Nodda! 

(Begrüßungs – und Abschiedswort in Platt)

 Nachdem ich für nen Chatfreund was in Platt gesucht hab, hab ich richtig Spass daran gefunden mich an diese alte "Sprache" zu geben. Daher hab ich mich dann auch entschlossen diese Seite noch zusätzlich auf meine Homepage zu tun!

Um mal einen Einblick in das Siegerländer Platt zu bekommen soll die folgende Erzählung behilflich sein. Diese „Sprache“ zu lesen fällt selbst einem Einheimischen recht schwer, das Verstehen beim Zuhören dagegen ist etwas einfacher. Leider findet man heute im Siegerland kaum noch Menschen die reines Siegerländer Platt „schwätzen“, bei den meisten hört man nur noch ab und zu ein Wort in Platt. Wenn ihr mehr über das Siegerland, meine Heimat, erfahren wollt dann guckt mal auf dieser Seite nach, es lohnt!!

Siegerland

 

 

D`r klaij Gränzverkähr

 

 

Och bi dä klaij Riwalitäte döscher einzelne Bevölkerungsgrubbe, wie he Seejerlänner on dä Wittjesteiner or Hässe, wor känn Grond, dät net doch mänches Geschäft hin on här gemacht wur. Die konne ob veelerleij Art abgeweckelt wern. Doa geng et öm en Arwetsställ im anner Kreis, öm en hochzidd, wänn en frau d`m „Lockruf“ us d`m Wittjesteiner folchte, ab on zo zoawet och einzelne Männer noa där eine or anner Rechtung or öm en Veehannel. Wobi ech glich dä Hannel ob det Veeh beschränkt wesse well. Ät goaw also Berührungspunkte oabhängich va all dä klaij gäjeseitije Stänkerei.

A so en Hannel kann ech mich noch god erennern. Min Onkel froawte mich eines Daachs, ob ech moa bet wöll, en Koh i d`r Benfe abzehoarln. Hä hadde noch en gore Landwirtschaft on och einje Köh im Stall stoah. Natürlich woll ech bet.ät wor noch fröh im Joahr, on i de höhere Loawe wor d`r Schnee noch net all geschmolze. Morjens fröh si m`r loass, öwer Affermich, Sollwich, rob ob de Isestroaße on durch de Schwanche i Richtung Benfe. Dät he orwe noch Wenter wor, ha m`r schwinn fästegestallt, ät wor noch rächt rötschich.

Irjendwann koam os im Wald ob einmoa einer bet n`r Koh entgäje, dät wor se, die m`r horln wolle.  E jonges schönes Dier, gefläjt, dätt konne einem gefalln. Min Onkel härret noa moa eingehend begutachtet on beklobbt. Währenddäm loarbet de Bur, dä se gebroacht hadde, dät Dier so öwermäßig, dät m`r meinte, ät könn känn bässern Koh me gä. Awer dät gehorte ja zum Geschäft. Noadäm all Loarbeshymne durch worne, on och de lätzte Pröfung durch de Onkel abgeschloasse wor, wur d`r Kaufpreis entrechnet, on mir sin ob de Röckwäch gegange.

Zur Stärkung broachte d`r Onkel ob eimoa e Paket Donge us d`r Jackdäsche. Die hadde äm de Oma morjens noch schwinn i de Däsche gestobbt. So en Stärkung konn m`r och langsam gebruche.

Ech durfte de Koh laije, a d`r eine Hand de Koh, i d`r anner en Schenkedong. Ech hadde det Geföhl, d`r Onkel pröfte dät Dier ömmer noch von henne.

