Herbst 05 von Martin

Zurück

Herbst 05 – eine kurze Nachbetrachtung

 

Nachdem die erste BTV-geführte Reitfreizeit diesen Sommer noch mit relativ wenigen Teilnehmern durchgeführt wurde (klar, da konnte ich ja auch nicht mit), waren jetzt im Herbst wieder ca.35 Kinder mit dabei,  übrigens ausnahmsweise sehr viele Jungs (kommen die zum Reiten oder wegen der Mädels?).

Da zudem wie schon üblich auf dem Talhof  nicht alle gebuchten Hütten zur Verfügung standen, ging das wohlbekannte Zimmer Belegungs-Umplanen mal wieder los – es ist halt nicht so einfach, alle Wünsche der Kinder unter einen Hut zu bringen („Ich will mit der und der auf ein Zimmer, aber die soll nicht“ usw. – und das aus 40 Mündern gleichzeitig!) Hat natürlich wie immer doch funktioniert, also die Koffer, Taschen, Tüten auf die Zimmer (wo ist mein Koffer; der Wasserhahn tropft; wo ist mein Helm; ich hab keine Matratze, hier sind Spinnen; ich kann mein Bett nicht machen; die Tasche gehört mir doch nicht; das Kopfkissen ist doof, die Heizung ist kaputt...), dazu das Material aus dem wie immer völlig überladenem Remfort-Mobil ausladen (soviel geht sonst nur in Müllwagen, die haben aber auch ´ne Presse) – nach ein paar Stunden hat man´s doch irgendwie geschafft, das alle glücklich und zufrieden den Hof erkunden.

 

Die ersten zwei Tage sind diesmal mehr oder weniger Freizeit, da auf dem Hof das ganz große Programm läuft: Fohlentaufe, pflügen und sähen nach historischem Vorbild, Kutschfahrten, Reitvorführungen und,und,und – sämtliche Bewohner der Gegend, also ca. 431 Menschen und 17 Hunde, scheinen sich hier zu versammeln.

 

 

Ab Dienstag geht’s dann wieder, wir können anfangen. Erst mal die jetzt freien Zimmer umbelegen, dann die Waldrallye – die armen Kinder müssen kilometerweit durch den Wald laufen, wir Betreuer setzen uns irgendwo auf dem Weg faul in die Sonne, funken uns dummes Zeug zu und stellen den Teilnehmern auch noch kniffelige Aufgaben – es ist toll, Betreuer zu sein!

 

Die Reitgruppen scheinen auch zu passen, Betreuer Marcel „darf“ mal in den Sattel, sogar unsere „Senior“-Betreuerin Erika wagt sich – gedrängterweise - für ein paar Runden auf so´n wackelndes, eigenwilliges Ross und fühlt sich da sogar noch wohl – mir persönlich sind die Pferde mit Honda-, Suzuki- oder BMW- Schriftzug auf dem Tank lieber, die muss man auch nicht ständig putzen!

 

 

 

ERIKA + MARTIN

 

Die nächsten Tage verbringen wir außer der obligatorischen Reiterei (O-Ton Reitlehrerin Gabi: "Im Arbeitstempo Terapp marsch!" - ich krieg´s seit Jahren nicht mehr aus dem Kopf, das gibt Alpträume, ehrlich!) z.B. mit Drachen basteln; manche sind sogar geflogen, wir und die Kinder sind richtig stolz; und wenn´s nicht funktioniert, haben wir auch gekaufte Drachen dabei – aber Sönkes Alufolien-beklebter-mit-300m-Schnur-Drachen hat schon wieder nicht die Flugsicherung im nahen Fritzlar alarmiert, zumindest sind keine Hubschrauber um uns gekreist – nächstes Mal vielleicht ´nen Heißluftballon ausprobieren, Sönke!

