Abdul Rashid Dostum und der Hezb-i-islami-ye von Hekmatyar.
Nachdem Rabbani 1992 als Präsident eingesetzt wurde, sollte Hekmatyar zum Premierminister ernannt werden. Doch dieser weigerte sich, Kabul zu betreten und eröffnete statt dessen das Feuer gegen die Stadt. Hekmatyar wurde zwar von Rabbani außerhalb von Kabul vereidigt, blieb aber bei seinen Kämpfern. Kabul wurde aufgeteilt. Regierungsviertel, Zentrum und Norden wurden von Rabbanis Einheiten gehalten, Hekmatyar kontrollierte den Süden und über Verbündete auch den Westen. 1994 ging Hekmatyar ein neues Bündnis mit General Dostam ein. Folge waren erneut schwere Kämpfe in Kabul, doch konnten sich Rabbani und Massud halten.
Im Herbst 1994 griff die Taliban in das Geschehen ein, eine militärisch organisierte und von Paschtunen beherrschte Miliz. In diesem Jahr verlängerte Rabbani seine Amtszeit auf „unbestimmte Zeit“, bis die UNO eine „zuverlässige Lösung“ gefunden habe. Inzwischen kontrolliert Rabbani ganz Kabul und die nordwestlichen Gebiete mit den Grenzen zu Tadschikistan und die Taliban rund die Hälfte des Staatsgebietes im Süden und Nordwesten mit den Städten Herat, Farah, Kandahar und Tarin Kut. Die Usbeken um Dostam, die weiterhin von Russland unterstützt werden, halten den Norden Afghanistans mit den Grenzen zu Usbekistan und Turkmenistan besetzt.
Mittwoch, 3. Oktober 2001
Gegen jeden Widerstand
Präsident Rabbani hält sich an der Macht
Burhanuddin Rabbani ist der Nationalität nach Tadschike. Diese Volksgruppe stellt etwa 29 Prozent der afghanischen Bevölkerung. Der 1940 geborene Rabbani wurde in Kabul und Kairo zum Theologen ausgebildet. Nach seiner Rückkehr nach Afghanistan erhielt er einen Lehrstuhl für Philosophie, wo er auch den Architektur-Studenten Ahmed Shah Massud zu seinen Schülern zählte. Rabbani, der nicht als Fundamentalist bezeichnet werden will, tritt für die Islamisierung aller Lebensbereiche ein.
Anfang der 70-er Jahre bildete sich in Kabul eine betont islamische Bewegung, die den westlichen Einfluß und den wachsenden Kontakt zur Sowjetunion ablehnte. Nach der Entmachtung von König Zahir Schah (1973) und der Machtübernahme durch Prinz Daud verschärften sich die Gegensätze, was 1975 zu der Verhaftung Rabbanis führte. Während seiner Exilzeit in Pakistan gründete er die islamische Bewegung „Jamiat-i-Islami-ye Afghanistan“, die von der pakistanischen Regierung unterstützt wurde. Seine Freiheitskämpfer unter dem Kommando von Ahmed Shah Massud spielten eine wesentliche Rolle im Kampf gegen Sowjets und Regierungstruppen. Da die Sowjets die Regierung in Kabul auch nach ihrem Abzug 1989 mit Waffen versorgten und der Widerstand zerstritten blieb, konnte sich das Militär-Regime noch Jahre halten. Erst der Zerfall der Sowjetunion machte 1992 den Weg frei für den Sturz von Staatschef Najibullah und seiner früheren kommunistischen Volkspartei.
Seitdem liefern sich rivalisierende, meist ethnisch geprägte Gruppen, blutige Kämpfe um die Macht im Lande. Über Jahre hinweg stritten sich die „Hezb-i-Islami (Islamische Partei) von Gulbuddin Hekmatyar und die „Jamiat-i-Islami“ unter dem Kommando von Massud. Letztgenannter Verbindung gehört auch Burhanuddin Rabbani an.
