Die Elemente des Jazz:

 

"Der Jazz - auch das gehört zu seiner Lebendigkeit - ist hundert Jahre nach seiner Entstehung immer noch das, was er in seiner Entstehung war:
eine Musik des Protestes.

 Er protestiert gegen soziale und rassische und geistige Diskriminierung, gegen die Klischees der bürgerlichen Schubladenmoral, gegen die funktionierende Organisiertheit der modernen Massenwelt, gegen die Entpersonifizierung dieser Welt..."

 

(J. E. Berendt / G. Huesmann in "Das Jazzbuch")

 

 

Der Swing :

Der Begriff „swing“ betrifft den Rhythmus des Jazz. Die Interpretation des Rhythmus im Jazz geschieht in einer andern Form der Präzision als in der abendländischen Musik. Während die abendländische Rhythmik "mathematisch" präzise nach dem Metronom gespielt wird, steht die Jazzrhythmik mehr in einer gefühlsmäßigen Präzision. Der Musiker "erspürt" den Punkt, an dem der Ton "fällig ist". Dadurch wirkt der Rhythmus fließend und gelöst, ein Gefühl, das es in der abendländischen Musik nicht gibt. Als swing (klein geschrieben; groß geschrieben bezeichnet der Begriff einen Jazzstil der 30er Jahre) bezeichnet man die dem Jazz immanente rhythmische Spannung, die sich aus der Gesamtheit der Technik des Rhythmus und seiner Interpretation ergibt. Am häufigsten ist im Jazz der Viervierteltakt, über den vom Schlagzeuger meist ein triolisches Muster gespielt wird, das über dem binären Grundtakt eine swingende vorantreibende Spannung erzeugt. Melodische Akzente werden zwischen die des Metrums gesetzt ("Off-Beat"). Der swing ist die Quintessenz des Jazz. Das gilt sowohl für Combos mit Rhythmusgruppe, als auch für Solo-Instrumentalisten. Auch die Melodik des Jazz ist swinggemäß rhythmisiert.

Die Melodik : 

Die Melodik des Jazz ist prinzipiell mit der der abendländischen Musik identisch. Die Jazzmelodik unterscheidet sich jedoch durch ihre swinggemäße und starke Rhythmisierung. Der rasche rhythmische Wechsel von Tonlänge und Tonhöhe im Jazz wird vom ungeübten Hörer, besonders wenn der an klassische abendländische Musik gewöhnt ist, meist als unmelodiös empfunden.

Die Harmonik :

Der Jazz hatte zunächst die europäische Funktionsharmonik (Harmonielehre) übernommen. Erst der moderne Jazz ab den späten 50er Jahren wurde zum Teil atonal. Es gibt jedoch zwei deutliche Unterschiede zur abendländischen Musik: Erstens, die Akkorde im Jazz dienen weniger als Ausdrucksmittel für sich, sondern mehr als harmonisches Grundgerüst, über das der Solist improvisiert. Zweitens, die Tonleitern und Akkorde des Jazz enthalten sogenannte "Blue Notes". Sie sind die Verminderung der dritten, fünften und siebenten Stufe des europäischen siebenstufigen Tonsystems (unabhängig von Dur und moll). Die Tonleitern und Akkorde des Jazz haben dadurch weder reinen Dur- noch reinen moll-Charakter und klingen weich und "unscharf". Die Musik klingt "mellow" ( = mild, mürbe, weich) und "blue" ( = traurig).

Die Improvisation :

Sie nimmt im Jazz den größten und zentralen Raum bei der Interpretation eines Themas ein. In den älteren Stiles des Jazz improvisiert der Solist über einem festen Akkordgerüst. Dieses füllt er mit eigenen, im Augenblick spontan erfundenen Melodielinien abhängig von den Akkorden aus. Seit den 50er Jahren entfernte sich der moderne Jazz immer weiter von diesem starren Schema. So entstand eine weitere, von der abendländischen Musik entferntere Variante der Jazzimprovisation, die sogenannte "modale" (chromatische) Improvisation, bei der kein Grundgerüst aus ständig wechselnden Akkorden mehr notwendig ist. Statt dessen ist der Solist formal nur noch an eine Tonskala gebunden, die dem musikalischen Geschehen unterliegt.

Die individuelle Artikulation und Interpretation:

Mit seiner eigenen Tonbildung, Akzentuierung und Phrasierung besitzt jeder Jazzmusiker seine persönliche unverkennbare musikalische Handschrift. Während die Studenten der klassischen Musik persönliche Eigenarten der Spieltechnik eleminieren müssen, müssen die Jazzmusiker sie kultivieren. Der Jazzmusiker kann gewissermaßen ein Thema mit seiner persönlichen Handschrift und der Improvisation nach Belieben formen. Der Jazz ist dadurch eine hochgradig individuelle und persönliche Musik. Dadurch wird die Musik unnotierbar und für andere Musiker unreproduzierbar. Wird die Improvisation eines Solisten aufgeschrieben und von einem anderen notengetreu nachgespielt, verliert sie ihre Authentizität und wird unaufrichtig und unwahr. Nur Tonträger können den Jazz festhalten.

Die kommunikative Struktur :

Sie basiert auf der Call-and-Response-Struktur des Blues, die ihrerseits auf das responsoriale Singen der afrikanischen Negersklaven zurückgeführt werden kann. So kommentieren beispielsweise im Big Band Jazz die Trompeten und Posaunen eine Melodie durch sogenannte "fill ins". "Riffs" nennt man feststehende Phrasen, die zum Beispiel von Saxophonen in den Verlauf einer Soloimprovisation der Trompete eingefügt werden können. Aber auch die Soli an sich sind kommunikativ, weil sie sich auf die anderen Spieler beziehen und deren vorangegangene Soli "kommentieren". 

 

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