Wie m`r va d`r Isestroaße durch so en Hoahlwäch noa Sollwich absteeje, moss ech irjendwie ob en Issflatsche geträre sin, ech loaw ohne Vorwarnung ob dem Hennern, de Koh noch fäste am Streck. Wie et koam, ech weiß et net, or ob die Koh meinte, sie mösste us Sympathie betfalln, sie feel och on kibbte i däm Hoahlwäch me ob de Röcke wie ob de Sidde, doa loawe m`r ze zweit. Ech han so rechtich laut: „Sche....“ gesät, de Koh machte nur eimoa laut: „Muuh!“ vor Schräck blewe m`r en ziddlang leije. Plötzlich meinte min Onkel, hä stonn doa on lachte:“Itz sehn ech doch wernichstens moa de Mämm van däm Dier!“

 

 

 

Übersetztung:

 

 

Der kleine Grenzverkehr

 

 

Auch bei den kleine Rivalitäten zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen, wie den Siegerländern und den Wittgensteinern oder Hessen, war kein Grund, dass nicht doch manches Geschäfft hin und her gemacht wurde. Die konnten auf vielerlei Art abgewickelt werden. Da ging es um die Arbeitsstelle im anderen Kreis, oder eine Hochzeit, wenn eine Frau dem „Lockruf“ aus dem Wittgensteiner folgte, ab und zu auch einzelne Männer nach der einen oder anderen Richtung, oder um einen Viehhandel. Wobei ich gleich den Handel auf das Vieh beschränken will. Es gibt also Berührungspunkte unabhängig von all den kleine gegenseitigen Streitereien.

An so einen Handel kann ich mich noch sehr gut erinnern. Mein Onkel fragte mich eines Tages, ob ich mit wollte, eine Kuh in Benfe abzuholen. Er hatte noch (gute) Landwirtschaft und auch einige Kühe im Stall (stehn). Natürlich wollte ich mit. Es war noch früh im Jahr und in den höheren Lagen war der Schnee noch nicht alle geschmolzen. Morgens früh sind wir losgegangen, über Affolderbach, Sohlbach rauf zur Eisenstrasse und durch Hainchen (?Übersetzung nicht ganz sicher) in Richtung Benfe. Das hier oben noch Winter war hatten wir schnell festgestellt, es war noch richtig rutschig.

Irgendwann kam uns im Wald auf einmal einer mit einer Kuh entgegen, dass war sie, die wir holen wollten. Ein junges schönes Tier, gefläckt, die konnte einem gefallen. Mein Onkel hat sie noch einmal eingehend begutachtet und beklopft. Währenddessen lobte der Junge, der sie gebracht hatte, das Tier so übermäßig, dass man meinte, es könnte keine bessere Kuh mehr geben. Aber das gehörte ja zum Geschäft. Nachdem alle Lobeshymden durch waren, und auch die letzte Prüfung des Onkels abgeschlossen war, wurde der Kaufpreis bezahlt und wir haben uns auf den Rückweg gemacht.

Zur Stärkung holte der Onkel auf einmal ein paar Butterbrote aus der Jackentasche. Die hatte ihm die Oma morgens noch schnell in die Tasche getan. So eine Stärkung konnten wir auch langsam gebrauchen.

Ich durfte die Kuh führen (laije = an der Leine halten) , an der einen Hand die Kuh, in der anderen ein Schinkenbrot. Ich hatte das Gefühl, der Onkel prüfte das Tier immer noch von hinten.

Wie wir dann von der Eisenstrasse durch einen Hohlweg (stark „ausgefahrener“ Waldweg mit Fahrrinen) nach Sohlbach runter gingen muß ich irgendwie auf eine Eisfläche geraten sein, ich lag ohne Vorwarnung auf dem Hintern, die Kuh noch fest am Strick. Wie es kam, ich weiß es nicht, oder ob die Kuh meinte sie müßte aus Sympathie mitfallen, sie fiehl auch und kippte in dem Hohlweg mehr auf den Rücken wie auf die Seite, da lagen wir zu zweit. Ich hatte so richtig laut: „Schei....“ gesagt, die Kuh machte nur einmal richtig laut: „muuh“ . Vor Schreck blieben wir eine Zeit lang liegen. Plötzlich meinte mein Onkel, er stand da und lachte: „ Jetzt seh ich doch wenigstens mal die Euter von dem Tier“ !

 

Orginaltext von Karl Josef Görg, hier etwas verkürzt, aus dem Siegerländer Heimatkalender von 2000. Frei übersezt von Petra Klein.

 

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