Rabbani und seine Regierung stimmten Ende 1992 dem von Hekmatyar geforderten Abzug des Usbekengenerals Dostam zu, der maßgeblich zum Sturz Najibullahs beigetragen und im Norden des Landes ein eigenständiges Herrschaftsgebiet errichtet hatte. Gegen den Widerstand einiger Gruppen, auch Hekmatyars, errichtete Rabbani im Dezember 1992 eine „Große Schura“, die Rabbani zum Präsidenten wählte. Dieser brach diverse Friedensabkommen, die seine Amtszeit als Präsident beschränken, und die Position Hekmatyars stärken sollten.
Im Herbst 1994 griff die Taliban in das Geschehen ein, eine militärisch organisierte und von Paschtunen beherrschte Miliz. In diesem Jahr verlängerte Rabbani seine Amtszeit auf „unbestimmte Zeit“, bis die UNO eine „zuverlässige Lösung“ gefunden habe. Inzwischen kontrollieren Rabbani und Massud ganz Kabul und die nordwestlichen Gebiete mit den Grenzen zu Tadschikistan und die Taliban rund die Hälfte des Staatsgebietes im Süden und Nordwesten mit den Städten Herat, Farah, Kandahar und Tarin Kut. Die Usbeken um General Raschid Dostam, die weiterhin von Russland unterstützt werden, halten den Norden Afghanistans mit den Grenzen zu Usbekistan und Turkmenistan besetzt.
_JC_ CAPTION -->Atta Mohammad (L), commander of the Helmand Province in Afghanistan, Mullah Malung (C), ex-commander in Kandahar and Abdul Khaliq (R), supporter of ex-King Zahir Shah, listen to questions from the media during a press conference in Quetta on November 15, 2001. The former Mujahideen commanders announced a mission in which they wanted to end the war with the Taliban peacefully and warned the Northern Alliance not to head into the Afghan city of Kandahar. REUTERS/Adrees Latif
Das deutsche „Camp David“ 22. Nov. 2001 Das Gästehaus der Bundesregierung auf dem Petersberg bei Bonn wird ab Montag Tagungsort der Afghanistankonferenz sein. Zuweilen auch als das deutsche „Camp David“ bezeichnet, wurden in dem Schloss hoch über dem Rhein schon zahlreiche hochkarätige Verträge und Abkommen unterzeichnet, die dann den Namen des Tagungsortes erhielten. Mehr als 11.000 Staatsgäste übernachteten bisher in der Nobelherberge - darunter die Mächtigen der Welt von Queen Elizabeth II. über den sowjetischen Staatschef Leonid Breschnew bis zum US-Präsidenten Bill Clinton. Seinen Namen erhielt der Petersberg von einer 1764 errichteten und dem heiligen Petrus geweihte Kapelle. Sechzig Jahre später erwarb Joseph Ludwig Mertens die Domäne Petersberg und baute seiner Frau einen Sommersitz. In kurzer Zeit verwandelte die Rheingräfin Sybille Mertens-Schaafhausen die Gebäude auf dem Berg im Siebengebirge in den gesellschaftlichen Mittelpunkt des Rheinlandes. Residenz für hohe Gäste Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Hohen Kommissare dort ihren Dienstsitz ein, unterzeichnete der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer das „Petersberger Abkommen“. Es bedeutete eine Liberalisierung der Besatzungsherrschaft und einen weitgehenden Demontagestopp. Für die junge Bundesrepublik war das Abkommen bis 1955 - neben dem Grundgesetz - die Basis staatlichen Handelns. Die Bundesregierung nutzte den Petersberg von 1955 bis 1969 als Residenz für hohe Staatsgäste. Insgesamt 31 Besuche von Kaisern, Königen und Präsidenten vermerkt das Goldene Buch der Stadt Königswinter für diese Zeit. Nach dem Auslaufen des Pachtvertrages blieb das Hotel lange Zeit geschlossen, erst 1979 übernahm der Bund die Anlage und steckte 135 Millionen Mark in die Renovierung. Seit 1990 diente das Hotel, das seitdem von der „Steigenberger Hotels AG“ gemanagt wird, mit seinen 99 Zimmern der Bundesregierung wieder als Gästehaus. Aber auch Privatpersonen können seitdem eine der exklusiven Suiten buchen oder - wie Formel-1-Star Michael Schumacher - in der Schlosskapelle heiraten. |