 

Ansonsten neben dem Programm das Übliche, kleinere Wehwechen durch Stürze vom Strohballen oder der Seilbahn werden von Schwester Yvonne und Chefarzt Sönke versorgt, die angekündigte Zimmer-Aufräum-Aktion, nach mehreren Tagen eigentlich üblich, ist diesesmal mit wenigen Ausnahmen - in der Jungen-Hütte kommt man schon ab dem 2. Tag nur noch mit der Schneeschaufel durch - nicht nötig, Erika macht vor ihrer Hütte einen Frisiersalon auf , die Kinder spielen Tischtennis, putzen Ponys, malen, hören Musik, spielen Fußball oder “chillen“.

(für die Älteren: heißt ausruhen, hat mir Laura gesagt)

 

Die Betreuer haben nix zu tun, ausser verlorene Spiele, Helme, Stofftiere usw. zu suchen, die Pferde mit zu satteln/trensen (Glück gehabt, ich mußte bisher noch nie einem 500kg-Tier ein Stück Metall ins Maul bringen!), die dazu benötigten Sättel und Tresen im Stalldurcheinander zu finden, zu führen, zu enge Reitstiefel von müffelnden Kinderfüßen entfernen, den Ofen reinigen, die Namen und das Alter aller auf dem Hof anwesenden Pferde zu kennen, Abfall entsorgen, Getränke zubereiten, kleinere Streitereien schlichten, die Lagerbank und den Kiosk machen (warum wollen die eigentlich innerhalb von 10 Min. drei Mal 50 Cent, um direkt danach wieder 1 Euro einzuzahlen?), den Kindern Drachen, Fledermäuse oder sonstige Geschöpfe vormalen (ich bin Techniker, kein Künstler!), zu klären, welche Fenster der Hütte denn nun wann geöffnet oder geschlossen zu sein haben und ob die Heizung dann immer noch die erwarteten 34 Grad im Zimmer halten kann - also eigentlich wie Urlaub.

 

Immer, wenn man mal ´nen Kaffee will, ist keiner mehr da, wenn Kaffee da ist, ist keine Milch mehr da, wenn beides da ist, fehlen zwangsläufig Tassen, wenn man duschen will, ist das Bad von den großen Mädels belegt - und das dauert! - , wenn die Dusche frei ist, gibt´s gerade mal kein warmes Wasser, wenn´s abends kalt wird, ist kein Brennholz mehr da, wenn´s Essen gibt, sucht man den Tischdienst, wenn der da ist, fehlt was aus der Küche – Business as usual also.

 

  

Auf  unserer Trecker-Kutschfahrt, die eigentlich recht ruhig anfängt, kommt Yvonne plötzlich auf die „glorreiche“ Idee, für Sönke ein Lied einzustudieren – also gröhlen drei Dutzend Kinder im Choral auf zwei Anhängern im Wald herum –  nix mit Ruhe und Natur genießen,  die Wildschweine, Rehe und Füchse werden wohl auf Wochen reißaus genommen haben, aber Sönke hat´s gefallen – der musste es ja auch nur einmal hören.

 

Dann steht unsere berühmt-berüchtigte Nachtwanderung an, wobei sich keiner vorstellt, wie aufwendig die Vorbereitung mittlerweile geworden ist. Sönke hat sich diesmal eine Seilbahn ausgedacht, an der ich dann schweben darf – also mit dem Geländewagen in den Wald, in die Bäume klettern, etwa 30m Stahlseil spannen, einklinken, Probeflug – toll, man hängt hilflos in einem Geschirr 2-5m über dem Boden, kommt allein nicht mehr runter, der Rücken tut weh, zum Bremsen steht ein Baum im Weg - und noch ist´s hell, heute Nacht sieht man hier die Hand vor Augen nicht!!!

 

MARTIN "FLIEGT"

 

 

Dazu noch ein paar Gespenster aufhängen, den Weg markieren und freischneiden, ein paar Kreuze aufstellen und beleuchten und sich abends dann noch schminken lassen (Mist, warum hab ich „mehr“ Gesicht als die anderen, meins reicht bis zum Nacken), anschließend wieder ab in den Wald, 9 Personen plus Material passen ja "bequem" in durchschnittliche Autos, die einzelnen Stationen aufbauen, ausleuchten, feststellen, dass wir kaum Taschenlampen haben, Grablichter aufstellen, Fackeln anzünden; und alle 46sec. kommt dabei vom Hof über Funk: "Kann ich die Kinder jetzt losschicken?" 

Um Mitternacht ist dann alles vorbei, die erschreckten Kinder wieder beruhigt im Bett, die Schminke fast ab, der Kaffee kalt – also schlafen, aber vorher die obligatorische allabendliche Betreuersitzung (was war heute, was machen wir morgen, wer ist krank, bla, bla, bla) - egal, Frühstück morgen erst um neun. 

Nachts dann alle paar Min. irgendein Eselgeschrei, eine Kuh, die ausgerechnet Nachts um drei ihr Kalb bekommt, mal ein paar ausgebrochene Pferde, eine Harley-Gruppe auf der Landstrasse oder eine Party im Haupthaus - na denn, angenehme Ruhe!

 

Am nächsten Abend geht’s mit der vorgezogenen Halloween-Party weiter, also nach dem Abendessen den Aufenthaltsraum umräumen, Tische und Stühle stapeln, mit den von den Kindern gemalten Bildern, Luftballons, schwarzem Stoff und so weiter dekorieren, den Musikcomputer anschleppen und aufbauen, Schwarzlicht anbringen, und dann geht’s ab – toll verkleidete Kinder, klasse Buffet mit „Fingerbrötchen“, Knabberkram usw, echt gruseliges Ambiente hier – und dann die Musikwünsche: „spiel mal xxx“ oder „hast du auch yyy?“ – Leute, ich bin nun mal knapp 30, ich kenn alles von Abba bis Zappa, aber „50cent, Green Day, Gwen Stefani, Krwxtsch feat.Glvbmt Brwtzz ... Häääh ???  Aber euer Wunsch ist mir Befehl, also mal kurz die mehreren hundert Titel der Festplatte durchsucht, und irgendwie war für jedes Alter und jeden Geschmack wohl doch etwas dabei – bis auf das Letzte „Wer hat an der Uhr gedreht“ gegen 22h – das wollte keiner hören!

 

Freitag Abend wird gegrillt, es gibt Würstchen und Pute, wobei es gar nicht so einfach ist, für 45 Leute 3cm breite Putenstreifen auf einem Rost zu wenden, das 5cm „Maschenweite“ hat – dafür ist´s schön warm hier, besonders an den Händen (Aua!).

Dazu bieten wir auch wieder das beliebte T-Shirt-anmalen an, wo dann alle auf allen T-Shirt´s unterschreiben dürfen - also wird man innerhalb von 2 Stunden von 45 Leuten gefragt, wo denn die 44 anderen gerade sind - wir sollten uns für diese Aktion das nächste Mal kollektiv einsperren, dann kann keiner weg.

 

Und dann der Samstag – Frühstück, Sachen packen, Material einladen, Hütten und Zimmer fegen, Mittagessen, Bus entern und ab nach Hause, endlich wieder normale Betten, gescheites Essen, die eigene Dusche, keine zig lärmenden Kinder  - schön! Vorher noch´n paar Stunden im engen, natürlich verspäteten Bus schwitzen, dann ist´s geschafft.

 

Aber bereits drei Stunden später, beim Verabschieden am Bus weiß ich, dass ich euch alle vermissen werde, daher

 

MIT SICHERHEIT BIS ZUM NÄCHSTEN MAL !!

 

PS: Vielen Dank an die Teilnehmer und Betreuer, Ihr wart Klasse !!

 

 MH

 

 

zurück



Datenschutzerklärung
Eigene Webseite erstellen bei Beepworld
 
Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der
Autor dieser Homepage, kontaktierbar über dieses Formular!